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Rosenschmerz (German Edition)

Rosenschmerz (German Edition)

Titel: Rosenschmerz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannsdieter Loy
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ein Halbbruder von Katharina
sind, Silbernagls Tochter. Die er verstoßen hat – oder die ihn verlassen
hat, wie man’s nimmt. Haben Sie das die ganze Zeit schon gewusst? Schon als sie
anfing, Rosen im Voglwirt zu verkaufen?«
    Chili bot sich ein seltsames Bild. Der Mann, der soeben noch triefte
vor Selbstbeherrschung, brach zusammen. Speckbacher schlug die Hände vors
Gesicht und fing an zu jammern, wobei er seinen Oberkörper hin und her wiegte.
Er wimmerte und grunzte unverständliches Zeug. Ruckartig hörte er nach kurzer
Zeit damit auf und starrte aus dem Fenster. In die Stille hinein ertönte ein
Magenknurren. Chili war sich nicht sicher, ob es von ihm stammte oder von ihr
selbst.
    »Und ich hätt mich fast verliebt in sie«, murmelte er immer noch
weinerlich. »Aber der Niki, der war schneller.« Zaghaft schüttelte er den Kopf.
»Naa, so was. Meine eigene Schwester.«
    Sein furchtsamer Tonfall irritierte Chili. Und abgenutzt sah er aus,
fand sie. Abgenutzt und verbeult.
    Dann erschien Eva M. auf der Bildfläche.
    Fast unbemerkt war sie um die Ecke gehuscht und hatte sich zu den
beiden gesetzt, Chili gegenüber. Ihre Miene sprach Bände. Evas Gespräch mit
Frau Riemerschmid war augenscheinlich erfolgreich gewesen, las Chili aus ihren
Augen.
    »Sind Sie ab und zu traurig, Herr Speckbacher?«, begann Eva M.
»Niedergeschlagen? Antriebslos? Leiden Sie unter Schlafstörungen?«
    Aha, dachte Chili. Sie spielt auf eine Depression an. Vielleicht lutscht
der liebe Robert ja am Daumen.
    Speckbacher richtete sich auf. »Was soll das denn nun schon wieder?«
    Eva M. zog ein Röhrchen Fluopram – gelbe Hülle mit rotem
Kreis – hervor und hielt sie ihm hin. »Kennen Sie die?«
    Flammende Röte überzog Speckbachers Gesicht. Er sackte in sich
zusammen. Wie konnte sich ein Mensch in Sekundenschnelle dermaßen verändern?
Vom Hotelmanager zum Glöckner von Notre Dame. Er verfiel wieder in dieses
unverständliche Grunzen.
    Chili hielt sich nicht lang damit auf. Sie erhob sich, trat zur
Seite und wählte Ottakrings Nummer. Sie hatte keine Gewissensbisse, ihn in
seiner Münchener Zweisamkeit zu stören. Sie waren in ihren Ermittlungen an
einem Punkt angelangt, an dem der Chef hermusste.
    Eine gute Stunde später war er da.
    *
    »Hören Sie, Speckbacher. Nun ist Schluss mit gemütlich.
Rücken Sie raus mit der Sprache.« Er war im Bild. Die Kolleginnen hatten ihn
kurz über den Sachstand informiert. Sofort knöpfte er sich Speckbacher vor.
    »Zwei Dinge interessieren uns. Erstens: Sie behaupten, nichts davon
gewusst zu haben, dass Katharina Silbernagl Ihre leibliche Schwester ist. Wie
aber ist ihre Verbindung zueinander in Wirklichkeit? Und zweitens: Sie haben
uns bisher verschwiegen, dass Sie an Depressionen leiden. Na gut, niemand gibt
das ohne Not preis. Aber zufällig nehmen Sie dasselbe Präparat wie Niki
Kirchbichler ein. Ich hab Sie persönlich gefragt, ob Sie die Bezeichnung
Fluopram schon einmal gehört haben. Und ob Sie gewusst haben, dass Herr
Kirchbichler unter Depressionen gelitten hat. So eng, wie Sie befreundet waren,
gehe ich davon aus, dass es auch da einen Zusammenhang gibt. Also, noch ein
letztes Mal, Herr Speckbacher: Raus mit der Sprache!«
    Seine Stimme klang scharf. Er spielte kurz mit dem Gedanken, den
Mann mitzunehmen und in der Direktion zu verhören. Doch im selben Augenblick
ließ er die Idee wieder fallen. Denn es galt, eine Reihe von Dingen zu
erledigen, die keinen Aufschub duldeten. Er tauschte einen flüchtigen Blick mit
Chili. Sah, dass sie seiner Meinung war.
    »Bitte fragen Sie weiter, Toledo«, sagte er mit Nachdruck. Und zu
Speckbacher gewandt: »Sie haben Glück, Herr Speckbacher. Eine Frau nimmt sich
Ihrer an.«
    Mit wenigen Schritten war Ottakring im Musiksalon. Er
setzte sich hinter den Flügel und ließ die Atmosphäre auf sich wirken. Wir
werden diese Geschichte nie lösen, dachte er, wenn wir nicht herausfinden, wo
die Verbindungen bestehen und was hinter ihnen steckt. Eine Verdächtige saß in
U-Haft. Er drückte ein paar schwarze Tasten. Es klang kläglich. Wie aber war
Kirchbichlers Beziehung zu Katharina? Die von Kirchbichler zu Speckbacher?
Welche Rolle spielte Vater Silbernagl in Bezug auf seine Tochter? Welche in
Bezug auf seinen Sohn? Und umgekehrt? Was war mit Katharina und Morlock?
Und – war die Riemerschmid tatsächlich so naiv, wie sie vorgab? Man hatte
schon Pferde kotzen sehen. Der Specht bildete sich ja sogar ein, ihm,
Ottakring, fehle ein Alibi für die

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