Rosentod: Thriller (German Edition)
der Proleber Straße stören ein paar Baustellen die Verfolgung, aber der Kellner schöpft keinen Verdacht. Kurz vor der Ortschaft Proleb winkt Koschinsky den grauen Golf vorbei und bleibt etwa fünfzehn Meter hinter ihm. An jener Stelle, an der die Gemeindestraße in einer scharfen Rechtskurve nach Niklasdorf führt, fährt der Toyota geradeaus weiter. Die Verfolger im Golf hintendrein.
„Er ist jetzt in Köllach“, melden die Kollegen von der Observationsgruppe. Gleich darauf berichten sie, dass der Toyota rechts abbiegt. Dort ist eine Sackgasse, die hinunter zum Fluss führt.
Die Beamten im Golf sollen an der Kreuzung stoppen und auf ihn warten, befiehlt der Ermittlungsleiter und fragt Maringer, ob er sich in dieser Ecke auskennt. Der nickt.
Was erwartet sie da unten?
Ländliche Umgebung. Ein paar Einfamilienhäuser, ein Bauernhof und ein Restaurant, das schon seit Jahren gesperrt ist. Dahinter liegen Wiesen und Felder, an deren Rand eine Art Karrenweg auf dem Damm die Mur entlang führt. Vier Kilometer weiter trifft er auf einen abgetrennten Flussarm, der unter dem Namen Alte Mur oder Silbersee bekannt ist. Ein Paradies für Fischer. Ansonsten bevölkern bloß Spaziergänger, Jogger und Mountainbiker dieses Naturparadies. Kein schlechter Ort für ein Geheimtreffen.
Sie warten ein wenig. Dann übernehmen Koschinsky und Maringer die Spitze. Schon wieder ziehen Wolken auf, und das Licht wird ganz flach. Neben der schmalen Fahrbahn tauchen die ersten Gebäude auf. Langsam folgen sie einer Linkskurve. An ihrem Ende finden sie das ehemalige Wirtshaus. Der weiße Toyota steht direkt davor.
„Raus hier“, zischt Koschinsky, zieht die Pistole, springt aus dem Wagen und macht sich schussbereit. Die Kollegen aus dem Golf übernehmen die Außensicherung, während Maringer vorsichtig die Klinke des gläsernen Hauptportals drückt. Es ist verschlossen.
„Links herum“, flüstert Koschinsky und zieht auch schon los. Ein Zaun. Dahinter ein kleiner Garten und rechter Hand eine Eingangstür. Sie steht weit offen.
„Lass mich das machen“, meint Maringer und schiebt sich am Teamleiter vorbei. „Gib mir Feuerschutz.“
„Alles klar.“
Wie die wilde Sau saust Maringer los und stürmt ins Haus. Augenblicke später kniet bereits Koschinsky neben dem Türstock und streicht mit dem Lauf seiner Pistole den Gefahrenbereich ab.
„Küche und Gastzimmer sind sauber“, schreit Maringer. Nach und nach durchsuchen sie jetzt alle Räume. Maringer immer ein paar Schritte voraus, Koschinsky dahinter. In der Toilette steht das Fenster offen.
Hastig überprüfen sie auch noch das Obergeschoss. In einem der Zimmer steht ein Bett mit Schlafsack. Zwei Reisetaschen liegen am Boden. Auch Kleidung und Toilettartikel werden gefunden. Und Speisereste.
„Sag der Bezirksleitstelle Bescheid“, murmelt Koschinsky müde. „Wir brauchen alles, was zwei Beine hat und läuft. Ach ja. Die Vierbeiner auch. Und einen Hubschrauber. Komm schon. Beeilung.“
Als Maringer vor die Haustür tritt, fallen erste Tropfen. Fluchend springt er in den Dienstwagen und setzt seine Funksprüche ab.
Blitze leuchten am Horizont. Donner grollt.
Ein heftiges Gewitter bricht los.
Eine gute Stunde später blinzelt schon wieder die Sonne vom Firmament.
Kriminalbeamte laufen hektisch durch die Gegend, fragen den Nachbarn Löcher in den Bauch oder telefonieren mit Gott und der Welt. Mannschaftstransportwagen karren Uniformierte heran, folgen dem unbefestigten Weg auf dem Damm und verschwinden ganz weit östlich. Gleichzeitig landet ein Hubschrauber auf dem Feld.
Koschinsky steht neben einem weißen Mercedes, den er hinter dem Bauernhof entdeckte. Der Wagen ist mit einem klappbaren Taxischild ausgerüstet, das macht ihn verdächtig. Soeben sperrt die Spurensicherung das Gelände rund ums Auto ab und beginnt mit der Arbeit. Währenddessen klettert Maringer in den Helikopter, der mit knatternden Rotoren abhebt und mit einem hohen Singen gegen Osten zu wegzieht.
Ein paar Schritte weiter spricht Nüssler mit der Presse, die kaum noch in Zaum zu halten ist. Im Hintergrund errichten die Uniformierten eine Einsatzleitstelle und fordern Verstärkung aus den umliegenden Bezirken und der Landeshauptstadt an. Die Sache hier wächst sich zu einer Großfahndung aus und die gehört koordiniert. Generalstabsmäßig.
Lustlos schlängelt sich Chefinspektorin Magistra Ulla Spärlich durch eine Gruppe Uniformierter und schaut zu, wie einer ihrer Mitarbeiter den Bauern und
Weitere Kostenlose Bücher