Rosentod: Thriller (German Edition)
Einkaufstempel eingebunden ist. Ulla und Nüssler sitzen genau gegenüber der geschichtsträchtigen Mauer mit den gotischen Spitzbogenfenstern, die effektvoll beleuchtet sind. Jetzt kommt auch schon Koschinsky, begrüßt Ulla galant mit Handkuss und deutet auf den leeren Platz neben sich. Joe setzt sich.
Erst trinken sie Prosecco. Dann nimmt die Kellnerin ihre Bestellungen auf. Ulla entscheidet sich für Penne. Üppig und scharf. Die Herren halten sich an Fisch und Meeresfrüchte und reden über Politik. Das Restaurant ist bekannt für die Qualität seiner Speisen. Trotzdem kann Ulla das Essen nicht genießen.
Sie isst langsam und bedächtig. Solange sie den Mund voll hat, hat sie noch eine Galgenfrist. Wenig später ist diese vorbei. Kaum schiebt sie den leeren Teller zurück, erkundigt sich Nüssler danach, was sie auf dem Herzen habe.
Ein Seitenblick zu Joe. Der schaut sie an, als wolle er sie umarmen. Zögernd entschließt sich Ulla, erst einmal das Feld aufzubereiten, um dann im passenden Moment zum Kern der Sache zu kommen. Also informiert sie die drei Herren darüber, woher die Gesteinsbrocken stammen, mit denen Elke Röhm im Fluss versenkt worden war. Dann erläutert sie die Diebstähle aus dem Betriebsgelände der Alteisenhandlung Schurrek, berichtet von den Ermittlungen an der Uni und endet mit der Expertise der Tatortgruppe zu den Handschellen, von der Maringer und Koschinsky noch nichts wissen.
Betroffenes Schweigen.
„Wie kommt denn so einer wie Aschenbrenner zu polizeieigenen Gerätschaften?“, fragt Joe nach einer Weile.
Dass gerade er mit seiner Frage einen Bezug zu Aschenbrenner herstellt, gibt Ulla zu denken. „Wieso Aschenbrenner?“, hakt sie nach.
„Immerhin ist er der Hauptverdächtige“, mischt sich Koschinsky listig ein. „Oder?“
„Ein Geländewagen spielt offenbar auch eine Rolle“, ergänzt Ulla unschuldig und linst wachsam in die Runde. „Und ein dunkel gekleideter Typ.“
„Zu blöd, dass der alte Schurrek den Mann nicht näher beschreiben kann und sich nicht das Kennzeichen notierte“, ärgert sich Maringer.
„Ja. So ein Pech“, murmelt Ulla und erntet einen amüsierten Blick von Koschinsky.
Jetzt muss sie es sagen. Da hilft alles nichts. Gestern Abend war sie wieder einmal im Moonlight, setzt sie an. Dort zeigte sie der Kellnerin ein Foto.
Lautes Klingeln unterbricht sie. Koschinskys Handy. Mit einer entschuldigenden Geste erhebt er sich, tritt zur Seite und führt ein kurzes Telefongespräch.
„Was ist denn?“, erkundigt sich Nüssler ungehalten.
„Die Kollegen von der Observationsgruppe“, schnaubt der Grazer Kollege aufgeregt und nickt Maringer zu. „Es geht los.“
Noch ein paar leise, klärende Worte zu Nüssler und schon sind sie weg.
„Na, so was. Tschüss, ihr Lieben“, stammelt Ulla fassungslos, stochert lustlos im Dessert und wirft ihrem Chef einen genervten Blick zu.
Der antwortet mit einem nichtssagenden Achselzucken.
Dann lädt er Ulla auf einen Grappa ein.
***
Alles läuft bestens.
Routiniert hängt der graue Golf hinter dem Zielfahrzeug und meldet alle zehn Minuten per Funk die Position. Bei so wenig Verkehr müssen die Verfolger einen verdammt großzügigen Abstand halten, um nicht aufzufallen.
20 Minuten später ist immer noch alles beim Alten. Der Kellner ist allein im Wagen und fährt sehr zügig. Trotz der engen, kurvenreichen und nassen Fahrbahn, die zunächst bergan führt, schneidet er nahezu jede Kurve. Sein Fahrstil wird erst wieder etwas ziviler, als das Stahlwerk Donawitz am Horizont auftaucht.
Plötzlich ziehen Wolken auf. Begleitet von immer heftigerem Wind. Ein kurzer, starker Regenguss macht die tiefen Spurrillen auf der Fahrbahn zur Gefahr, und der Golf gerät einige Male bedenklich ins Schlingern, doch der Kellner in seinem Toyota fährt, als sei die Straße staubtrocken.
Bei der nächsten Positionsmeldung am Ortseingang lauern Maringer und Koschinsky schon am Bahnhof, während ein weiterer Zivilstreifenwagen der Kripo vor der Universität einparkt und damit die Zufahrt zur Innenstadt abdeckt.
Koschinsky überlässt nichts dem Zufall. Kurz bevor das Zielfahrzeug am Bahnhof eintrifft, befiehlt er den Verfolgern, sich weiter zurückfallen zu lassen. Dann ist der Toyota heran, Maringer und Koschinsky klemmen sich hinter den Kellner. Maringer achtet darauf, ja nicht zu weit aufzuschließen. Das gelingt auch ganz gut.
Hatte es vor zehn Minuten noch heftig geregnet, scheint jetzt plötzlich wieder die Sonne. Auf
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