Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rosentod: Thriller (German Edition)

Rosentod: Thriller (German Edition)

Titel: Rosentod: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Peter Vertacnik
Vom Netzwerk:
Herz brechen.
    Der Alkohol massiert ihre Seele, wenn auch bloß für kurze Zeit. Bald werden die Zweifel wieder stärker. Kopfschmerzen. Eine Schmerztablette und dann ab ins Bad. Kalt duschen, zurück ins Bett und in die Kissen gekuschelt. Ihr Gehirn gibt keine Ruhe. Auf einmal hat sie eine Scheißangst davor, völlig durchzudrehen.
    Welcher Tag ist heute? Mittwoch. Und was zeigt die Uhr? Kurz nach fünf. Wenn das mit Joe gut ausgeht, macht sie wieder etwas aus sich, schwört sie. Wenn er mit der Sache nichts zu tun hat, wird sie ein besserer Mensch. Hastig schaltet sie das Licht an, holt einen Kugelschreiber und notiert die Namen jener Menschen, denen sie etwas abzubitten hat. Mutter, schreibt sie hin. Carola. Lukas.
    Frühstück? Heute tut es ein Appetitzügler. Das Schreiben ihres kleinen Halbbruders fällt ihr ein. Der Talisman. Wo hat sie den bloß hingelegt? Da liegt er ja. Mit einem verlorenen Lächeln streichelt sie die bunten Bindfäden und den mühsam zugeschnittenen Karton. GLÜCK. Das kann sie jetzt irrsinnig gut gebrauchen. Ab sofort wird sie den Glücksbringer bei sich tragen. Kann ja wirklich nicht schaden.
    Drei Stunden später.
    Eigentlich ist Ulla völlig fertig. So verzweifelt und zerschlagen hat sie ihren Arbeitsplatz schon lange nicht mehr betreten. Sogar der Journalbeamte bemerkt es und schaut ganz bedrückt, als er ihr eine Mail in die Hand drückt. „Die Technikabteilung der Landespolizeidirektion teilt mit, dass Handschellen mit den Fabrikationsnummern P 14.000 bis P 17.500 dem Bundesland Steiermark zugewiesen sind“, zitiert Ulla nachdenklich aus dem Schreiben. „Bei der Ausgabe an die neu in den Dienst gestellten Beamten wird zwar die Tatsache von Übergabe und Übernahme, nicht jedoch die Fabrikationsnummer der ausgegebenen Gerätschaften festgehalten. Im Hinblick auf das gestrige Ersuchen der Kripo Leoben wurden die Leiter der einzelnen Organisationseinheiten angewiesen, die Vollständigkeit der Ausrüstung ihrer Mitarbeiter umgehend zu überprüfen und zu melden.“
    Die Dinger stammen also aus einem steirischen Standort. Die Sache spitzt sich zu. Soll sie Nüssler ihren Verdacht gegen Joe beichten, oder nicht? Alles in ihr wehrt sich dagegen. Aber wenn es ihr auch zehn Mal den Magen dabei umdreht: Sie ist Kriminalbeamtin. Sie muss ihren Vorgesetzten ins Vertrauen ziehen. Ohne Rücksicht auf Verluste. Seufzend beschließt sie, ihm erst einmal einen Bericht zu den Handschellen vorzulegen. Als Einstimmung.
    Neun Uhr. Die Besprechung mit den Gruppenleitern läuft wie von selbst. Sie bekommt nicht viel mit, was die Herren so erzählen. Ob sie mit Joe reden soll? Aber der ist sowieso schon wieder mit Koschinsky unterwegs. Die Chefinspektorin sitzt wie auf Nadeln, nickt ein paar Mal zu den Ausführungen der Herren und bringt den diesmal sehr einseitigen Informationsaustausch zu einem raschen Ende. Als ihre Mitarbeiter das Besprechungszimmer verlassen, kann sie kaum noch denken.
    Nüssler ruft an und macht Druck in Sachen Handschellen. „Klären Sie, wo diese Dinger verloren wurden. Und von wem“, befiehlt er. Noch ein paar Worte über die Pressearbeit im Mordfall Röhm und über die erwarteten Hinweise, die immer noch ausbleiben. Dazu noch die eine oder andere Unmutsäußerung.
    Was Ulla angeht, ist das Gespräch reine Hinhaltetaktik. Im Grunde ist sie mit den Gedanken längst schon anderswo und fragt sich permanent, wie sie mit den Verdachtsmomenten gegen Joe umgehen soll. Schließlich bittet sie Nüssler um eine gemeinsame Besprechung mit dem gesamten Ermittlungsteam. So rasch wie möglich.
    „Wieso das?“, bellt der Major.
    Es gäbe da einiges zu diskutieren, behauptet sie nervös. Wichtige Dinge.
    Die Stellvertreterin nervt ihren Boss, das ist nicht zu überhören. Aber dann hat er einen Einfall. „Wir können diese Besprechung ja auch zeitsparend mit dem Mittagessen koppeln“, schlägt er vor. „Ich organisiere das. Zeit und Ort des Treffens werden Sie rechtzeitig erfahren.“ Schon legt er auf.
    Unfreundlicher Idiot. Der hat überhaupt kein Benehmen. Geistesabwesend erledigt Ulla ein paar Schreibarbeiten und versucht, dabei nicht an Joe zu denken, doch das gelingt ihr nicht.
    13 Uhr. Nüssler, Koschinsky und Maringer erwarten Ulla in einem beliebten italienischen Restaurant, das im modernsten Shoppingcenter des Stadtzentrums untergebracht ist. Das Lokal nützt den mit einem Glasdach bedeckten Hof des ehemaligen Dominikanerklosters, der architektonisch geschickt in den

Weitere Kostenlose Bücher