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Rosenwahn

Titel: Rosenwahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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kennengelernt und war frisch verliebt.
    In Georgs Innerem herrschte ein ziemliches Durcheinander. Astrid gegenüber wechselten seine Gefühle ständig zwischen Festhalten und Loslassen. Er kannte sich bei sich selbst nicht mehr aus. In dem Bemühen, seine Beziehung wieder ins Lot zu bringen, war er heute jedenfalls kein Stück weitergekommen. Aber sein Fehler war es nicht gewesen, dachte Georg trotzig. Er nahm einen letzten Schluck Rotwein. Wahrscheinlich sollte er nicht so viele Gedanken auf das verfahrene eheliche Miteinander verschwenden und die Wochen in Steffens Haus einfach als einen Urlaub vom Familienalltag genießen. Und außerdem war es wohl am besten, sich darin zu üben, die Dinge auf sich zukommen zu lassen.
     

     

     

     

     

Kapitel III
    »Selbstverständlich habe ich Respekt vor ihm, schließlich ist er der Ältere. Aber trotzdem hab ich meinem Bruder damals natürlich Vorwürfe gemacht!« Der nicht sehr große, gedrungene Mann mit den fröhlich wirkenden Gesichtszügen beugte sich über die Computertastatur auf seinem Schreibtisch hinüber zu den Beamten und gestikulierte lebhaft mit beiden Händen. »Seine Familie muss man im Griff haben, verstehen Sie!« Er zwinkerte Angermüller und Jansen verschwörerisch zu. Die gerade erhaltene Nachricht, dass man die sterblichen Überreste seiner Nichte gefunden hatte, schien der Seelenruhe von Volkan Durgut keinen Abbruch zu tun.
    »Ich sag meiner Frau zum Beispiel: Du brauchst nicht arbeiten, du bleibst zu Hause, bisschen kochen, bisschen putzen, aber vor allem musst du die Kinder erziehen, und wenn sie Scheiße bauen, erzählst du mir das und ich kümmere mich dann um die Erziehung. Sollst du mal sehen, dann passiert das kein zweites Mal, verstehen Sie?« Mit sich selbst offensichtlich sehr zufrieden, lehnte er sich wieder zurück in seinen Bürostuhl.
    »Aha. Und wie machen Sie das, wenn Sie sich um die Erziehung der Kinder kümmern?«, wollte Angermüller von Volkan Durgut wissen. In einem dunklen Anzug und blütenweißem Hemd saß der vielleicht 40-Jährige breit hinter dem Schreibtisch seines kleinen Reisebüros den Kommissaren gegenüber.
    »Hören Sie, ich bin der Vater, und wenn ich meinen Kindern was sage, dann gehorchen die auch. Und wenn nicht …« Er hob seine Hand zu einer eindeutigen Geste hoch und grinste. »Warum soll ich es anders machen als mein Vater? So ist er groß geworden, so bin ich groß geworden und so werden meine Söhne auch groß, verstehen Sie? Und an mir sehen Sie, es funktioniert.«
    Angermüller verzog keine Miene. Sein Gegenüber setzte sich auf und das Grinsen wurde noch breiter.
    »Können Sie sich noch erinnern an die Zeit vor drei Jahren, als Ihre Nichte ihr Elternhaus verlassen hat?«
    »Aber natürlich, Herr Kommissar. Wir waren alle geschockt! Ich meine, ich hatte nicht so viel zu tun mit meiner Nichte. Nur mein Bruder beklagte sich manchmal bei mir. Meral war ein schwieriges Mädchen. Er hätte ihr schon viel früher zeigen müssen, wo’s langgeht, verstehen Sie?«
    »Hat er das denn getan, nachdem Meral von zu Hause weg war?«, fragte Angermüller aufmerksam.
    Volkan Durgut machte eine unwillige Bewegung. »Konnte er ja nicht. Wir haben sie ja nicht gefunden.«
    »Sie haben ihm geholfen, Meral zu suchen?«
    Durgut zuckte mit den Schultern. »Ich hab ihn und seinen Sohn ein paar Mal mit meinem Wagen irgendwohin gefahren. Ich kann mein Geschäft ja nicht immerzu allein lassen, verstehen Sie?«
    »Waren Sie damals auch in Eutin oder dort in der Nähe mit den beiden?«
    Der Stuhl quietschte bedrohlich, als Volkan Durgut sich schwer zurück gegen die Lehne fallen ließ. »Ich weiß nicht mehr, wo wir überall waren. Aber Eutin …«, er schüttelte den Kopf. »Eutin waren wir nicht. Mehr kann ich dazu nicht sagen.«
    Angermüller beobachte ihn genau und nickte. »Was wissen Sie über die damals geplante Hochzeit Ihrer Nichte mit ihrem Cousin Burak in der Türkei?«
    »Eigentlich war alles klar. Die Familien waren sich einig. Bis das dumme Mädchen abgehauen ist. Kein Mädchen, keine Hochzeit, verstehen Sie?«
    »Und das hat nicht zu Unmut in der Verwandtschaft geführt?«
    Der Türke hob die Schultern und machte ein unwissendes Gesicht. »Ey, was fragen Sie mich? Ich bin nur der Onkel. Braut weg, Hochzeit geplatzt. Aus. Ende.«
    Sicher hätte Durgut dazu noch viel mehr erzählen können, aber Angermüller merkte deutlich, dass er nicht wollte.
    »Ihr Bruder ist gerade auf Besuch in der Türkei?«
    »Ja, stimmt.

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