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Rosskur: Ein Allgäu-Krimi

Rosskur: Ein Allgäu-Krimi

Titel: Rosskur: Ein Allgäu-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Seibold
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Lechbruck ankam und der Kollege ihn von der Rückbank aus zu Uwe Drehers Motorradwerkstatt lotste, merkte er, wie die Wirkung der Schmerztablette nachließ. Aber es lag nicht am Kopfweh, dass er den Bahnhof, von dem Haffmeyer ständig sprach, nicht fand: Es war keiner da, nur Drehers Adresse enthielt den Straßennamen Am Bahnhof.
    »Nach Lechbruck kam früher der Zug aus Marktoberdorf, in den Fünfzigern auch der Schienen-Straßen-Omnibus, der abwechselnd auf Gleisen und Asphalt fuhr«, erklärte Haffmeyer. »Die Strecke wurde in den Siebzigern aber stillgelegt und abgebaut. Wenn Sie möchten, können Sie heute auf dem ehemaligen Bahndamm radeln: Da sind zwei ehemalige Strecken zu einem achtzig Kilometer langen Rundkurs verbunden, das wird als Dampflokrunde vermarktet.« Ihm war unschwer anzusehen, dass er selbst das Herumradeln für keine gute Idee hielt.
    Der Weg zu Drehers Werkstatt führte hinter ein größeres Gebäude, und dort, auf einer nachlässig asphaltierten Freifläche, werkelte ein vollschlanker Endvierziger mit ausgedünnter Vokuhila-Frisur und einigen Bartzauseln an einem quietschgrünen Motorroller herum. Dabei zauberte er aus seinem ölverschmierten Blaumann immer neue Werkzeuge hervor oder ließ sie darin verschwinden. Aus einem offen stehenden Schuppen dudelte Bayern 3 herüber, und davor standen die unterschiedlichsten Zweiräder in Reih und Glied, manche von ausgelegten Einzelteilen umgeben.
    »Herr Dreher, hätten Sie kurz für uns Zeit?«
    Der Motorradschrauber musterte das seltsame Trio, das sich vor ihm aufgebaut hatte, dann stand er auf, wischte die Hände am Blaumann ab und schien nach einem Motorrad Ausschau zu halten, das sie mitgebracht haben könnten.
    »Worum geht’s denn?«
    »Mein Name ist Hansen, ich bin von der Kripo Kempten, und das sind meine Kollegen Fischer und Haffmeyer.«
    Drehers Blick wirkte nun ein wenig gehetzt.
    »Äh … Kripo? Wieso denn Kripo?«
    »Sind sonst eher die uniformierten Kollegen hier?«, fragte Haffmeyer. Er ging zu den aufgereihten Motorrädern, hockte sich breit grinsend neben ein Mofa und klopfte mit den Knöcheln auf dessen Auspuff.
    »Das ist nur ein Experiment, ich würde das Ding natürlich nie so auf die Straße … ich meine …«
    »Herr Dreher, wir hätten ein paar Fragen«, zog Hansen das Gespräch wieder an sich. »Und es hat nichts mit frisierten Mofas zu tun, das kann ich Ihnen versprechen.«
    Dreher sah noch immer nervös aus, aber als Haffmeyer sich wieder zu den anderen stellte, räusperte er sich und wandte sich an Hansen. »Gut, dann fragen Sie mal.«
    Hansen hielt ihm ein Foto hin, eine Detailaufnahme von Marco Schwarzackers Geländemotorrad. »Wir suchen Leute, die solche Motorräder besitzen.«
    »Geländemotorräder?«
    Dreher nahm das Foto und hielt es sich mal näher und mal etwas weiter entfernt vor die Augen.
    »Von dieser Marke gibt es in der Gegend nicht viele, zwei, drei vielleicht.«
    »Und sonst hat kein Motorrad solche Reifen?«
    »Doch, natürlich, das ist die gängigste Marke in diesem Bereich. Nicht teuer, hält ordentlich was aus und passt praktisch auf alle kleineren Geländemotorräder.«
    »Und davon gibt es mehr?«
    »Ja, klar, jede Menge. Die sind ziemlich beliebt, vor allem bei jüngeren Fahrern. Die großen Tourenmaschinen können die sich halt noch nicht leisten, und mit den alten Göppeln macht es im Gelände, auf Wanderwegen oder einfach quer über die Wiesen auch für weniger Geld schon richtig viel Spaß.« Er lächelte. »Mach ich selbst ab und zu ganz gern, aber im Moment hab ich keine solche Maschine.«
    »Zu wie vielen Motorrädern in der Gegend könnte dieser Hinterreifen denn passen?«
    »Puh … keine Ahnung, das sind schon einige.«
    »Sind da auch Kunden von Ihnen dabei?«
    »Klar, aber nicht viele. Wer so ein Ding hat, schraubt meistens selbst dran rum. Früher sind die Kids zu mir gekommen, um wenigstens noch die Ersatzteile zu kaufen, aber das besorgen die sich heute alles übers Internet.«
    »Fahren denn nur die jungen Leute solche Motorräder?«
    »Nein. Da sind die ganz Jungen, die sich nichts anderes leisten können – aber es gibt auch die Älteren, die ihre beinahe vergessene Maschine irgendwann wieder aus dem Schuppen holen. Und natürlich die Leute, die ihr Moped einfach behalten haben, weiterhin damit fahren, aber nicht mehr selbst dran schrauben wollen, weil ihnen der Beruf oder die Familie keine Zeit mehr dazu lässt. Die kommen zu mir und überlassen mir die Reparatur oder

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