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Rost

Titel: Rost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Meyer
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eingestellt.«
    »Dachte, der wäre Computerprogrammierer.«
    »Sein Job ist nach Indien gegangen«, sagte Riley. »Er besucht die
Uni, dass er später mal nicht rausfliegt wie sein Vater, aber dann …«
    Ein Kopfschütteln von Harris.
    »So was muntert doch gleich auf«, sagte Frank, »allerdings rein zynisch.
Diese Leute hatten wenig Mitgefühl mit unsereins, vor zwanzig Jahren, ich weiß
noch genau, wie ein Arsch nachdem anderen ins Fernsehen ging und mitteilte,
wir wären selber schuld, wir hätten lieber auch studieren sollen.«
    »Benny Garnics Sohn muntert das höchstwahrscheinlich wenig auf.«
    »Ich zahl ihm einen Einstiegslohn von neunzehnsechzig in der
Stunde«, sagte Frank. »Er wird sein Haus behalten können, anders als wir alle.«
    Die Besitzergattin tauchte mit einem Tablett voll Drinks auf. »Die
hier gehen aufs Haus. Vom Fetten Stan.« Der winkte von der anderen Seite seines
Tresens rüber, Harris winkte auch. Die Frau vom Fetten Stan servierte allen
dreien ein Bier und einen Whiskey, sie warf Harris allerdings nur einen kurzen
Blick zu. »Freut mich, Sheriff.«
    »Bin bloß Polizist«, erwiderte er. »Und grad nicht im Dienst.«
    »Na, freut mich trotzdem«, lächelte sie und verdrückte sich schnell
wieder.
    »Sheriff«, sagte Riley, »hoffentlich wollen Sie mir jetzt keine Handschellen
anlegen. Ich war ja so böse …«
    Harris starrte in sein Glas und überlegte. Hatte er sie je verhaftet?
War vielleicht der Bruder oder so. Der Vater oder Freund, es konnte praktisch
jeder sein. Und manche Leute wurden in der Gegenwart von Cops einfach nervös.
    »Pass auf, wenn du das trinkst. Der Fette Knabe drüben braucht
bestimmt beim Geldeintreiben Hilfe.«
    »Oder baut im Keller Gras an.«
    Harris trank. »Na, immerhin hat er kapiert, dass ich nicht billig
bin.«
    »Ja, Qualität hat ihren Preis.«
    »Nach der Frau zu urteilen.«
    »Dies ist angeblich mit der Post gekommen.«
    »Ernsthaft?« Die Frau war zwar dunkelhaarig, aber Harris war kein
Akzent aufgefallen. Und osteuropäisch war das halbe Tal.
    Ein Lachanfall von Riley.
    »Sie ist aus Scheiß-Uniontown«, erklärte Chester, »früher ist sie
in dem Laden aufgetreten, den er dort hatte, als Tänzerin.«
    »Apropos«, sagte Riley, »was macht deine Tusse, Recht und Ordnung?«
    »Welche meinst du?«
    »Na, Grace Poe. Oder nur Grace, falls du sie lieber so nennst.«
    »Keine Ahnung«, sagte Harris. »Das ist schon vor langem eingeschlafen.«
    Einen Augenblick war alles still am Tisch, und die vier Männer
schauten in verschiedene Richtungen.
    Dann drehte Chester das Glas in den Händen. »Also, weißt du, was mit
ihrem Sohn passiert ist, muss echt schwer sein für sie.«
    »Zieht euch warm an. Bald wird euch ein Eissturm ins Gesicht blasen.«
    »Jetzt mach mal halblang, Riley«, sagte Frank.
    »Ich mein’s ernst. Wir sollten all die Jungs mal aus der Sandkiste
da drüben holen, ihnen blaue Uniformen anziehen und sie ihre M 16 s ruhig behalten lassen, und im Nu hätten wir unsere
Kriminalität auf Null. Hört auf, für diese Araber Geld zu verschwenden, lasst
es lieber hier arbeiten.«
    »Wovon redest du da«, sagte Chester.
    »Wenn wir wollten, könnten wir in drei Blocks Umkreis sofort jeden
Laden ausräumen. Das meine ich. Und nichts für ungut, Recht und Ordnung, aber
um die Stadt unter Kontrolle zu bekommen, bräuchtest du dreihundert Mann. Da
kann man kaum erwarten, dass die Kids, die bei uns aufwachsen, nicht irgendwann
auch Scheiße bauen.«
    »So weit ist es noch nicht. Noch leben wir nicht in Anarchie, was
meinst du, Bud?«, erkundigte sich Chester.
    »Nein, bei weitem nicht.«
    »Na, einige zerreißen sich das Maul darüber, was es heißen würde,
wenn tatsächlich wer mit einem Mord davonkäme.«
    »Dazu kann ich nichts sagen.« Aber an die Jacke dachte er.
    »Da kocht schon die Gerüchteküche, das will Chester sagen.«
    »Mir ist das so scheißegal, Bud«, sagte Riley, »nur damit du’s
weißt.«
    »Hier könnte immer noch ein guter Ort zum Leben sein. Es muss nur
einer das Gesetz hochhalten, und das macht den Leuten Sorgen, weißt du, wenn
die Kriminalitätsrate zu hoch steigt, zieht kein Mensch mehr her, kein Mensch
will noch hier investieren und so weiter.«
    »Chester«, sagte Riley, »dieser Junge ist noch nicht mal ein
Scheißpiepsen auf der Art Radarschirm, die du meinst. Das war bloß ein
beschissener Penner, selbst wenn er’s getan hat und es keine Notwehr war.
Vermutlich hat das Dreckstück mir auch neulich das Verdeck vom

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