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Rot wie das Meer

Titel: Rot wie das Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Stiefvater
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über und über mit Blut getränkt, es rinnt ihr sogar von den Händen. Sie wendet sich der Menge zu, aber durch ihren riesigen Kopf wirkt es, als würde sie nicht uns ansehen, sondern irgendeinen Punkt im Himmel. Mir ist schwindelig und ich fühle mich fiebrig von der Hitze des Feuers, vom Anblick des Bluts. Ich scheine zu träumen und bin doch wach.
    In der Menge erhebt sich Gemurmel. Ich kann keine einzelnen Wörter verstehen, aber Elizabeth erklärt: »Es heißt, niemand hat die Muschel gefunden. Sie hat dieses Jahr keine geworfen.«
    »Die Muschel?«
    »Na, für den Wunsch«, entgegnet Elizabeth auf ihre ungeduldige Art. »Sie lässt eine Muschel fallen, und wenn man sie findet, hat man einen Wunsch frei. Wahrscheinlich hat sie sie irgendwo unten in Skarmouth geworfen und die Leute waren einfach zu blöd, sie zu finden.«
    »Wer ist das?«, fragt Finn, der sich nach langer Zeit wieder zu Wort meldet. »Die mit dem Pferdekopf.«
    »Die Mutter aller Pferde. Epona. Die Seele von Thisby und diesen Klippen.«
    Finn erklärt geduldig: »Ich meinte, wer ist die Frau darunter?«
    »Jemand, der optisch ordentlich was zu bieten hat«, sagt Elizabeth. Finns Blick senkt sich prompt auf die Brüste der Pferdefrau und Elizabeth bricht in schallendes Gelächter aus. Ich ziehe aus Mitgefühl mit Finn ein finsteres Gesicht und sie versetzt mir einen kräftigen Stoß. »Sie rufen die Reiter.«
    Sie hat recht. Die Frau mit dem Pferdekopf ist verschwunden, ohne dass ich es mitbekommen habe, und Peg Gratton hat ihren Platz auf dem Felsen eingenommen. An einem Ende des Felsens hat sich etwa ein Dutzend Männer versammelt, die darauf warten hinaufzuklettern, und es stoßen unaufhörlich neue zu der Gruppe. Ich bin ein kleines, regloses Tier.
    Elizabeth schnalzt mit der Zunge. »Du kannst noch warten, wenn du möchtest. Ihr geht alle nacheinander da rauf.«
    Meine Hände wollen nicht stillhalten, also balle ich sie zu Fäusten. Ich sehe aufmerksam zu, um zu wissen, was von mir erwartet wird. Der erste Reiter steigt die natürlichen Stufen am Ende des Felsens hinauf. Es ist Ian Privett, der älter aussieht, als er ist, weil sein Haar grau geworden ist, als er noch ein Junge war. Er stürmt über den Felsen auf Peg Gratton zu.
    »Ich werde reiten«, verkündet er formell, so laut, dass wir alle es hören. Dann streckt er Peg seine Hand entgegen und sie ritzt mit einer winzigen Klinge seinen Finger, die Bewegung zu schnell, um viel zu erkennen. Privett hält seine Hand über den Felsen und es muss Blut hinuntertropfen, obwohl ich zu weit weg bin, um es zu sehen.
    Schmerzen scheint er jedoch keine zu haben. Dann sagt er: »Ian Privett. Penda. Bei meinem Blute.«
    Peg antwortet mit leiser Stimme, die gar nicht wie ihre klingt: »Ich danke dir.«
    Dann ist Ian wieder unten und der nächste Reiter erklimmt den Felsen. Es ist Mutt Malvern, der das Ritual wiederholt und die Hand über dem Stein ausstreckt, nachdem Peg ihn geschnitten hat. Als er sagt: »Matthew Malvern. Skata. Bei meinem Blute«, blickt er vom Felsen herunter, als suche er jemanden in der Menge, und sein Mund verzieht sich zu einer Art Nicht-Lächeln. Ich bin froh, dass es nicht mir gilt.
    Einer nach dem anderen steigen die Reiter auf den Felsen, strecken die Hände aus, nennen ihren Namen und den ihres Pferdes und einem nach dem anderen spricht Peg Gratton ihren Dank aus, bevor sie wieder gehen. Es sind so viele! Bestimmt vierzig. Ich habe schon oft die Rennberichte in der Zeitung gelesen und weiß daher, dass beim Hauptrennen am Schluss nie auch nur annähernd vierzig Reiter dabei sind. Was geschieht mit all den anderen?
    Mir ist, als könne ich das Blut vom Felsen bis hierher riechen.
    Und noch immer klettern Reiter nach oben, um sich den Finger aufschlitzen zu lassen und ihre Absicht zu reiten zu verkünden.
    Je näher der Augenblick rückt, in dem ich selbst auf den Felsen muss, desto stärker fange ich an zu zittern. Ich werde immer nervöser, gleichzeitig aber warte ich darauf, dass Sean Kendrick hinaufklettert. Ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass wir ein Rennen gegeneinander geritten sind, dass ich dabei war, als er die Stute verloren hat, dass er mir gesagt hat, ich solle mich vom Strand fernhalten, als niemand anderes mit mir geredet hat, oder einfach daran, dass sein roter
    Hengst das schönste Pferd ist, das ich je gesehen habe, aber ich bin so neugierig auf ihn, dass ich es selbst kaum fassen kann.
    Der größte Teil der Gruppe war schon auf dem Felsen, als

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