Rot wie die Liebe
Aber diese Schönheiten begreifen schnell. Pass auf.« Sie lehnte sich nach rechts, und der Drache flog in diese Richtung.
»Ein bisschen wie Motorradfahren.«
»Ja, das Prinzip ist in etwa das Gleiche. Du musst dich in die Richtung lehnen, in die du fliegen willst. Sieh dir Larkin an. Was der Mann für eine Schau abzieht!«
Larkin ritt auf einem großen, goldenen Drachen und drehte elegante Schleifen und Loopings.
»Die Sonne ist beinahe untergegangen«, erwiderte Cian. »Warte noch ein paar Minuten, damit ich nicht verbrutzele, und dann zeigen wir ihm was für sein Geld.«
Blair warf ihm einen Blick über die Schulter zu. »Du bist wirklich viel lockerer geworden, das muss ich sagen.«
»Wann hättest du schon jemals ein Blatt vor den Mund genommen?«
»Sie trägt die gesamte Last der Welt, und wenn das, was ihr beide miteinander habt, es ihr ein bisschen leichter macht, bin ich dafür. Larkin hat mir ein wenig von meiner Last genommen, deshalb kann ich nur hoffen, dass es für euch auch so funktioniert.«
»Du überraschst mich, Dämonenjägerin.«
»Ich überrasche mich selbst, Vampir, aber so ist das eben. Die Sonne ist untergegangen. Bist du bereit für eine kleine Vorführung?«
Erleichtert schlug er die Kapuze seines Umhangs zurück. »Dann wollen wir es deinem Cowboy doch mal zeigen.«
12
Davey war jetzt seit fast fünf Jahren bei Lilith. Sie hatte seine Eltern und seine kleine Schwester an einem warmen Sommerabend auf Jamaika abgeschlachtet. Mit dem Pauschalurlaub in der Nebensaison – Flug, Hotel und Frühstück inklusive – hatte Daveys Vater seine Frau zum dreißigsten Geburtstag überrascht. In ihrer ersten Nacht dort hatten sie berauscht von der Ferienatmosphäre und zahlreichen Cocktails ihr drittes Kind gezeugt.
Das hatten sie natürlich nicht gewusst, und wenn die Dinge anders gelaufen wären, hätte ein drittes Kind Urlaub in den Tropen für die kommenden Jahre auch unmöglich gemacht.
Aber dies war ohnehin ihr letzter Familienurlaub.
Es war während einer von Liliths kurzen und leidenschaftlichen Trennungen von Lora. Aus einer Laune heraus war sie nach Jamaika gereist und vergnügte sich dort mit Einheimischen und ab und zu mit einem Touristen. Aber der Geschmack der Männer, die sie in den Bars aufgabelte, war ihr langweilig geworden.
Sie wollte Abwechslung – etwas Frischeres und Süßeres. Und in der jungen Familie fand sie genau das, was sie suchte.
Den Spaziergang der Mutter und des kichernden kleinen Mädchens am Strand im Mondlicht beendete sie schnell und gewaltsam. Trotzdem hatte es sie beeindruckt, wie heftig sich die Mutter wehrte, um ihr Kind zu beschützen. Als sie ihren Hunger gestillt hatte, hätte sie den Mann und den kleinen Jungen, die nichts von alldem mitbekommen hatten, ruhig weiter in der Brandung spielen lassen können, aber sie wollte sehen, ob auch der Vater für seinen Sohn kämpfen würde.
Und das hatte er getan – und er hatte dem Jungen zugeschrien, er solle weglaufen.
»Lauf weg, Davey, lauf weg«, hatte er geschrien. Und die Angst um seinen Sohn hatte sein Blut umso köstlicher gemacht.
Aber der Junge war nicht weggelaufen. Auch er hatte gekämpft, und das hatte sie noch mehr beeindruckt. Er hatte getreten und gebissen und war ihr sogar auf den Rücken gesprungen, um seinen Vater zu retten. Dieser wilde Angriff in Verbindung mit seinem engelsgleichen Gesicht hatte in ihr den Entschluss entstehen lassen, ihn umzuwandeln, statt auch ihn auszusaugen.
Als sie seinen Mund auf ihre blutende Brust gedrückt hatte, hatte sich in ihr ein Gefühl geregt, das sie noch nie für jemanden empfunden hatte. Es war eine beinahe mütterliche Regung, die sie faszinierte und entzückte.
Und so wurde Davey ihr Hündchen, ihr Spielzeug, ihr Sohn, ihr Liebhaber.
Es freute sie, wie schnell und natürlich er sich in die Verwandlung fügte. Als sie und Lora sich wieder versöhnt hatten, wie sie es jedes Mal taten, hatte Lilith ihr gesagt, dass Davey ihr Peter Pan sei. Der kleine Junge, der ewig sechs Jahre alt blieb.
Allerdings musste er wie jeder Sechsjährige versorgt, unterhalten und unterrichtet werden. Und das umso mehr, als ihr Davey ein Prinz war und daher sowohl große Privilegien als auch Pflichten hatte.
Diese besondere Jagd war beides.
Er zitterte vor Aufregung, als sie ihm die grobe Kleidung eines Bauernjungen anzog.
Und sie musste lachen, als sie seine leuchtenden Augen sah, während sie ihm Schmutz und Blut ins Gesicht schmierte.
»Kann ich es
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