Rot wie die Liebe
die Leute jubeln, wie die Kinder lachen. Das ist der Klang der Hoffnung. Der Klang und der Anblick.«
»Sie hierher zu holen, damit sie sich reiten lassen, und sie dazu zu bringen, sich im Kampf wie Schlachtrösser zu verhalten, sind zwei verschiedene Dinge, Moira. Aber du hast Recht, es ist ein wunderschöner Anblick und ein Klang voller Hoffnung.«
Sie beobachtete, wie die Drachen zur Landung ansetzten. »Es gibt bestimmt wenig, was du in all deinen Jahren nicht getan hast.«
»Wenig«, stimmte er lächelnd zu. »Aber auf einem Drachen bin ich noch nie geritten. Und du hast Recht, ich möchte es gerne. Lass uns hinuntergehen.«
Es war immer noch so hell, dass er den verdammten Umhang gegen das Licht brauchte. Aber trotzdem entdeckte Cian, dass auch er noch überrascht und bezaubert sein konnte – als er in die goldenen Augen eines jungen Drachen blickte.
Die geschmeidigen Körper waren mit großen, leuchtend bunten Schuppen besetzt, die sich glatt wie Glas anfühlten. Die Flügel waren durchsichtig, und sie hielten sie eng an den Körper geklappt, wenn sie grasten. Am faszinierendsten jedoch waren die Augen. Sie schienen vor Interesse und Intelligenz, ja sogar Humor förmlich zu leuchten.
»Wir haben uns gedacht, die Jüngeren sind leichter zu trainieren«, sagte Blair.
»Larkin kann hervorragend mit ihnen kommunizieren, selbst in seiner regulären Gestalt. Sie vertrauen ihm.«
»Dadurch fällt es ihm wahrscheinlich noch schwerer, sie in der Schlacht einzusetzen.«
»Ja, mein Mann ist ein Weichei, und wir haben stundenlang darüber diskutiert. Er hat gehofft, er könnte uns überreden, dass wir sie nur zu Transportzwecken benutzen.
Aber es verschafft uns einfach einen zu großen Vorteil, wenn wir sie bei der Schlacht einsetzen könnten. Allerdings muss ich zugeben, dass mir selbst nicht so wohl bei dem Gedanken ist.«
»Sie sind wunderschön – und so unverdorben.«
»Letzteres werden wir ändern.« Blair stieß einen Seufzer aus. »Alles ist eine Waffe«, murmelte sie. »Na ja, möchtest du mal in die Luft gehen?«
»Darauf kannst du wetten.«
»Das erste Mal fliegst du mit mir. Ja, ja«, sagte sie, als sie seinen Gesichtsausdruck sah. »Du fliegst dein eigenes Flugzeug, reitest und läufst an Hochhäusern hinauf. Aber du bist noch nie auf einem Drachen geritten, deshalb bin ich beim ersten Mal dabei.«
Langsam ging sie auf einen Drachen in Rubinrot und Silber zu. Sie war auf ihm zurückgeritten und hielt ihm ihre Hand entgegen, damit er ihren Geruch aufnehmen konnte. »Komm her, damit sie dich kennenlernt.«
»Sie?«
»Ja, ich habe mir ihre Wasserleitung angeschaut.« Blair grinste.
Cian legte dem Drachen die Hand auf die Flanke und ließ sie langsam zu seinem Kopf gleiten. »Na, du bist aber prachtvoll.« Leise begann er auf Gälisch zu murmeln.
Das Drachenmädchen reagierte mit entzücktem Schwanzwedeln.
»Hoyt geht mit ihnen genauso um wie du.« Blair nickte zu Hoyt hinüber, der vor einem saphirblauen Drachen stand. »Muss wohl in der Familie liegen.«
»Hmm. Warum besteigt denn Ihre Majestät alleine einen Drachen?«
»Sie hat schon einmal auf einem gesessen. Das heißt, sie hat Larkin in Drachengestalt geritten, deshalb weiß sie, wie es geht. Zumal sie auch erst kürzlich geritten ist.«
»Wie bitte?«
»Ich meine nur so. Ihr beide seht wesentlich entspannter aus als gestern.« Sie grinste ihn an und schwang sich auf den Drachen. »Allez hopp!«
Er stieg genauso auf, wie er an Wänden hinaufhuschte, mit einem mühelosen, eleganten Sprung. »Gar nicht so zerbrechlich«, kommentierte er. »Und viel bequemer, als sie aussehen. Eigentlich gar kein großer Unterschied zu einem Pferderücken.«
»Ja, wenn du Pegasus meinst. Auf jeden Fall treibst du sie nicht mit den Hacken oder der Zunge an, sondern du machst einfach …«
Blair demonstrierte es, indem sie sich vorbeugte und dem Drachen mit der Hand über die Kehle fuhr. Mit einem Geräusch, als wenn Seide sich aufblähte, breitete der Drachen die Flügel aus, und sie stiegen in die Luft.
»Wenn du lange genug lebst«, sagte Cian hinter Blair, »machst du irgendwann einmal alles.«
»Das hier ist bestimmt eins der schönsten Erlebnisse. Aber wir müssen uns auch über die Logistik Gedanken machen. Sie müssen gefüttert und gepflegt werden, und was machen wir mit dem Drachendung?«
»Ich wette, der ist gut für die Rosen.«
Blair warf den Kopf zurück und lachte. »Könnte sein. Wir müssen die Drachen und die Reiter trainieren.
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