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Rot

Rot

Titel: Rot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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Manas hob ihn an den Mund, atmete ein paarmal tief durch und trank gierig. Mit dem Alkohol floss Wärme in den Körper und die Muskeln entspannten sich, das war fast so etwas wie ein Gefühl. Er wusste natürlich, dass ein Hitman , der lernen wollte, Angst zu haben,etwas Absonderliches darstellte, aber er hatte den Wunsch, geheilt zu werden. Alle Experten empfahlen zur Behandlung der Alexithymie einmütig eine Langzeittherapie. Das kam jedoch nicht in Frage. Medikamente und auch medizinische Fachbücher hatte er ein Jahrzehnt lang jede Menge verschlungen, ohne das geringste Ergebnis. Er musste sich ein anderes Mittel einfallen lassen.
    Im Schuppen zog er seine aus Leder sowie Kevlar- und Nomexfasern hergestellten Militärhandschuhe aus und riss das Klebeband an den mit Gummiband versehenen Ärmeln und Hosenbeinen des Schutzanzugs ab. Dann landeten der Atemschutz, die Gummistiefel sowie die Infrarotbrille auf dem Fußboden und schließlich auch sein Overall, den er mit dem Fuß an die Tür stieß. Im August war es hier abends erst nach zehn dunkel geworden, doch jetzt, nur zwei Monate später, herrschte schon gegen sechs Uhr Dunkelheit. Finnland war ein merkwürdiges Land.
    Manas war ein Profi, er hinterließ nie Spuren an den Tatorten, zumindest keine, mit denen man ihn ausfindig machen könnte. Er hatte in seiner Laufbahn Dutzende Liquidierungen ausgeführt, zweiunddreißig im Auftrag seines jetzigen Arbeitgebers und siebzehn beim KGB und FSB und in deren Alfa-Eliteeinheiten, doch nach wie vor besaß keine einzige Behörde ein anständiges Foto oder eine DNA-Probe von ihm. Es war relativ einfach, sich bei einem kurzen Einsatz zu schützen, aber es war unmöglich, keinerlei Spuren an einem Ort zu hinterlassen, an dem man sich längere Zeit aufhalten musste wie in diesem baufälligen Schuppen und der Hütte daneben. Beide mussten vernichtet werden.
    Im Werkzeugschuppen standen zwei Benzinkanister, der eine für Zweitakter, der andere für Viertakter, insgesamt etwa fünfzehn Liter. Das würde reichen, zumal sich in der Küche mehrere Liter hochprozentigen Alkohols befanden. Er spritzte den Inhalt des einen Kanisters auf die Wände und den Fußboden des Schuppens, nahm den anderen Behälter mit und verteilte das Benzin imWohnzimmer und Schlafraum der Hütte. In die Küche schüttete er den Schnaps aus zwei Flaschen.
    Er griff nach einem Lappen auf dem Abwaschtisch, um ihn anzuzünden, da flutete plötzlich grelles Licht durch die Fenster herein. Er bewegte sich im Schutz der Wand zum Hinterausgang, während jemand an die vordere Tür hämmerte und in Finnisch einen Befehl oder eine Frage brüllte, die er nicht verstand. Manas zündete den Lappen an und warf ihn auf die benzingetränkten Dielen des Wohnzimmers, gerade als die Eingangstür krachend aufflog. Er stürzte zum Hinterausgang hinaus, kurz bevor die Polizisten hereinstürmten. Man hörte ein lautes Rauschen, als die Hütte Feuer fing und innerhalb weniger Sekunden in hellen Flammen stand, die bis zur Decke hochschlugen, alle Textilien erfassten und die Polizisten.
    Manas rannte etwa zwanzig Meter in den Wald, bis er nicht mehr vom Lichtkegel des Polizeiautos erfasst wurde, dann lief er hinter den Schuppen. Aus der Hütte hörte man Schmerzensschreie.
    Er nahm vom Holzstoß an der Seitenwand rasch ein Stück Birkenrinde, zündete es mit seinem Butanfeuerzeug an und schob es zwischen die Wandbretter und den Fußboden. Die Sekunden verstrichen, aber das Benzin auf dem Fußboden im Schuppen wollte nicht brennen. In der Dunkelheit konnte Manas nicht erkennen, wo die Bretterwand Löcher hatte … Doch plötzlich loderten Flammen hoch und er hob instinktiv die Hände vors Gesicht.
    Manas rannte los, quer durch den Wald bis zu seinem Auto. Die Lage hier war unter Kontrolle: Alle Spuren und Beweise würden verbrennen, die Feuerwehr könnte nicht schnell genug vor Ort sein.
    * * *
    Clive Grover saß im Pub The Windsor Castle an einem Fenstertisch, schaute hinüber zum künstlichen See im Regent’s Park und überlegte, ob irgendein Tourist oder ein Einheimischer an seinemfreien Tag dem kühlen Londoner Oktoberwetter die Stirn geboten hatte und in einem Ruderboot über den See geschaukelt war. Grover hatte sich nach dem Verlassen des Queen’s Parks müde gelaufen, dabei über sein Leben nachgedacht und war schließlich hier gelandet, um etwas zu essen und darauf zu warten, dass sich sein »Betreuer« Wasili Golowkin meldete. Es wunderte ihn, dass der MI5 ihn immer noch

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