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Rot

Rot

Titel: Rot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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Informationen über die Zerstörung dieser Satelliten haben«, sagte eine höchstens dreißigjährige, selbstbewusst gekleidete Blondine, die einen Kopf größer war als Betha, und reichte ihr einen Bericht.
    »Und du bist wer?«
    »Colleen Carter. Eine Analytikerin vom Yankee-Desk.«
    Ein neues vielversprechendes Talent, vermutete Betha Gilmartin, die junge Frau war von ihrem Chef wohl kaum zufällig hergeschickt worden. »Erspare mir die Mühe, das zu lesen, und erkläre, was ihr herausgefunden habt.«
    »Der erste der drei Satelliten wurde exakt an derselben Stelle wie die Trägerrakete der Firma Master Space Systems zerstört«, berichtete Colleen Carter. Sie setzte sich auf den Besucherstuhl, ohne abzuwarten, dass sie dazu aufgefordert wurde, und schlug ein Bein über das andere. Bei einer leichten Kopfbewegung nach vorn hätte Betha gesehen, dass Colleens Slip schwarz und noch dazu mit Spitze besetzt war.
    Betha Gilmartin bemerkte, dass sie Colleen Carter mochte.
    »Eigentümer des Konsortiums Master Space Systems sind die Rüstungsunternehmen Almas-Antei aus Russland, unsere BAE Systems und die deutsche Velum Raumfahrttechnik.«
    »Diese Zusammensetzung ist aufschlussreich«, sagte Betha Gilmartin, ihr Interesse war geweckt. »BAE Systems steht im Verdacht,allen möglichen Missbrauch begangen zu haben, der Name des Konzerns ist bei den Ermittlungen zu Mundus Novus schon ein paarmal aufgetaucht. Über Almas-Antei sind garantiert die russischen Nachrichtendienste an den Aktivitäten von Master Space Systems beteiligt.«
    »Das Überraschendste fand sich trotzdem bei der deutschen Firma«, fuhr Colleen Carter fort und wirkte ein bisschen schadenfroh. »Eigentümer von Velum ist nämlich der österreichische AEM-Konzern, dem wiederum über seine Investmentgesellschaften ein Teil des alten Fabrikgebäudes am Rande der Stadt El Obeid im Sudan und des Forschungszentrums in der Nähe von Osintorf in Weißrussland gehört. Kommt Ihnen das nicht irgendwie bekannt vor?«
    »Hol’s der Henker. Beides Immobilien, die Mundus Novus genutzt hat. Wir müssen sofort Verbindung zu den deutschen Behörden aufnehmen und …«
    »Schon passiert«, verkündete Colleen Carter.
    Betha Gilmartin wusste nicht, ob sie sich über die Selbstsicherheit der jungen Frau aufregen oder amüsieren sollte. »Warum wurde diese Verbindung nicht schon früher festgestellt?«
    »Der AEM-Konzern besitzt nur einen geringen Anteil an den Immobilien, etwa zehn Prozent. Und gegen das Unternehmen lag bisher weder der Verdacht irgendwelcher Straftaten vor, noch war es Gegenstand von Ermittlungen.«
    »Das wird sich jetzt schnell ändern. Los, mach dich an die Arbeit«, befahl Betha Gilmartin.
    Colleen Carter zögerte. »Darf ich noch etwas fragen? Ist es wirklich möglich, dass eine derart große Organisation wie Mundus Novus jahrelang geheim bleibt?«
    Betha Gilmartin lachte. »Möglich ist alles. Jede beliebige Organisation kann geheim bleiben. So wie beispielsweise die Gladio-Strukturen, ein während des Kalten Krieges von der NATO in den westeuropäischen Staaten geschaffenes Netzwerk von Untergrundarmeen.Es konnte in vielen demokratischen Ländern über vierzig Jahre lang geheim agieren, obwohl es sowohl für Provokationen und die Untergrabung der Demokratie als auch für Terrorakte verantwortlich war. So starben bei dem Bombenanschlag in Bologna 1980 fünfundachtzig Menschen.«
    »Das wusste ich gar nicht.« Colleen Carter schaute Betha Gilmartin ehrfürchtig an.
    »Wir Briten, oder genauer gesagt wir vom SIS, waren für die Geheimarmeen in Frankreich, Belgien, Holland, Portugal und Norwegen zuständig, die Amerikaner für die in Schweden, Finnland und anderswo in Europa. Die geheimen Armeen sollten den Kampf gegen den Kommunismus fortsetzen, falls es der Sowjetunion gelänge, Westeuropa zu besetzen. Die Operation Gladio wurde kurz nach dem Zweiten Weltkrieg ins Leben gerufen und erst ab 1990 so richtig aufgedeckt.«
    Plötzlich klingelte Betha Gilmartins Privathandy in der Tasche ihres Blazers. Sie meldete sich zügig in der Hoffnung, etwas Neues über Clive Grovers Verhöre zu erfahren. Dabei bedeutete sie Colleen Carter mit der Hand, das Zimmer zu verlassen.
    »Morgen«, sagte Kara zur Begrüßung, obwohl Mittag längst vorbei war. »Albert meinte, du seist wieder zur Arbeit gefahren. Aber du bist doch noch krankgeschrieben. Hast du die Nase voll von den Rosen, vom Krocket oder vom Kartenspielen?«
    »Hier sind alle möglichen … überraschenden

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