Rot
Fracht, und die war für seine Pläne nicht geeignet …
Das Tempo der Autoschlange beschleunigte sich, als nach der Auffahrt Finnoo die zulässige Höchstgeschwindigkeit auf hundert Stundenkilometer anstieg. Plötzlich sah Manas etwa zweihundert Meter vor sich einen Sattelzug, der Stahlträger transportierte, die sicher Dutzende Tonnen wogen. Der Laster schien so schnell zu fahren, wie es sein Geschwindigkeitsbegrenzer zuließ – achtzig. Das würde reichen. Weit vorn war die Abfahrt Nöykkiö zu sehen, danach verengte sich die Straße auf zwei Spuren und unterquerte eine massive Brücke. Die Autos auf der rechten Spur wechselten eins nach dem anderen auf die linke Spur, zwischen dem BMW und dem Lastzug mit den Stahlträgern befanden sich noch drei Pkw, dann zwei, einer …
Manas wechselte die Spur, gab Gas und fuhr neben den Sattelzug, um dem BMW, seinem Zielobjekt, zuvorzukommen. Dann drosselte er sein Tempo auf achtzig, um den Laster nicht zu überholen und befand sich nun genau neben der Zugmaschine. Er drückte einen Knopf und das rechte vordere Seitenfenster des Land Rover surrte herunter. Die EMP-Bazooka auf dem Beifahrersitz wog fast zwanzig Kilo, aber Manas hob sie mühelos mit einer Hand hoch und legte ihr Rohr ins offene Fenster. Der Abstand bis zum nächsten Auto vor ihm betrug weit über hundert Meter. Er schaute prüfend in den Rückspiegel und hoffte, dass der BMW den Sattelzug überholte, bevor es jemand anders tat, denn in dem Falle müsste er noch einmal von vorn beginnen, und so eine gute Gelegenheit würde sich vor dem Golfplatz kaum noch einmal bieten. Als er im Rückspiegel hundert Meter hinter sich auf der Überholspur einen Kleintransporter sah, der beschleunigte, schüttelte er den Kopf …
Im selben Augenblick tauchte der von Erno Laamanen gesteuerte weiße BMW in seinem Rückspiegel auf, und jetzt war er auf gleicher Höhe mit dem Sattelzug. Der Kirgise zielte mit der EMP-Bazookaauf die Zugmaschine, die neben ihm fuhr, wartete, bis sie unter der Brücke waren, drückte ab, trat das Gaspedal durch und ließ den Lastzug und den BMW hinter sich.
Der elektromagnetische Puls der EMP-Bazooka legte die Elektronik und sämtliche elektrischen Vorrichtungen des Sattelzuges auf einen Schlag lahm. Die Bremssysteme des Aufliegers und des zusätzlichen Anhängers blockierten. Doch die vierzigtausend Kilo schwere Stahllast setzte ihre Bewegung mit achtzig Stundenkilometern fort, stieß gegen die Wände des Aufliegers, gegen die Decke und die Träger der Brücke, gegen die Zugmaschine und den BMW der Kabinettsmitglieder. Auf dem Länsiväylä regnete es Stahl.
* * *
Der Leiter der Aufklärungsabteilung Klasu Nyman saß im Beratungsraum »Niete« der KRP im dritten Stock, knetete seinen grell orangefarbenen Stressball und fragte sich, was zum Teufel hier eigentlich los war. Er hatte seine ersten achtzehn Lebensjahre im Dorf Myran bei Närpiö im Gestank von Nerzkot verbracht, nach der Polizeischule fünf Jahre lang die Straftaten finnischer Kleinkrimineller untersucht und nach der Polizeifachhochschule seit zehn Jahren bei der KRP in Mordfällen ermittelt. Also wusste er genau, dass in diesem Lande Auftragskiller benutzt wurden, um Drogenkriminelle hinzurichten, um im Erbfall einen Verwandten aus dem Wege zu räumen oder bei extrem angespannten menschlichen Beziehungen Sterbehilfe zu leisten. Eher selten kam es hier vor, dass Hitmen Dekane und Bankpräsidenten ins Jenseits beförderten. Für die Ereignisse in Espoo musste irgendeine plausible Erklärung gefunden werden.
»Auf dem Länsiväylä starben der Fahrer des Lastzugs mit den Stahlträgern, Erno Laamanen und Risto Kankare. Einer von meinen Leuten und zwei Theologiestudenten um die zwanzig wurdenschwer verletzt«, sagte Nyman mit lauter Stimme, klopfte mit dem Finger auf den Bericht, der auf seinem Tisch lag, und ließ den Blick von einem Kollegen zum anderen wandern. Anwesend waren Mitarbeiter sowohl der Aufklärungsabteilung und der Abteilung für Gewaltverbrechen als auch der SUPO. »Verdammt noch mal, was ist mit dem Lastzug passiert?«
»Das ist erst ein vorläufiger Bericht, man sollte keine allzu weit gehenden Schlussfolgerungen ziehen«, erwiderte die junge Kriminalhauptwachtmeisterin aus der Abteilung für Gewaltverbrechen.
»Was sagen die Augenzeugen? Und unsere Leute, die Laamanen und Kankare gefolgt sind?«, fragte Nyman.
»Kurz vor dem Unfall … oder was auch immer es gewesen ist, fuhr neben der Zugmaschine ein Geländewagen,
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