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Rote Gruetze mit Schuss

Rote Gruetze mit Schuss

Titel: Rote Gruetze mit Schuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Krischan Koch
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dort ... Also, sie lag bewusstlos da und Jörn presste ihr ein Kissen ins Gesicht.« Ketels gestikuliert vor Aufregung mit beiden Armen, dem gesunden und dem verbundenen. »Verdammt, aber ich hab ihn nicht erschossen!«
    »Wie kommen Sie denn darauf, dass Herr Brodersen erschossen wurde?«
    »Ja, also, ich dachte«, stottert Ketels.
    »Du hast dir die alte Jagdflinte geschnappt. Stand ja schussbereit da. Musst uns hier nicht für blöd verkaufen«, schnauzt Thies ihn an.
    »Und das Verhältnis, das Brodersen mit Ihrer Frau hatte, war für Sie nicht der einzige Grund, ihn aus dem Weg zu räumen. Wir sind bei unseren Ermittlungen nochauf etwas ganz anderes gestoßen.« Im Gegensatz zu ihrem Kollegen bleibt die Kieler Kommissarin ganz ruhig im Ton. »Es existiert da eine Lebensversicherung von Jörn Brodersen, Begünstigte ist Ihre Schwester Lara.«
    »Ja und? Das is doch nichts Besonderes bei verheirateten Leuten.« Ketels’ Stimme klingt in diesem Moment etwas fester.
    »Wir wundern uns nur, dass die Versicherungssumme deutlich erhöht wurde, und zwar erst nach dem Eintreten des Versicherungsfalles«, behauptet Nicole Stappenbek einfach ins Blaue.
    Leif Ketels bekommt schon wieder diesen flackernden Blick. »Woher haben Sie denn diese Information?«
    »Wir haben mit Ihrer Hauptniederlassung in Nürnberg gesprochen.«
    Ketels zupft fahrig an seinen Barthaaren. »Mit wem? Mit Seidelmaier?«
    »Dat sind laufende Ermittlungen«, funkt Thies dazwischen. »Da können wir jetzt noch gar nix sagen. Aber eines weiß ich mit Gewissheit, Leif, nämlich dass ich mehr als eine Versicherung bei dir abgeschlossen hab, Haftpflicht, Hausrat, Feuer und so weiter und so weiter.«
    »Ja und?«
    »Und? Ja, nix! Ich bin bei euch in Nürnberg im System überhaupt nicht registriert!«
    »Wer behauptet das?«, fragt Ketels unsicher.
    »Wer? Is doch scheißegal! Die kennen mich in Nürnberg überhaupt nicht! Kannst du mir das mal erklären? Und was is mit den ganzen anderen Versicherungen hier in Fredenbüll?«
    Ketels läuft jetzt wie ein aufgescheuchter Hase durchs Wohnzimmer. Wie ein Jäger sein Wild verfolgt ihn Thies mit seinen Blicken und überlegt, ob sie Leif gleich verhaften sollen. Thies’ Blick bleibt kurz am Wohnzimmerregal hängen, wo es sich eine Hasenfamilie aus bemaltem Ton gemütlich gemacht hat. Er sieht schon überall Hasen. Es ist zum Verrücktwerden. Und dann fällt Thies der alte Postschrank in der Remise ein. Hatte das leere Fach nicht auch ein Hasensymbol? War das vielleicht das Fach von Leif Ketels? Während Ketels immer panischer über den Wollteppich hetzt, verständigen sich die beiden Polizisten mit einem kurzen Blick.
    »Fluchtgefahr?«, flüstert Thies, ohne dass der Versicherungsmann es mitbekommt.
    Nicole nickt und niest zweimal hintereinander. »Herr Ketels, wir benötigen noch Ihre Fingerabdrücke und eine Speichelprobe. Das können wir nicht hier machen. Und dann würde uns auch noch interessieren, wie Ihr Schwager in den Mähdrescher kam. Ich muss Sie bitten, uns aufs Revier zu begleiten. Wir müssen Sie dann auch dortbehalten, bis die Verdachtsmomente gegen Sie geklärt sind.«
    »W-w-was denn für ein Revier?«, stottert Ketels.
    »Ja, wat denn! Dienstnebenstelle Fredenbüll!«, ruft Thies empört.
    »Es handelt sich um eine vorläufige Festnahme.«
    Ketels hat noch gar nicht ganz verstanden, dass er gerade verhaftet wird. »Ich muss Sie darauf hinweisen, dass Sie das Recht haben, die Aussage zu verweigern ... Wenn Sie wollen, können Sie einen Anwalt benachrichtigen.Sie können sich ein paar persönliche Sachen einpacken.« Die Kommissarin hat sich von ihrem Sessel erhoben. »Thies, willst du Herrn Ketels begleiten.« Sie nickt ihm aufmunternd zu.
    Ganz schön routiniert, wie Nicole das macht, denkt Thies. In den letzten Tagen sind sie ein richtig gutes Team geworden.
    Dann bugsiert Thies Ketels in Richtung Treppe, die nach oben zum Bad führt. »Komm, Leif, auf geht’s, Zahnbürste, Rasierzeug, Unterhose zum Wechseln. Nur das Nötigste!«

26
    »Verehrte Huberta, was ist nur los in unserem beschaulichen Fredenbüll«, säuselt Müller-Siemsen. Der Hamburger Professor trägt in Erwartung des Kammerkonzertes einen schlabbrigen weißen Sommeranzug und dazu den unvermeidlichen Strohhut. Er sieht aus, als wolle er in einem Tschechow-Stück mitspielen. Huberta von Rissen begrüßt ihn mit Küsschen.
    »Von einem toten Biobauern lassen wir uns nicht unser Händel-Konzert verderben, nicht wahr, lieber

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