Rote Gruetze mit Schuss
Spusi-Mann. »Was ermittelt Thies denn?«, fragt sie blauäuig.
»Du warst doch auch, ich sach mal, kriminaltechnisch unterwegs«, sagt Klaas mit dem Handy am Ohr.
Er zuckt die Schultern. »Is nur die Mailbox dran.« Er sieht Antje vielsagend an.
»Oh, oh«, sagt die Imbisswirtin nur.
28
Eine größere Abordnung des Feuerwehrfestes macht sich auf die Suche nach dem Fundort des roten Schuhs. Angeführt von Susi und Frauchen Antje marschiert die Gruppe zielstrebig aus dem Ort hinaus Richtung Neutönningersiel. Die Gesellschaft ist insgesamt ein bisschen wackelig auf den Beinen. Der Hund ist wahrscheinlich der einzig Nüchterne.
Antje hält ihm immer wieder den roten Pumps unter die Nase und ruft energisch »Susi, such!«.
Susi sieht kurz zu ihrem Frauchen hoch, schnuppert an dem Damenschuh und läuft mit hängender Zunge weiter. Ab und zu dreht sie sich um, ob auch alle hinterherkommen. Klaas leuchtet die Straße mit seiner Taschenlampe aus.
»Alle Achtung, Taschenlampe immer dabei«, sagt Mike Börnsen anerkennend zu dem Postboten.
»Klar, wenn ich im Dunkeln zustellen muss.«
Doch gegen das helle Mondlicht in dieser Nacht ist der schummrige Lichtkegel auf dem Asphalt kaum zu erkennen. Klaas leuchtet einige der Straßenschilder an, die wegen der Bauarbeiten am Fahrradweg aufgestellt sind. Absolutes Halteverbot, Fahrbahnverengung, in kürzesten Abständen wechselnde Geschwindigkeitsbegrenzungen und immer wieder das Dreieck mit dem Bauarbeiter neben dem Sandhaufen. Die Straßenmeistereides Landkreises hat aufgestellt, was an Schildern da war.
»Dass Thies und seine Kommissarin jetzt nich dabei sind, is schon irgendwie blöd ... ganz wohl is mir dabei nich«, sagt Klaas zu Börnsen. »Sind wir denn überhaupt befugt, zu ermitteln?«
»Na klar, das müssen wir sogar. Ich bin ja da, und du bist doch auch so was wie Thies’ Assistent.«
»Auch wieder richtig.«
Susi hat das Tempo verschärft. Die Gruppe kommt kaum hinterher. Indianerin Sandra hat mit den Nachwirkungen etlicher Sekte zu kämpfen und knickt auf ihren neuen Pumps immer wieder um.
»Wo will der Hund denn mit uns hin?«, will Brandmeister Thormählen wissen, der viel lieber zurück zum Fest will.
»Richtung Neutönningersiel. Eindeutig«, sagt Klaas.
»Ob sie den Schuh an der Badestelle gefunden hat? Kinder, dat bedeutet nichts Gutes«, orakelt Antje, ganz im Tonfall einer Chefermittlerin.
»Meinst du, Swaantje is ertrunken?«, fragt Sandra entsetzt.
»Ich weiß es doch auch nicht.«
Susi ist auf dem frisch asphaltierten Fahrradweg entlanggelaufen und wartet dann auf die Gruppe.
»Wie weit is das denn noch?«
»Neutönningersiel? Noch sechs Kilometer! Hast das Schild nich gesehen?«, informiert Klaas den Spusi-Mann.
»Sechs Kilometer?! Hallooo?« Börnsen rutscht vor Schreck die blonde Tolle ins Gesicht.
»Bist auch nich so der große Wanderer, oder?«, sagt Klaas.
»Wenn ihr mich fragt, ich halt das Ganze für ’ne Schnapsidee«, findet einer der Feuerwehrleute. »Hätten wir nich fahren können?«
»Und wie soll der Hund dann die Witterung aufnehmen, mit ’m Navi, oder wie?« Antje schüttelt den Kopf. »Mann, Mann, Mann, und du bist bei der Feuerwehr.«
Susi wird unruhig. Sie umkurvt ein paar rot-weiße Leitkegel, die hier seit einer Woche an dieser Stelle stehen, seitdem die Bauarbeiten ruhen. Ab hier ist der Fahrradweg noch nicht asphaltiert. Im nächsten Stück ist der ausgehobene Graben, in dem gleichzeitig eine neue Kanalisation verlegt wird, mit gelbem Sand zugeschüttet und planiert. Der Hund läuft immer wieder kurz auf den Sand und schnüffelt.
»Sie wittert was!«, ruft Antje. Susi läuft mit leuchtenden Augen weiter. Die Meute trabt erwartungsvoll hinterher.
Ein Stück weiter beginnt rot-weiß gestreiftes Absperrband. Hier endet hinter einem Überholverbotsschild für landwirtschaftliche Fahrzeuge die gewalzte Sandstrecke. Der Graben ist noch nicht zugeschüttet, die Rohre liegen offen. Der Sandhaufen zum Verfüllen liegt schon bereit. Am Straßenrand steht eine Planierraupe, eine gelbe Warnleuchte blinkt müde in die Nacht.
Susi springt unternehmungslustig in den Graben. Mit den Vorderpfoten rutscht sie auf dem Abwasserrohr aus. Börnsen, Klaas und Antje klettern alsErste über das Absperrband. Die anderen eilen hinzu.
»Ja, wo ist die Susi?«, ruft die Imbissbesitzerin dem Hund zu. Susi bellt zweimal, stellt die Ohren auf und setzt sich neben das Rohr. »Brav! Wo is die Susi?«
»Ja, wat denn? Die sitzt da unten
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