Rote Gruetze mit Schuss
aber Nicole lässtdas anscheinend kalt. Sie hängt ihm zutraulich am Hals. Thies versucht Heike nebst Spusi-Mann zu entdecken, kann sie aber nicht finden.
»Ey, ihr Haschbrüder da vorne, könnt ihr mal was anderes spielen als diese moderne Musik!«, schreit da ein Obstbauer aus dem Nachbarort Richtung Bühne.
»Hey, Mann, der Song is vierzig Jahre alt, du Schnarchnase«, rotzt Bounty ins Mikro, während der Rest der Band weiter »Ooo, who, who« in die Mikros röchelt.
»Alter, wir wollen Metal hören«, kreischt jetzt der Schimmelreiter und kann sich dabei kaum mehr auf den Beinen halten.
»Hauke, du fährst heute nicht mehr. Kleiner Tipp von einem, der es gut mit dir meint«, ruft Thies ihm zu.
»Ja, is schon klar«, antwortet der Schimmelreiter kleinlaut. Aber im nächsten Moment brüllt er schon wieder »Highway to Hell« und reckt die Faust nach oben.
»Kommst mit nach draußen, Thies, ich muss mal eine rauchen ...« Nicole hat sich aus Thies’ Armen gelöst und schaut ihn von unten an. Sie lacht. »’n büschen Sterne gucken.«
Sie ist ganz schön wackelig auf den Beinen und hakt sich bei Thies unter.
»Ich hab wohl ein paar Klare zu viel gehabt«, lallt sie, allzu sehr um deutliche Aussprache bemüht.
»Ach was, Nicole, macht doch nix.«
Arm in Arm stolpern die beiden in die Frühlingsnacht.Im Saal entsteht derweil eine intensive Diskussion über die weitere musikalische Gestaltung des Abends.
»Spielt ma was von Howie!«, brüllt ein einsamer Trinker.
»... an der Nordseeküste!«, schreit ein anderer und klatscht in die Hände.
»Ich find die Band genial«, ruft der Typ mit dem englischen Sportwagen und will gerade Friseurin Alexandra auffordern.
»Sach ma, wollt ihr nich lieber mit eure eigenen Perlen tanzen!«, poltert einer der Feuerwehrleute und rempelt den Schnösel an.
Der lässt sich das nicht bieten und schubst seinerseits den Feuerwehrmann. Die beiden gehen aufeinander los. Der Obstbauer aus Reusenbüll, ein halbvolles Bierglas in der Hand, will auch mitmischen. Ein danebenstehendes Tanzpaar reißt es von den Beinen. Die beiden schlagen lang hin und bekommen auf dem Boden liegend gleich eine Bierdusche hinterher. Bountys Aufforderung »Echt, Leute, Peace!« heizt die Situation erst richtig an.
»Scheiß Hippie-Sprüche«, schreit einer.
Brandmeister Thormählen geht dazwischen, wird aber sofort selbst in die Schlägerei hineingezogen. Der Obstbauer langt mit der flachen Hand einmal kräftig hin, dass die Hornbrille des Jungschnösels ein paar Meter durch die Luft fliegt. Der Feuerwehrmann bekommt aus dem Rückraum unverhofft einen doppelten Küstennebel ins Gesicht. Bevor sich die Restbesetzung der Freiwilligen Feuerwehr an dem Meinungsaustausch beteiligt, schaltet sich Postbote Klaasein. Doch erst das resolute Auftreten Huberta von Rissens, assistiert von Imbisswirtin Antje, kann die Gemüter beruhigen. Mit einem gefühlvoll geschluchzten ›Tür an Tür mit Alice‹ versucht auch »Stormy Weather« zur Entspannung der Lage beizutragen. Plötzlich hört man einen spitzen Schrei, und Pensionswirtin Renate läuft wild gestikulierend hinter Hündin Susi her.
»Dat is genau das Rot!« Sie zeigt auf den Schuh, den Susi immer noch im Maul herumschleppt. »Wo is Thies? Und die Kommissarin? Dat is dasselbe Rot!« Renate ist vollkommen aus dem Häuschen.
»Wat is los, Renate?«, ruft Piet Paulsen. »Hast eine von Bounty seine Pillen genommen, oder was?« Vereinzelt hört man ein Lachen.
»Susi, bring den Schuh!«, ruft sie quer durch den Saal. »Antje, ruf du sie mal. Das is genau das Rot!«
»Renate, nu mal ganz sutsche«, versucht Klaas sie zu beruhigen. »was is denn los?«
»Susi! Aus!«, ruft Antje.
»Dat is genau das Rot von dem Kofferset, das bei mir seit ’ner Woche rumsteht. Und in genau dem Rot hat Swaantje auch Schuhe.«
»Das is Swaantjes Schuh, du hast recht. Ich hab sie schon in denen gesehen«, bestätigt Antje. »Wo Susi den bloß herhat ...?«
»Du meinst ...?«, fragt Klaas mit bedeutungsvoller Pause. Antjes Gesichtsausdruck ist besorgt.
»Susi muss uns zu der Stelle führen, wo sie den Schuh gefunden hat. Das kann sie«, sagte Antje stolz.
»Wir sollten jetzt nichts ohne Thies unternehmen.«
»Und wo ist Thies?« Klaas sucht bereits nach seinem Handy.
»Ja, der ermittelt da wohl grad was bei seiner Kommissarin. Oder wie seh ich das?«, brummt Paulsen. Die Umstehenden johlen. Sandra, Marret und einige andere sind dazugekommen. Und dann auch Heike, ohne
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