Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rote Gruetze mit Schuss

Rote Gruetze mit Schuss

Titel: Rote Gruetze mit Schuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Krischan Koch
Vom Netzwerk:
in der Grube!«, funkt der Feuerwehrmann genervt dazwischen.
    Die ganze Gruppe hat sich mittlerweile am Graben postiert und sieht zu dem Hund hinunter. Klaas leuchtet mit der Taschenlampe. Sofort geht ein Raunen durch die nächtliche Wandergruppe.
    »Was denn, ich kann gar nichts sehen.« Sandra drängelt sich aus der hinteren Reihe nach vorne, dass Brandmeister Thormählen dem Hund fast hinterherrutscht.
    Klaas tastet mit dem Lichtkegel der Taschenlampe den Graben ab.
    »Da!«, ruft Antje.
    »Wo?«, fragt Thormählen.
    Susi stupst mit ihrer Schnauze gegen etwas. Das ist eindeutig ein Fuß, ein nackter Frauenfuß, der aus einer Plastikfolie unter dem aufgeschütteten Sand herausstakt. Die Fußnägel sind fliederfarben lackiert. Susi scharrt weiter und legt einen zweiten Fuß frei, der in einem roten Pumps steckt. Der Hund setzt sich stolz vor seine Beute. Er wirft Frauchen hechelnd einen kurzen Blick zu, dann bewacht er wieder den roten Pumps.
    »Ach, du Scheiße!«, stöhnt der Feuerwehrmann. »Ich glaub das jetzt nich!«
    Apachin Sandra wird schlagartig zum Bleichgesicht.»Swa-a-antje«, haucht sie und kämpft mit dem Gleichgewicht.
    In dem Moment muss der Mond ein Stück weitergezogen sein. Denn auf einmal fällt ein fahler Lichtstrahl wie ein Bühnenscheinwerfer in den ausgehobenen Graben direkt auf zwei kalkweiße Frauenfüße, die in dem Licht der Taschenlampe eben nur diffus zu erkennen waren. Der hochhackige Schuh leuchtet knallrot aus dem Dunkel heraus. Die Nägel des anderen Fußes schillern unheimlich violett. Den Anwesenden hat es die Sprache verschlagen. Außer KTU-Mann Börnsen, der unversehens einen klaren Kopf hat.
    »Freunde, zurücktreten. Antje, vor allem muss dein Hund da schnell raus.« Börnsen hat sofort sein Handy gezückt. »Scheiße, Nicole, jetzt geh schon ran, das darf doch nich wahr sein. Scheißmailbox«, sagt er nervös. »Nicole meld dich, wir haben hier eine Tote ... an der Straße nach ...«
    »... Neutönningersiel«, rufen alle im Chor.
    »Wir müssen den Fundort hier sichern. Aber haben wir nicht wenigstens schon mal ’ne Schaufel?«
    »Ist das so eilig?«, fragt Klaas. »Den toten Brodersen haben wir auch erst mal in seinem Mähdrescher liegen lassen.«
    »Na, die Kollegen werden begeistert sein, dass sie schon wieder am Sonntag randürfen.«
    »Ich mach denen auch wieder Rote Grütze«, sagt Antje. Besonders begeistert klingt das allerdings nicht. Und auch den anderen, die die nächtliche Wanderung eben noch als Partyevent betrachtet hatten, stehen verschrecktund mucksmäuschenstill vor der Baugrube und starren auf die bleichen Füße der toten Swaantje.
    Durch die Stille dringt plötzlich das Röhren eines Motors, das allen Anwesenden sehr vertraut ist. Aus Richtung Fredenbüll leuchten sechs Scheinwerfer auf. Der Schimmelreiter bringt seinen perlmuttfarbenen Corolla mit quietschenden Reifen zum Stehen. Das Auto rutscht ein Stück auf die Gruppe zu, bevor es zum Stehen kommt. Hauke Schröder springt heraus: »Es brennt!«
    Einige drehen sich zu ihm um. »Ach wat, wir ham hier, ’ne Tote«, ruft einer der Feuerwehrleute.
    »Es bre-e-e-n-nt!« Die Stimme des Schimmelreiters überschlägt sich.
    »Wieso? Wo? Ich seh nix«, sagt Brandmeister Thormählen.
    »Verdammte Scheiße, darf doch nich wahr sein, der alte Stall auf ’m Gut brennt und die gesamte Feuerwehr von Fredenbüll steht hier an der Baustelle vom Fahrradweg und macht einen kleinen Nachtspaziergang, oder was?«
    »Ein Brand?« Mike Börnsen guckt interessiert aus dem Graben raus.
    »Dat kommt heute Abend aber dicke«, stellt Klaas mit kühlem Kopf fest. »Und ausgerechnet jetzt machen Thies und seine Kieler Sprotte die Fliege.«
    »Hauke, wie viel Mann kriegst in dein’ Wagen rein?«, fragt Oberfeuerwehrmann Thormählen auf einmal sehr energisch.
    »Darf Hauke überhaupt noch fahren?«, fragt Antje. Thormählen winkt ab. Und schon zwängen sich fünfFeuerwehrleute zwischen die Tausend-Watt-Boxen in Haukes Corolla.
    In dem kleinen Waldstück neben dem Gut der von Rissens ist ein rötliches Leuchten zu sehen wie beim Bikebrennen oder beim Osterfeuer. Und plötzlich haben alle den Brandgeruch in der Nase.

29
    »Da, schon wieder ’ne Sternschnuppe.« Nicole Stappenbek zeigt zum Himmel. Sie hat Thies den Arm um die Taille gelegt. In der anderen Hand hält sie die brennende Zigarette. Arm in Arm stolpern sie über den Deich. Nicole bleibt ein paarmal in den Löchern hängen, die die Schafe in den Deich getreten haben.

Weitere Kostenlose Bücher