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Rote Lilien

Rote Lilien

Titel: Rote Lilien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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an dem Abend, als du, Mitch, zum ersten Mal hier gewesen bist.«
    »Das werde ich nie vergessen.«
    »In jener Nacht hat sie uns ihren Namen gesagt«, ergänzte Roz.
    »Stella hat sie irgendwie dazu gebracht, uns ihren Vornamen zu nennen.«
    »Ja. Und seitdem hat sie Stella eigentlich in Ruhe gelassen, nicht wahr? Stella hätte es uns gesagt, wenn die Träume wiedergekommen wären oder wenn sonst etwas mit ihr passiert wäre.«
    »Der Schwerpunkt verlagerte sich auf Roz«, sagte Mitch. »Genau.«
    Hayley war froh, dass die beiden ihr folgen konnten. »Und es war viel intensiver, stimmt'ŸŸs, Roz? Wie Wachträume.«
    »Ja, und Amelia wurde immer gewalttätiger.«
    »Je enger deine Beziehung zu Mitch wurde, desto verrückter hat sie sich gebärdet. So etwas bringt sie auf die Palme. Um ein Haar hätte sie dich getötet. Aber als es brenzlig für dich wurde, da hat sie dir geholfen. Seitdem, seit eurer Verlobung - seit eurer HochzeitŸŸ, ist Ruhe.«
    »Allem Anschein nach ja.« Roz ging zu Hayley und strich ihr tröstend über den Arm. »Jetzt hat sie dich aufs Korn genommen, stimmt'ŸŸs?«
    »Ich glaube, ja. Ich glaube, der Umstand, dass wir drei - du, Stella und ich - in diesem Haus gelebt haben, hat sie aus der Bahn geworfen.« Sie sah Mitch an und hob hilflos die Hände. »Ich weiߟ nicht, wie ich es sagen soll, aber jemand hat den Ball angestoßen, und jetzt wird er immer schneller, Wenn du verstehst, was ich meine.«
    »Ich verstehe, und was du da erzählst, ist sehr interessant. Ihr drei - drei Frauen in unterschiedlichen Lebensphasen seid zu dem Zeitpunkt, an dem ihr euch kennen gelernt habt, alle ungebunden gewesen. Das ist ein gemeinsames Merkmal, das auch für die Geisterfrau gilt. Und als sich Stella und dann Roz verliebt haben, hat das dazu geführt, dass Amelia durchgedreht ist.«
    »Hayley, hat sie dir etwas getan?«
    »Nein.« Hayley presste die Lippen aufeinander und sah von Roz zu Mitch. »Ich weiߟ, dass wir alles erzählen sollen, damit Mitch es aufschreiben kann, aber mir ist es ein bisschen peinlich. Ich weiߟ nicht, wie ich es sagen soll.«
    »Soll ich rausgehen?«, schlug Mitch vor. »Dann kannst du mit Roz allein darüber sprechen.«
    »Nein, das wäre Unsinn - von mir, meine ich. Sie wird es dir ja sowieso erzählen.« Hayley holte tief Luft. »Ich wollte mich mal für ein Stündchen entspannen und habe im Wohnzimmer oben vor dem Fernseher gesessen. Es lief gerade ein alter Schwarzweiߟfilm, und ich schätze, ich habe angefangen, mit offenen Augen zu träumen. Die wunderschönen Kleider in dem Film, das Kerzenlicht, die feinen Nachtklubs, in denen die Leute getanzt haben, und so weiter. Ich habe mir vorgestellt, wie es wäre, wenn ich ein solches Kleid tragen und mit jemandem ein Rendezvous haben würde.« Hayley machte eine kleine Pause. Sie brauchte nicht zu sagen, dass der Jemand Harper gewesen war. Das war sicher nicht wichtig. »Jedenfalls tanzen wir, verlieben uns und dann gibt es natürlich den leidenschaftlichen Filmkuss. Ihr wisst schon, was ich meine.«
    Roz lächelte. »Aber natürlich.«
    »Und während ich mir ausgemalt habe, was danach passieren könnte, bin ich wohl eingenickt. Wahrscheinlich habe ich dabei gerade an Sex gedacht.« Sie räusperte sich. »Es war nur so eine Fantasie. Kerzenlicht, Blumen, ein großes, weiߟes Bett. Wie ich mit einem Mann darin liege.« Sie schlug beide Hände vors Gesicht. »O Gott, ist mir das peinlich.«
    »Jetzt red doch keinen Unsinn. Ich würde mir Sorgen machen, wenn eine gesunde junge Frau wie du nicht an Sex denken würde.« Roz legte ihr die Hand auf die Schulter. »Es war schön. Romantisch und aufregend. Dann wurde es plötzlich anders. Oder besser gesagt, ich wurde anders. Ich war kühl und berechnend und habe mir überlegt, wie ich am besten vorgehe. Ich konnte alles spüren, seine Haut, seinen Körper, die Wärme. Es waren Rosen im Zimmer. Ich konnte Rosen riechen, dabei hatte ich doch vorher an Lilien gedacht, und im Kamin flackerte ein Feuer. Außerdem waren seine Hände anders - weich und glatt. Reich, habe ich gedacht. Und dass die Frau des Mannes sich weigert, das mit ihm zu machen, was ich mit ihm mache, und er deshalb zu mir kommt. Dass er dafür zahlt. Außerdem waren meine Haare ganz anders. Lang, blond und lockig.
    Ich habe sie gesehen, als sie mir ins Gesicht gefallen sind, aber nicht so, als würde ich zusehen, sondern als wäre ich tatsächlich dort gewesen. Ich war es selbst. Und ich habe den Mann gesehen.

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