Rote Sonne - heisse Kuesse
Rossini, die nicht auf einer Täuschung beruhte.
„Wir müssen los.“
Und Jenny folgte ihm, beugte sich erneut seinem Willen, ließ sich von ihm bei der Hand nehmen und aus dem Zimmer ziehen. Nur ihr Geist, den er nicht komplett dominieren konnte, wurde in einen Strudel der Hilflosigkeit hineingezogen, als sie schockiert feststellen musste, dass sie sich tatsächlich wünsch te , er würde sie als Frau begehren.
Diese Situation löste in ihr ein eigenartiges sexuelles Chaos aus. Sie war seit einer Woche fast ständig in seiner Nähe gewesen, in seine Welt hineingezwungen worden. Vielleicht war es ja gar kein Wunder, dass ihr normales, vernünftiges Selbst sich von seiner Attraktivität, seiner Macht und seinem gebieterischen Wesen verführen ließ. Er war genau die Art von Mann, die in albernen romantischen Träumen vorkam – ein Mann, der aus einem Aschenputtel eine Prinzessin machen konnte.
Aber dieser Prinz hatte kein Verlangen nach ihr.
Das wusste sie.
Er war entschlossen, seinen Plan in die Tat umzusetzen, das war alles, was ihn interessierte.
Bestimmt waren es die ungewöhnlichen Umstände, die sie so aufwühlten. Das Schicksal hatte sie in einer Verschwörung zusammengebracht, die diese Nähe zur Folge hatte. Aber das gilt ja nur vorübergehend, ermahnte Jenny sich streng. Wenn Dante ihre Kooperation nicht mehr brauchte, würde er sie genauso schnell und so skrupellos wieder loswerden, wie er sie für seine Zwecke eingespannt hatte.
Niemals durfte sie zulassen, dass sich irgendeine Form von Bindung zu ihm entwickelte. Sie musste sich immer wieder vor Augen rufen, dass jemand wie Dante Rossini sich nicht ernsthaft für sie interessieren würde. Er wollte nur, dass sie für kurze Zeit seine Cousine verkörperte. Wenn sie diese Rolle gut genug spielte, würde sie am Ende frei sein und konnte gehen, wohin sie wollte. Das musste ihr Ziel sein. Es würde nur Probleme mit sich bringen, wenn sie sich von ihren Gefühlen übermannen ließ, nur weil dieser Mann über eine magnetische Ausstrahlung verfügte, und Probleme hatte sie bereits genug.
Dante merkte, dass Jenny sich innerlich versteifte, als er sie zum Auto führte, mit dem sie zum Hubschrauberlandeplatz fahren würden. Sie hielt den Kopf hoch, nahm die Schultern zurück und gab sich Mühe, möglichst distanziert zu wirken, obwohl er immer noch ihre Hand hielt.
Seit er sie dazu gezwungen hatte, Isabellas Rolle einzunehmen, hatte sie ihm passiv gehorcht. Rebelliert hatte sie nur einmal, als sie sich weigerte, über ihr Leben zu sprechen. Sie hatte ihm rundweg erklärt, das ginge ihn nichts an.
Eigenartigerweise fand Dante es gar nicht so einfach, seine Neugier auf Jenny einfach abzutun. Wahrscheinlich lag es daran, dass die meisten Frauen seiner Bekanntschaft ihm nur allzu gern über sich erzählten. Natürlich war keine von ihnen seine unfreiwillige Gefangene. Aber er hätte jede Wette eingehen können, dass eine Woche voller Luxus jeden Widerstand zum Schmelzen gebracht hätte.
Das galt allerdings nicht für seine vermeintliche Cousine.
Sie sprach nicht einmal von sich aus, wenn man sie nicht anredete. Sie saugte alles auf, was er ihr über seine Familie erzählte, verriet jedoch nichts über sich. Dante wünschte, er hätte die Zeit gehabt, Jenny Kent durchleuchten zu lassen. Mit seinem Vertrauen in sie ging er ein beträchtliches Risiko ein. Sein Bauchgefühl sagte ihm zwar, dass sie ihre Rolle gut spielen würde. Trotzdem ärgerte es ihn, dass sie jeden persönlichen Kontakt mit ihm vermied.
Allein ihre Hand zu halten, bereitete ihm ein Vergnügen, das er sich nicht erklären konnte. Sein Bedürfnis, ihre Passivität zu durchbrechen, irritierte ihn. Aber sie wehrte sich nicht gegen den Kontakt, sondern wartete nur, bis er ihre Hand los ließ, als sie ins Auto stieg. Dann nahm sie auf dem Beifahrersitz Platz und legte die Hände in den Schoß – ein Bild vollkommener Selbstgenügsamkeit.
Auf der ganzen Fahrt sah sie ihn kein einziges Mal an, sondern starrte nur aus dem Fenster – versunken in die Bilder und Geräusche der Straßen, durch die sie fuhren. Dante fühlte sich von ihrem Schweigen und ihrer trotzigen Entschlossenheit, ihn zu ignorieren, herausgefordert.
„Wie gefällt dir Rom?“
„Das interessiert doch niemanden“, sagte sie wegwerfend. Noch immer sah sie ihn nicht an.
„ Nonno wird dich bestimmt danach fragen. Da solltest du eine Antwort parat haben.“
„Aber dann würde es so klingen, als hätte ich dafür
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