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Rote Spur

Rote Spur

Titel: Rote Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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blickte zu Mentz auf. »Vielleicht«, sagte er, »wenn wir Glück haben.«
    »Sagen Sie ihm, er soll den Laptop herschaffen.«
     
    Sie rannten an der Mauer des Einkaufszentrums entlang bis zu der Zubringerstraße. Becker blieb stehen, stellte erst die Segeltuchtasche ab und legte dann die Waffe aus der Hand. Er öffnete den Reißverschluss der Tasche, und Milla sah, dass sich weitere Waffen darin befanden, zwei große Automatikgewehre und seine Pistole.
    Er nahm die Pistole heraus und schob sie hinten in seinen Gürtel. Dann schloss er die Tasche wieder.
    Er spähte um die Mauerecke.
    »Wir gehen jetzt ganz normal weiter. Wir haben nicht viel Zeit …« Er reichte ihr die linke Hand.
    »Wohin gehen wir?«, fragte sie und ergriff seine Hand.
    »Wir brauchen ein Auto. Wir müssen hier weg.« Er ging los, auf den Bürgersteig, in Richtung des Einkaufszentrums.
    »Wo willst du denn ein Auto …?«
    »Wir werden eines stehlen müssen, Milla.«
    »Oh.«
     
    |414| Quinn zeigte mit dem Laserpointer auf den großen Bildschirm, auf dem eine Gebietskarte zu sehen war. »Hier sind überall Dünen, bis zur R27, ungefähr einen Kilometer entfernt. Hier ist ein Einkaufszentrum, das da ist eine Neubausiedlung. Der andere Weg führt nach Norden, in eine kleine Wohnsiedlung direkt neben dem Big Bay Beach Club. Tiger wird versuchen, das Wohngebiet zu decken, und wir haben die Polizei gebeten, den Neubaukomplex, die R27, die Otto du Plessis im Norden und Süden und die Cormorant Avenue im Osten abzusperren, aber es kann eine Weile dauern, bis alles dicht ist.«
    »Eine Weile? Was heißt ›eine Weile‹?«, fragte Janina Mentz.
    »Zehn, fünfzehn Minuten«, antwortete Quinn achselzuckend. »Becker weiß, was auf diesem Computer ist, Quinn. Er hat es Osman am Telefon gesagt.«
    »Wir müssen auch Hubschrauber einsetzen. Dieses ganze Stück bis nach Melkbos ist Dünenlandschaft. Und es bleibt nicht mehr lange hell.«
     
    Becker entschied sich für einen alten weißen Nissan Sentra aus den frühen Neunzigern mit einer Beule im vorderen Kotflügel.
    In der Ferne heulten Sirenen.
    Er stellte sich neben die hintere Tür des Fahrzeugs und blickte sich um.
    Milla sah, dass die nächsten Passanten hundert Meter entfernt waren.
    Er zog die Pistole hinten aus dem Gürtel und schlug mit dem Kolben hart gegen die Seitenscheibe.
    Sie zerbrach mit einem dumpfen Knall. Er fasste hindurch und öffnete die Tür. Milla rannte zur Beifahrertür, sah, wie Lukas den Rucksack abnahm und hineinwarf, die Segeltuchtasche hinterher, bevor er die Fahrertür öffnete und einstieg. Er lehnte sich hinüber und öffnete ihr ebenfalls. Sie stieg ein.
    Er legte die Pistole vor sich in den Fußraum, riss mit beiden Händen die Plastikabdeckung unter dem Lenkrad ab und suchte in dem Kabelbündel darunter nach dem Draht, der zum Anlasser |415| führte. Er zog einen der Drähte heraus, bückte sich, streifte mit den Zähnen die Isolierung ab, wiederholte dasselbe mit einem zweiten Draht.
    Milla schaute in Richtung Einkaufszentrum.
    Ein Mann und eine Frau näherten sich mit einem vollen Einkaufswagen.
    Der Anlasser des Nissans drehte sich, der Motor sprang an.
    Lukas fasste das Steuer mit beiden Händen und durchbrach mit einem Ruck und einem lauten Knacken die Lenkradsperre.
    Er legte den ersten Gang ein und fuhr mit quietschenden Reifen los. Sie rasten an dem Paar mit dem Einkaufswagen vorbei, das ihnen mit großen Augen hinterherstarrte. Die Sirenen klangen jetzt laut und nahe.
    Lukas raste zum Ausgang, zögerte nur einen Augenblick und bog dann links ab, weg vom Meer, in Richtung der R27.

75
    Der Wind rauschte und pfiff durch das zerbrochene Fenster, der Motor heulte hochtourig. Das Armaturenbrett war von der Sonne rissig, das Wageninnere roch muffig, ihre Unterarme waren von einem feinen Netzwerk blutiger Kratzer bedeckt. Milla umklammerte krampfhaft ihre Handtasche auf dem Schoß. Am Rückspiegel baumelte ein Silberkreuz an einer Perlenkette, der Lautstärkeknopf des Radios fehlte. Lukas saß vornübergebeugt da, hochkonzentriert, beide Hände am Steuer. Milla sah zum ersten Mal die Wunde an seiner Schulter. Das Hemd war zerrissen, und ein Streifschuss hatte einen kleinen, dunkelroten Flecken hinterlassen.
    Das alles war surreal.
    Unwillkürlich musste sie an die zukünftige Braut denken, die einmal zum Tanzunterricht gekommen war. Die schöne, blonde junge Frau, dreiundzwanzig, beweglich, athletisch und graziös, wollte gemeinsam mit ihrem Zukünftigen für den

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