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Rote Spur

Rote Spur

Titel: Rote Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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elektronische Identität?«
    »Er ist unterwegs zur Firma. Wir müssten sie in einer Stunde haben.«
    »Und dann?«
    »Dann werden wir mit den Amis reden müssen.«
    »Haben wir eine andere Wahl?«
    »Nein.«
     
    Im großen Hotelzimmer stellte Becker den Rucksack und die Tasche hin, nahm Milla wortlos in die Arme und hielt sie fest. Lange Zeit standen sie so da, bis sie sagte: »Du solltest besser etwas essen.«
    Die Hände auf ihre Schultern gelegt, sah er sie an, blickte ihr forschend ins Gesicht, als suche er etwas.
    Sie streichelte ihm über die Wange. Dann sagte sie: »Ich möchte nur schnell baden. Ich beeile mich.«
    Widerwillig ließ er sie gehen.
    Dann bestellte er beim Zimmerservice belegte Brötchen.
     
    »Mein Gott, Janina«, sagte Bruno Burzynski empört und erstaunt zugleich.
    »Wir sollten versuchen, ruhig zu bleiben.«
    |424| Er stand von seinem Stuhl im Einsatzzentrum auf, stützte sich mit den Knöcheln auf dem Tisch ab und sagte mit gerötetem Gesicht: »Ich verstehe Sie nicht.« Er sprach tonlos, als ringe er um Selbstbeherrschung. »Wirklich, ich verstehe Sie einfach nicht. Sie haben soeben zwei Stunden vergeudet, obwohl uns kaum mehr als ein Tag bleibt, und Sie spielen immer noch mit uns. Können Sie sich eigentlich vorstellen, was hier auf dem Spiel steht?«
    »Trotz meiner Drittwelt-Simplizität und meines Geschlechts kann ich meiner Meinung nach durchaus das Risiko erfassen, Bruno.«
    »Ach, wirklich? Allmählich glaube ich, Sie begreifen überhaupt nichts.«
    »Ach, und Sie mit Ihrer Überheblichkeit? Sie haben wohl die Weisheit mit Löffeln gefressen?«
    »Genug!«, blaffte Tau Masilo und richtete sich auf. »Das reicht jetzt wirklich.« Er stellte sich zwischen sie. »Sie setzen sich jetzt beide wieder hin.«
     
    Lukas gab Milla eine Einführung in die Benutzung der AK47. Mit dem Daumen schob er die Munition ins Magazin, während er ihr erklärte, dass es eine einfache Feuerwaffe sei, robust, verlässlich, aber nicht besonders treffsicher. Er zeigte ihr, wie man das Magazin einrasten ließ, wie man die Waffe lud und den Sicherheitshebel herunterdrückte.
    Er erklärte ihr, wie man von Halbautomatik auf Automatik umstellte, zeigte ihr, wie sie die Waffe halten, wie sie sich nach vorne beugen und den Abzug eher drücken als ziehen musste.
    Er ließ sie alles so lange wiederholen, bis er zufrieden war.
     
    Burzynski reagierte als Erster. Er atmete tief durch und setzte sich, noch immer rot im Gesicht.
    Mentz blieb stehen.
    »Janina, bitte«, sagte Masilo.
    »Ich verstehe besser, wenn ich stehe«, sagte sie mit dünnem Sarkasmus.
    |425| Masilo biss sichtlich die Zähne zusammen und wandte sich an Burzynski. »Wir wären Ihnen sehr dankbar, wenn Sie die neuen Informationen an uns weitergeben und uns helfen würden, das Schiff zu finden.«
    Bruno nickte und griff nach seinem Handy.
    »Und dann wird es wohl Zeit, unsere Karten offen auf den Tisch zu legen«, fügte Masilo hinzu, ohne die Direktorin anzusehen.
     
    »Das ergibt keinen Sinn«, seufzte Becker. »Hier sind viel zu viele Leute.«
    Um 21:38 Uhr standen sie vor dem Radisson Hotel und blickten über den hell erleuchteten Grangerbaai-Hafen. Überall saßen Leute auf den Terrassen der Restaurants, auf den Wegen der schmalen Kais und auf den Decks der Segelyachten, die an langen Stegen hintereinander lagen, Masten und Takelage in Reih und Glied.
    »Sind wir hier wirklich richtig?«, fragte Milla.
    Wieder zog Becker sein Handy zu Rate. »Laut der GPS-Ko ordinaten muss es hier sein. Ganz sicher.«
    »Sie kommen erst um zwei Uhr. Bis dahin sind es noch vier Stunden.«
    Becker zeigte auf ein Pärchen, das auf dem Deck einer Yacht saß. »Solche Leute sitzen auch um zwei Uhr morgens noch hier. Ich hätte mir die Koordinaten aufschreiben sollen.«
    »OPBC«, sagte Milla. »Ist das ein Fachbegriff aus der Navigation?«
    Becker schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht. Ich suche mal im Internet.«
    Sie beobachtete, wie er den Begriff in Google eingab.
    Das erste Resultat lautete:
Oceana Power Boat Club
. Lukas klickte es an. Die Webseite öffnete sich, und man sah ein kleines Foto mit dem Meer im Vordergrund, Kräne und die Gebäude von Seepunt dahinter. Der dazugehörige Text war auf dem Display fast unlesbar klein. »Der Oceana Power Boat Club |426| (OPBC)«, las er, »befindet sich in der Grangerbaai-Bucht im Bereich der V & A Waterfront und besitzt die einzige Helling für kleinere Boote im Gebiet von Kapstadt. Seit über 25 Jahren

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