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Rote Spur

Rote Spur

Titel: Rote Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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Morgenparade …«
    |559| »Er hat doch nur einen Scherz gemacht. Verdammt, Mat, wo bleibt denn dein Sinn für Humor?«
    »Es ist diese ganze Einstellung, Jack. Du wolltest ihre Kontoauszüge elektronisch übermittelt haben, damit du ihr Fanus’ Stunden auch noch berechnen konntest. ›Doppelte Zeit‹, um sie zu melken. Das ist die übliche Vorgehensweise. Bei der Morgenparade hat niemand gefragt, welche Fortschritte es in irgendeinem Fall gibt. Es hieß nur die ganze Zeit: ›Wie viel Geld hast du verdient?‹, ›Hast du deine Kilometer angegeben?‹«
    »Was meinst du wohl, wie man ein Geschäft führt, verdammt noch mal?«, fragte Jack Fischer aufgebracht. »Wir sind hier nicht bei der Wohlfahrt! Ich muss Gehälter zahlen, die laufenden Kosten. Weißt du, was ich jeden Monat an Miete zahle? Und wie hoch unsere Telefonrechnung ist? Sag mir doch mal, wie ich die nötigen Mittel dafür aufbringen soll, wenn wir anfangen, bei jeder Gelegenheit umsonst zu arbeiten? Los, sag’s mir!«
    »Bei jeder Gelegenheit? Was heißt hier ›bei jeder Gelegenheit‹?« Auch Joubert wurde allmählich sauer. Er atmete tief durch, schüttelte den Kopf und sagte: »Darum geht es doch gar nicht.«
    »Wenn du alles besser weißt, dann sag mir doch, worum es geht!«
    Joubert brauchte einen Moment, um seine Beherrschung wiederzufinden. »Wenn ich in zwei Tagen kurz vor der Lösung des Falls stehe, sie aber kein Geld mehr hat, will ich, dass du mir sagst: Mach weiter! Bring es zu Ende.«
    »Du weißt genauso gut wie ich, dass ›kurz davor‹ nichts zu bedeuten haben muss. Angenommen, du brauchst noch eine Woche? Oder einen Monat? Wo willst du die Grenze ziehen?«
    »Wir sind doch keine Stümper, Jack. Wir wissen, wie lange eine Untersuchung dauert, wir wissen, wie weit wir von einem Durchbruch entfernt sind. Ich sage dir, ich brauche noch drei Tage, maximal vier. Entweder, ich löse den Fall bis dahin, oder ich weiß, dass er nicht lösbar ist. Sie kann noch für zwei Tage |560| bezahlen. Wir können es uns doch sicherlich leisten, ihr zwei Tage umsonst zu geben? Oder auf Kredit. Irgend so etwas.«
    »Hast du was mit ihr? Läuft da etwa was?«
    Mat Joubert sprang von seinem Stuhl auf, bereit, Fischer mit dem Handrücken eine zu verpassen.
    Jacks Reaktion rettete ihn. Blitzschnell schob er den Stuhl zurück und hob schützend die Hand, ein bisschen feige.
    Joubert hielt mitten in der Bewegung inne und rang nach Fassung, in dem Wissen, dass seine Zukunft auf dem Spiel stand.
    Lange Zeit stand er so da, bis er sich schließlich umdrehte und zur Tür ging.
    Jack sagte nichts.
    Nachdem er das Büro verlassen hatte und schon auf halbem Weg den Flur hinunter war, kehrte er noch einmal um. Fischer hatte die Hand nach dem Telefon ausgestreckt, aber Joubert ließ sich davon nicht abhalten. »Ich habe den Dienst quittiert, weil ich dort nicht mehr zählte, Jack«, sagte er, jetzt mit sanfter Stimme. »Das habe ich als große Ungerechtigkeit empfunden. Denn ich glaube daran, dass wir etwas bedeuten. Wir alle. Auch Tanja Flint. Vor allem Tanja Flint. Denn sie hat dreißigtausend Rand Kredit aufgenommen, um uns zu engagieren. Nicht, um sich zu bereichern. Nicht, um irgendwelche sinnlosen Dinge zu kaufen. Sondern um ihrer Verantwortung ihrem Mann gegenüber gerecht zu werden. Inzwischen hat sich das alles für sie zu einem höllisch schmerzlichen Prozess entwickelt, aber sie hat mehr Mumm als du und ich zusammen, Jack. Sie will die Sache durchziehen. Und ich sage dir hier und jetzt, Jack: Wenn Tanja Flint zu mir sagt, sie hätte alles versucht und könne nirgendwo mehr Geld auftreiben, dann bearbeite ich ihren Fall bis zum Ende. Meinetwegen kannst du dann die Kosten von meinem Gehalt abziehen, das ist mir scheißegal.«

|561| 100
    Als er in seinen Honda einstieg, rief er erst Tanja Flint an, um zu hören, ob sie schon zu Hause war.
    »Unsere Pistole ist weg!«, stieß sie statt einer Begrüßung hervor.
    »Welche Pistole?«, fragte er.
    »Danies. Nach dem Einbruch und dieser … Botschaft wollte ich sie aus dem Tresor holen. Aber sie ist nicht mehr da!«
    »Wann haben Sie sie zum letzten Mal gesehen?« »Etwa zwei Monate vor Danies Verschwinden.«
    »Ich bin in zwanzig Minuten bei Ihnen.«
    Er fuhr nach Parklands und versuchte, sich auf die Bedeutung der verschwundenen Pistole zu konzentrieren. Hatte Flint sie mitgenommen? Und wenn ja, warum?
    Aber die Sache mit Jack lag ihm noch immer schwer im Magen und lenkte ihn ab. Auf dem Weg die Otto du

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