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Roter Drache

Roter Drache

Titel: Roter Drache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Harris
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Stunden«, antwortete Zeller.
»Na, dann wollen wir mal sehen.«
Sie durchstieß den Deckel mit einer massiven Injektionsnadel und saugte die mit der Asche eingeschlossene Luft ab, um sie direkt in den Gaschromatographen zu leiten. Sie nahm regulierende Feineinstellungen an einer Reihe von Knöpfen vor, während die Nadel des Meßinstruments über die breite Rolle mit Millimeterpapier zuckte.
»Bleifrei...«, murmelte sie nach einer Weile. »Es ist Gasohol, bleifreies Gasohol. Damit habe ich selten zu tun.« Sie blätterte kurz in einem Ordner mit Tabellen. »Im Augenblick kann ich die Marke noch nicht feststellen. Ich werd’s gleich mal mit Pentan versuchen und mich dann bei Ihnen melden.«
»Gut«, nickte Zeller. Das Pentan würde die flüssigen Stoffe in den Aschenresten herauslösen, so daß sie im Chromatographen einer Feinanalyse unterzogen werden konnten.
    Bis ein Uhr morgens hatte Zeller alles vorliegen, was das eingesandte Material hergab.
    Liza Lake war es gelungen, die genaue Marke des Gasohols zu bestimmen. Freddy Lounds war mit ›Servco Supreme‹ verbrannt worden.
    Sorgfältiges Ausbürsten der Rollstuhlräderprofile hatte zweierlei Sorten von Teppichfasern zutage gefördert - Wolle und synthetisches Material. Schimmelspuren in den Profilen deuteten außerdem darauf hin, daß der Rollstuhl an einem dunklen, kühlen Ort abgestellt gewesen war.
    Die übrigen Resultate waren weniger zufriedenstellend. Bei den Farbspuren handelte es sich nicht um Original-Werkslack. Nach einem Vergleich der Farbspuren im Masse-Spektrometer mit der Tabelle für Wagenlacke erwies sich die Probe als schlagfester Duco-Emaillelack, der im ersten Quartal 1978 in einer Menge von 186000 Gallonen produziert und an verschiedene Lackierereien verkauft worden war.
    Zeller hatte gehofft, mit Hilfe der Lackspuren die Wagenmarke und den ungefähren Herstellungszeitpunkt bestimmen zu können.
    Er gab die Resultate per Fernschreiber nach Chicago durch. Die Polizei von Chicago wollte ihre Rollstuhlräder zurück. Wieder verpackt, gaben sie ein unangenehm sperriges Paket ab. Zeller steckte dem Kurier neben seinen Untersuchungsberichten auch noch ein Paket in seine Tasche, das für Graham eingegangen war.
    »Ich bin doch hier nicht der Postbote«, knurrte der Kurier, als er sicher war, daß Zeller ihn nicht hören konnte.
Das Justizministerium hat für seine Anwälte und wichtige Gerichtsgutachter unweit des Seventh-District-Gerichtshofs eine Reihe von eigenen kleinen Wohnungen, die diesen während der Verhandlungen zur Verfügung stehen. In einer davon war Graham untergebracht. Crawford hatte sein Apartment gleich gegenüber.
Müde und durchnäßt betrat Graham gegen neun Uhr abends seine Wohnung. Seit dem Frühstück in der Maschine von Washington hatte er nichts mehr gegessen; dennoch bereitete ihm allein der Gedanke an etwas Eßbares Abscheu.
Zumindest war dieser verregnete Mittwoch zu Ende. So einen schlimmen Tag hatte er schon lange nicht mehr gehabt.
Nach Lounds’ Tod deutete alles darauf hin, daß er als nächster an der Reihe war; entsprechend war ihm Chester den ganzen Tag nicht von den Fersen gewichen; während er sich in der Tiefgarage umsah und als er im Regen auf dem verkohlten Straßenstück herumstand, wo Lounds verbrannt war. Im Blitzlichtgewitter der Presseleute hatte er sein ›tiefes Bedauern über den tragischen Verlust seines Freundes Freddy Lounds‹ zum Ausdruck gebracht.
Er würde auch dem Begräbnis beiwohnen, zusammen mit einer Reihe von FBI-Agenten und Detektiven. Der Grund hierfür war, daß der Mörder sich möglicherweise den Anblick des trauernden Graham nicht entgehen lassen würde.
Eigentlich verspürte Graham nichts, was er hätte benennen können, wenn man einmal von kalter Übelkeit und einem gelegentlichen Aufwallen krankhafter Erleichterung absah, nicht an Lounds’ Stelle verbrannt zu sein.
Es schien Graham, als hätte er in den vierzig Jahren seines Lebens absolut nichts gelernt - er war nur müde geworden.
Er machte sich einen großen Martini, den er beim Auskleiden trank. Nach dem Duschen genehmigte er sich einen zweiten, während er im Fernsehen die Nachrichten ansah.
(»Eine FBI-Falle, um die Zahnschwuchtel zu fangen, erwies sich als Schuß in den Ofen und führte zum Tod eines Reporters. Wir melden uns anschließend mit näheren Einzelheiten zu dem Fall.«)
Bevor die Nachrichtensendung zu Ende war, wurde der Mörder bereits mit seinem neuen Namen ›der Drache‹ bezeichnet. Beim Tattler hatte

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