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Roter Drache

Roter Drache

Titel: Roter Drache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Harris
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ebenfalls gestohlene Nummernschilder ersetzt, damit der Diebstahl nicht so schnell auffiel. Verdammt gerissen, dieser Bursche. Und noch etwas wissen wir: Er muß die Nummernschilder von dem Kombi irgendwann nach halb neun gestern morgen gestohlen haben. Der Fernsehtechniker ist nämlich gestern als erstes gleich tanken gefahren und hat dann mit Kreditkarte bezahlt. Der Tankwart hatte sich für den Beleg die richtige Nummer notiert; demnach müssen die Nummernschilder erst nach diesem Zeitpunkt gestohlen worden sein.«
»Ist niemandem ein Kombi oder Transporter aufgefallen?« fragte Crawford.
»Nein. Der Sicherheitsbeamte vom Tattler-Gebäude hat nichts gesehen. Der Kerl wäre der ideale Catch-Schiedsrichter, wie wenig der gesehen hat. Als erstes traf die Feuerwehr am Schauplatz ein. Sie rechneten nur mit einem Brand. Wir lassen augenblicklich alle Nachtschichtarbeiter im Umkreis des Tattler- Gebäudes befragen sowie die Anwohner der Gegend, wo der Fernsehtechniker Dienstagmorgen beschäftigt war. Wir können nur hoffen, daß ihn jemand gesehen hat, als er die Nummernschilder geklaut hat.«
»Ich würde gern den Rollstuhl noch mal sehen«, sagte Graham.
»Der steht in unserem Labor. Ich rufe dort gleich mal an, daß Sie ihn sehen wollen.« Osborne dachte kurz nach, bevor er fortfuhr. »Courage hatte dieser Lounds ja schon - das muß man ihm lassen. Sich in dem Zustand, in dem er war, an die Autonummer zu erinnern und sie uns dann auch noch zu sagen. Haben Sie sich angehört, was Lounds in der Klinik gesagt hat?«
Graham nickte.
»Verstehen Sie mich nicht falsch, wenn ich diesen Punkt noch mal zur Sprache bringe, aber ich möchte doch gern wissen, ob wir diesbezüglich beide dasselbe gehört haben. Was hat er Ihrer Meinung nach zu sagen versucht?«
Graham zitierte mit völlig ausdrucksloser Stimme: »›Zahnschwuchtel. Graham hat mir das angehängt. Das Schwein wußte Bescheid. Schwein hat auf dem Foto seine Hand auf mich gelegt wie auf ein Hündchen.‹«
Osborne konnte nicht feststellen, wie Graham dabei zumute war. Er stellte ihm eine weitere Frage. »Spielte er damit auf das Foto von ihm und Ihnen im Tattler an?«
»So muß es wohl gewesen sein.«
»Wie konnte er auf so einen Gedanken kommen?«
»Lounds und ich sind uns in der Vergangenheit des öfteren in die Quere gekommen.«
»Aber auf dem Foto haben Sie Lounds doch ganz freundlich angesehen. Die Zahnschwuchtel bringt erst das Haustier seines Opfers um - ist es das?«
»Genau das ist der Punkt.« Der Steinfuchs war verdammt fix, dachte Graham.
»Zu schade, daß Sie ihn nicht haben observieren lassen.«
Darauf erwiderte Graham nichts. Statt dessen antwortete Crawford: »Zu dem Zeitpunkt, zu dem die Zahnschwuchtel den Tattler frühestens zu Gesicht hätte bekommen können, sollte Lounds längst bei uns in Washington sein.«
»Können Sie mit dem, was er gesagt hat, sonst noch etwas anfangen? Irgendwelche Anhaltspunkte, die für uns von Nutzen sein könnten?«
Graham schien von irgendwo weither zu kommen und mußte sich erst noch in Gedanken Osbornes Frage wiederholen, bevor er antwortete: »Wir müssen aus dem, was Lounds gesagt hat, darauf schließen, daß die Zahnschwuchtel den Tattler gelesen haben muß, bevor er Lounds gefangengenommen hat, oder nicht?«
»Jawohl.«
»Wenn wir also einmal davon ausgehen, daß dieser Bericht im Tattler den Anstoß zu der Tat geliefert hat, heißt das doch gleichzeitig, daß die Zahnschwuchtel ihren Plan in kürzester Zeit in die Tat umgesetzt haben muß. Der Tattler kam Montagnacht aus der Druckerei, und unser Freund ist bereits irgendwann am Dienstag, vermutlich sogar schon Dienstagvormittag, in Chicago. Er stiehlt die Nummernschilder und bringt am Dienstagnachmittag Lounds in seine Gewalt. Was hat das also zu bedeuten?«
»Daß er den Tattler sehr früh in die Hand bekommen hat oder daß er keinen sehr weiten Weg hatte«, erwiderte Crawford. »Entweder hat er die Zeitung Montagnacht hier in Chicago oder in einer anderen größeren Stadt in die Hand bekommen. Wir dürfen dabei nicht außer acht lassen, daß er sicher bereits mit Spannung auf die nächste Ausgabe des Tattler wartete, da er dort wieder eine Nachricht von Lecter zu finden hoffte.«
»Er war demnach also bereits hier, oder er wohnt nur ein paar Fahrstunden von hier entfernt«, fuhr Graham fort. »Er hat Lounds verdammt schnell in seine Gewalt gebracht, wenn man vor allem auch bedenkt, daß er dieses Monstrum von Rollstuhl unmöglich im Flugzeug transportiert haben

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