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Roter Drache

Roter Drache

Titel: Roter Drache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Harris
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einzige Herz, das er hörte.
Rebas Herz hörte er nicht. Er hörte es einfach nicht.
Die Angst zehrte an seiner Kraft. Er brachte die Hantel nur bis zu seinen Oberschenkeln hoch, schaffte es nicht, sie umzusetzen und in Brusthöhe hochzuwuchten. Er dachte an die Shermans, wie sie mit weit aufgerissenen Augen um ihn herumsaßen, während er dem Drachen Genüge leistete. Es fühlte sich nicht gut an. Ihn erfüllte ein Gefühl der Leere, der Hohlheit. Die Hantel krachte zu Boden.
»UNMÖGLICH.«
»Mrs....«
»NICHT EINMAL ›MRS. SHERMAN‹ KANNST DU SAGEN. DU HATTEST NIE DIE ABSICHT, DIE SHERMANS AUFZUSUCHEN. DU DENKST NUR AN REBA MCCLANE, DU WILLST, DASS SIE DEINE KLEINE FREUNDIN WIRD, ODER ETWA NICHT? DU MÖCHTEST MIT IHR ›BEFREUNDET‹ SEIN.«
»Nein.«
»LÜGNER!«
»Nuh füh eim Weilchen.«
»NUR FÜR EIN WEILCHEN? WER WOLLTE SCHON MIT DIR BEFREUNDET SEIN, DU MIESE HASENSCHARTE? KOMM HER. ICH ZEIGE DIR, WAS DU BIST.«
Dolarhyde rührte sich nicht vom Fleck.
»NOCH NIE HABE ICH EIN SO ABSTOSSENDES UND SCHMUTZIGES KIND GESEHEN WIE DICH. KOMM HER.«
Er bewegte sich auf die Stimme zu.
»NIMM DIE JACKE RUNTER.«
Er tat, wie ihm geheißen.
»SIEH MICH AN.«
Der Drache starrte ihn von der Wand herunter böse an. »NIMM DEN KIMONO WEG. SCHAU IN DEN SPIEGEL.«
Er schaute. Er war unfähig, sein Gesicht von dem sengenden Licht abzuwenden. Speichel troff aus seinen Mundwinkeln.
»SIEH DICH DOCH AN. ICH WERDE DIR EINE ÜBERRASCHUNG FÜR DEINE KLEINE FREUNDIN GEBEN, ZIEH DIESEN FETZEN AUS.«
Dolarhydes Hände bekämpften sich gegenseitig am Bund seiner Trainingshose. Der Stoff riß. Mit seiner rechten Hand riß er sich die Hose vom Leib, während er sie mit seiner linken an sich drückte. Schließlich entriß seine rechte Hand der zitternden, versagenden linken die Stoffetzen. Er schleuderte sie in eine Ecke des Raums und fiel rücklings auf die Matte, wo er sich wie ein bei lebendigem Leib zerteilter Hummer zusammenkrümmte.
Stöhnend und heftig atmend, schlang er seine Arme um seinen Oberkörper, während seine Tätowierung im unerbittlichen Licht der Deckenbeleuchtung in aller Deutlichkeit sichtbar wurde.
»NOCH NIE HABE ICH EIN SO ABSTOSSENDES UND SCHMUTZIGES KIND GESEHEN WIR DICH. LOS, HOL ES.«
»Ohmuah.«
»HOL ES.«
Er trottete aus dem Raum und kehrte mit dem Drachengebiß zurück.
»NIMM ES IN DIE HAND. SCHLIESS DIE FINGER UND DRÜCK MEIN GEBISS ZUSAMMEN.«
Dolarhydes Brustmuskeln traten weit hervor.
»DU WEISST, WIE DIESE ZÄHNE ZUSCHNAPPEN KÖNNEN. JETZT HALTE SIE UNTER DEINEN BAUCH. STECK IHN ZWISCHEN DIE ZÄHNE.«
»Nein.«
»TU, WAS ICH DIR SAGE... UND JETZT SCHAU.«
Die Zähne begannen langsam zu schmerzen. Speichel und Tränen fielen auf seine Brust.
»Mhitte ruft.«
»DU BIST NICHTS ALS ABFALL DEINES WERDENS. DU BIST NICHTS ALS ABFALL, UND ICH WERDE DIR EINEN NAMEN GEBEN. DU BIST FOTZENFRESSE. SPRICH MIR NACH.«
»Ich bin Fotzenfresse.« Er verschloß seine Nasenlöcher mit den Lippen, um antworten zu können.
»BALD WERDE ICH VON DIR GELÄUTERT SEIN«, fuhr der Drache mühelos fort. »IST DAS GUT SO?«
»Gut.«
»WER IST ALS NÄCHSTE DRAN, WENN ES SOWEIT IST?«
»Mrs.... ehrhman...«
Heftiger Schmerz durchzuckte Dolarhyde, Schmerz und schreckliche Angst.
»ICH BEISSE IHN DIR AB.«
»Reba. Reba. Ich werde dir Reba geben.« Seine Sprechweise verbesserte sich bereits wieder.
»GAR NICHTS WIRST DU MIR GEBEN. SIE GEHÖRT MIR BEREITS. ALLE GEHÖREN SIE MIR. REBA MCCLANE UND DIE SHERMANS.«
»Reba und dann die Shermans. Die Polizei wird es merken, die Polizei wird mir auf die Schliche kommen.«
»ICH HABE FÜR DIESEN TAG BEREITS ALLES VORBEREITET. BEZWEIFELST DU DAS ETWA?«
»Nein.«
»WER BIST DU?«
»Fotzenfresse.«
»DU KANNST JETZT MEIN GEBISS WEGLEGEN. DU JÄMMERLICHE, KLEINE HASENSCHARTE, DU WÄRST IMSTANDE, MIR DEINE KLEINE FREUNDIN VORZUENTHALTEN. ICH WERDE SIE IN STÜCKE REISSEN UND DIR DIE FETZEN IN DEINE HÄSSLICHE VISAGE REIBEN. ICH WERDE DICH AN IHREN DÄRMEN ERHÄNGEN, WENN DU DICH MIR WIDERSETZT. DU WEISST SEHR GUT, DASS ICH DAZU IN DER LAGE BIN. ERHÖHE DAS GEWICHT AUF HUNDERTDREISSIG KILO.«
Dolarhyde brachte die zusätzlichen Scheiben an der Hantel an. Bisher hatte er nie mehr als 115 Kilo geschafft.
»UND JETZT HOCH DAMIT.«
Wenn er nicht so stark wie der Drache war, würde Reba sterben. Das stand für ihn außer Zweifel. Er strengte sich an, bis der Raum sich unter seinen aus den Höhlen tretenden Augen rot verfärbte. »Ich schaffe es nicht.«
»NEIN, DU SCHAFFST ES NICHT. ABER ICH SCHAFFE

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