Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Roter Drache

Roter Drache

Titel: Roter Drache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Harris
Vom Netzwerk:
Wie sieht es bei Ihnen aus, Bev?« »Ich habe ein Barthaar. Schuppenzahl und Durchmesser stimmen mit ähnlichen Proben von Hannibal Lecter überein. Das trifft auch auf die Farbe zu. Sie unterscheidet sich eindeutig von den verschiedenen Proben aus Birmingham und Atlanta. Drei blaue Körnchen und ein paar dunkle Flecken fallen in Brians Metier.« Sie warf Brian Zeller einen kurzen Blick zu.
»Bei den Körnchen handelt es sich um Spuren von ganz gewöhnlichem Scheuerpulver«, erklärte Zeller. »Vermutlich stammen sie von den Händen des Raumpflegers. Ich konnte auch ein paar winzige Partikel getrocknetes Blut feststellen, die jedoch zu klein waren, um daraus Rückschlüsse auf die Blutgruppe ziehen zu können.«
»Da wäre noch die Perforation an den beiden Enden des Toilettenpapiers«, schaltete sich Beverly Katz wieder ein. »Falls wir die Rolle im Besitz eines Verdächtigen finden sollten und dieser keine weiteren Stücke davon abgerissen hat, könnten wir mit Sicherheit feststellen, daß das Stück, auf das.der Brief geschrieben wurde, von der betreffenden Rolle stammt. Deshalb würde ich empfehlen, eine entsprechende Benachrichtigung an alle Polizeidienststellen hinausgehen zu lassen, damit die Beamten im Falle einer Verhaftung auf diese Klopapierrolle achten.«
Crawford nickte. »Bowman?«
»Sharon aus meinem Büro hat sich auf die Suche nach dieser speziellen Sorte Toilettenpapier gemacht. Es handelt sich dabei um einen besonders leicht löslichen Papiertyp, wie er vor allem auf Segelbooten und in Wohnwagen Verwendung findet. Eine Strukturuntersuchung ergab, daß es sich um Toilettenpapier der Firma Wedeker in Minneapolis handelt, das in ganz Amerika im Handel ist.«
Auf einem Gestell vor dem Fenster brachte Bowman nun seine Fotos an. Gemessen an seiner zierlichen Gestalt war seine Stimme ungewöhnlich tief und voll, und seine Fliege bewegte sich beim Sprechen leicht mit. »Nun zur Handschrift: Wir haben es hier mit einem Rechtshänder zu tun, der mit der linken Hand in einfachen Druckbuchstaben geschrieben hat. Sie können sicher selbst die unsichere Strichführung und die unterschiedliche Buchstabengröße erkennen. Die Proportionen lassen darauf schließen, daß der Schreiber möglicherweise an Astigmatismus leidet.
Bei der Tinte scheint es sich auf beiden Teilen des Briefes um dasselbe Kugelschreiberminen-Königsblau zu handeln -wenn man sie bei normalem Licht betrachtet; doch unter Vorschaltung bestimmter Filter lassen sich geringfügige Unterschiede erkennen. Der Schreiber hat zwei verschiedene Kugelschreiber benutzt, wobei er sie irgendwo im fehlenden Teil des Briefs ausgetauscht haben muß. Man kann deutlich sehen, wo der erste schwächer zu werden begonnen hat. Offensichtlich wurde der erste Kugelschreiber nicht oft verwendet - sehen Sie den Fleck am Beginn des ersten Buchstabens? Er könnte mit der Spitze nach unten und vielleicht sogar mit herausstehender Spitze in einem Stiftehalter oder in einer Dose oder etwas Ähnlichem gestanden haben, was auf eine Schreibtischumgebung schließen ließe. Außerdem wurde der Brief auf einer relativ weichen Unterlage geschrieben, bei der es sich um eine Schreibtischunterlage hätte handeln können. Auf einer solchen könnten noch Eindrücke zurückgeblieben sein, falls es zu einer Festnahme kommen sollte. Deshalb möchte ich Beverlys Rundschreiben auch noch einen Hinweis auf die Schreibtischunterlage hinzufügen.«
Bowman blätterte zu einem Foto von der Rückseite des Briefs weiter. Die extreme Vergrößerung ließ das Papier ungewöhnlich unregelmäßig erscheinen. Es war von schattigen Eindrücken zerfurcht. »Beim Schreiben des unteren Teils, einschließlich des später herausgerissenen Stücks, hat er das Papier gefaltet. Auf dieser starken Vergrößerung, die bei extrem schräg einfallendem Licht aufgenommen wurde, lassen sich ein paar Abdrücke erkennen. Zum Beispiel ein ›666 un‹. Vielleicht war das die Stelle, wo der Kugelschreiber langsam nachließ, so daß er stärker aufdrücken oder das Ganze sogar überschreiben mußte. Ich habe die Eindrücke erst auf sehr kontrastreichen Vergrößerungen entdeckt. Bisher ist die Zahlenkombination 666 jedoch noch in keiner Anzeige aufgetaucht.
Der Satzbau ist grammatikalisch korrekt, der Stil knapp und prägnant. Die Faltung läßt darauf schließen, daß der Brief in einem Kuvert mit Standardformat befördert wurde. Bei diesen beiden dunklen Flecken handelt es sich um Druckerschwärzeabfärbungen.

Weitere Kostenlose Bücher