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Roter Drache

Roter Drache

Titel: Roter Drache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Harris
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Wagen und stürzte vor dem Eingang des Gebäudes um. Eines der Räder schien sich nach dem Sturz noch endlos weiterzudrehen, während die Flammen zwischen den blitzenden Speichen hindurchzüngelten und die brennenden Arme sich in einem letzten Aufbäumen des Verbrannten hoben. Der Sicherheitsbeamte rannte in die Eingangshalle zurück. Er wußte nicht, ob das Ganze vielleicht explodieren würde, ob er sich nicht lieber von den Fenstern fernhalten sollte. Er löste den Feueralarm aus. Was konnte er sonst noch tun? Er riß den Feuerlöscher von der Wand und ging damit vorsichtig wieder nach draußen. Es war noch immer nicht explodiert.
Der Sicherheitsbeamte tastete sich vorsichtig durch den fettigen Qualm, der tief über dem Straßenbelag hing, auf den Rollstuhl zu und besprühte nun endlich Freddy Lounds mit Löschschaum.

22. K APITEL

    E s war geplant, daß Graham die überwachte Wohnung in Wa shington um fünf Uhr fünfundvierzig verlassen sollte, bevor der morgendliche Berufsverkehr einsetzte. Während er sich rasierte, rief Crawford an.
    »Guten Morgen.«

    »Na, ich weiß nicht, ob er wirklich so gut ist«, erwiderte
    Crawford. »Die Zahnschwuchtel hat in Chicago Lounds erwischt.« »Das darf doch nicht wahr sein.«
»Er ist noch nicht ganz tot und verlangt nach dir. Lange kann
    er allerdings nicht mehr warten.«
»Ich komme sofort.«
»Triff mich am Flughafen. Flug 245 mit United. Die Maschine startet in vierzig Minuten. Du wirst auf jeden Fall rechtzeitig wieder zurück sein, um den Lockvogel zu spielen, falls sich das dann noch als nötig erweisen sollte.«
    Special Agent Chester von der Chicagoer FBI-Stelle holte sie bei wolkenbruchartigem Regen am Flughafen ab. Chicago ist eine Stadt, die an Sirenen gewöhnt ist. Entsprechend widerstrebend teilte sich vor ihnen der Verkehr, als Chester jaulend den Expreßway entlangknüppelte und sein Rotlicht rosa gegen den strömenden Regen anzuckte.
    Chester hatte Mühe, die Sirene zu übertönen. »Laut Aussagen der Polizei von Chicago wurde Lounds in seiner Garage überfallen. Leider kann ich nur mit Informationen aus zweiter Hand aufwarten. Wir sind hier nicht sehr beliebt.« »Wie viel hat er verraten?« wollte Crawford wissen. »Alles, die Sache mit der Falle, den ganzen Plan.« »Hat Lounds ihn zu Gesicht bekommen?«
»Ich habe jedenfalls noch nichts von einer Personenbeschreibung gehört. Die Polizei hat ungefähr um sechs Uhr zwanzig ein Rundschreiben wegen einer Autonummer rausgegeben.«
    »Haben Sie schon Dr. Bloom verständigt?«
    »Ich konnte nur mit seiner Frau sprechen. Dr. Bloom haben sie heute früh die Gallenblase herausgenommen.«
»Großartig«, schnaubte Crawford.
Chester hielt unter dem tropfenden Vordach der Klinik. Er drehte sich auf seinem Sitz herum. »Jack, Will, bevor Sie da raufgehen... Ich habe gehört, daß dieser Irre Lounds wirklich übel zugerichtet hat. Machen Sie sich also auf was gefaßt.«
Graham nickte. Den ganzen Flug nach Chicago über hatte er seine Hoffnung unterdrücken müssen, Lounds möchte sterben, bevor er Gelegenheit fand, mit ihm zu sprechen.
Der Korridor der Abteilung für Verbrennungen war ein Schlauch mit makellosen Fliesen. Ein großgewachsener Arzt mit einem eigenartigen, gleichzeitig jungen und alten Gesicht winkte Graham und Crawford von dem Menschengedränge vor Lounds’ Tür fort.
»Mr. Lounds’ Verbrennungen sind tödlich«, erklärte der Arzt. »Ich kann nur noch insofern helfen, als ich mir alle erdenkliche Mühe gebe, seine Schmerzen zu lindern. Er hat Flammen eingeatmet, so daß seine Luftröhre und seine Lungen schwere Verbrennungen erlitten haben. Möglicherweise wird er gar nicht mehr zu Bewußtsein kommen. Und in seinem Zustand wäre das nur ein Segen.
Für den Fall, daß er das Bewußtsein jedoch noch einmal erlangen sollte, hat mich die Polizei gebeten, den Schlauch aus seiner Luftröhre zu nehmen, damit er vielleicht noch ein paar Fragen beantworten kann. Ich habe mich bereit erklärt, das zu versuchen - zumindest kurz.
Im Augenblick sind seine Nervenenden durch das Feuer anästhesiert. Er wird schreckliche Schmerzen haben, falls er noch länger am Leben bleiben sollte. Ich habe das bereits der Polizei klargemacht und möchte auch, daß Sie sich dessen bewußt sind: Ich werde jegliche Bemühungen Ihrerseits, ihn zu befragen, ohne Bedenken unterbrechen, um seine Schmerzen zu lindern, sobald er mich darum bittet. Ist das klar?«
»Ja«, nickte Crawford.
Mit einem Nicken zu dem Streifenpolizisten vor

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