Roter Fluch - Wells, J: Roter Fluch - Mage in Black - Red-Headed Stepchild Trilogie 2
Waschlappen abzutupfen. Ich seufzte. Ich war zu müde, um mit ihr zu streiten, und wenn sie sich besser fühlte, weil sie mich bemuttern konnte, gab es eigentlich keinen Grund, mich zu beklagen. »Ich hatte einen Zusammenstoß mit einem unwilligen Blutspender. Das ist alles. Du weißt ja, wie das sein kann.«
Der rötlich eingefärbte Waschlappen hielt mitten in der Bewegung inne. »Du hattest was?«
»Ich habe versucht, von einem Typen zu trinken, und er hat mich angeschossen.«
Sie ließ entgeistert den Waschlappen sinken. »Wo ist das passiert?«
»Im Central Park.«
Einen Moment lang schloss sie die Augen. »Hekate möge uns beistehen.«
Ich runzelte die Stirn. »Wieso?«
Sie seufzte tief. »Ich hoffe, dass dich niemand dabei gesehen hat.«
Betreten sah ich zu Boden. »Na ja, das war das andere, was ich dir erzählen wollte. Ich hatte eine Art Auseinandersetzung mit ein paar Werwölfen.«
Sie ließ den Waschlappen fallen und setzte sich auf den Rand des Bettes. »Das ist nicht gut.«
»Keine Angst, sie haben mir kaum etwas getan. Es mir gelungen, ihnen eine Abreibung zu verpassen, ehe sie davongelaufen sind.«
Maisie schlug die Hände vors Gesicht und murmelte etwas, das ich nicht verstand. Dann hob sie den Kopf und stand auf. »Das ist alles meine Schuld.«
»Was?«
»Ich hätte dich warnen sollen. Du bist es wahrscheinlich gewöhnt, dir Blut zu besorgen, wann und wo du willst, aber hier laufen die Dinge anders. Wenn der Schatten herausfindet, dass du auf seinem Land gewildert hast, ohne Blutsteuer zu zahlen, wird er verdammt wütend werden. Die Werwölfe sind seine Verbündeten und haben das Recht, von allen, die ihr Territorium betreten, Entschädigung zu verlangen.«
»Hoppla«, sagte ich.
Maisie legte den Kopf schief. »Wenn du dich nicht von Menschen ernähren würdest, wäre das alles nicht passiert.«
»Was soll das heißen?«
»Ich verstehe nicht, wieso du es für nötig hältst, unschuldige Menschen anzugreifen.«
»Gütiger Himmel, Maisie! Vielleicht hat es etwas damit zu tun, dass ich ein Vampir bin?«
Sie starrte mich finster an. »Halb-Vampir.«
»Was auch immer. Es sollte jedenfalls keine solche Überraschung für dich sein, dass ich Blut brauche.«
»Ich brauche auch Blut, aber ich habe noch nie jemanden gebissen. Woher soll ich denn wissen, dass du das anders handhabst?«
Ich hielt inne. »Einen Moment. Du hast noch nie jemanden gebissen? Wie ist das möglich?«
Maisie verschränkte die Arme. »Du kannst mir glauben: Es gibt viele Wege, seinen Blutdurst zu stillen, ohne dabei jemandem wehzutun.«
Ich zog eine Augenbraue hoch. »Ja, klar. Und wo ist der Spaß dabei?«
Der Blick, den sie mir zuwarf, ähnelte den Blicken, mit denen ich manchmal Giguhl bedachte. »Das ist kein Witz, Sabina. Du musst mir versprechen, dich nicht mehr von Sterblichen zu ernähren, solange du unter dem Schutz der Hekate stehst.«
»Na ja, technisch gesehen habe ich mich auch heute Nacht nicht von einem ernährt. Er hat nämlich auf mich geschossen, bevor ich auch nur einen Schluck trinken konnte.« Sie starrte mich weiterhin finster an. Ich seufzte gereizt. »Wenn du wirklich glaubst, dass ich kein Blut mehr zu mir nehme, während ich hier bin, musst du verrückt sein.«
Sie verschränkte die Arme. »Ich verlange nicht von dir, eine Nulldiät einzulegen – ich will nur nicht, dass du Menschen angreifst. Und wenn dich schon der moralische Aspekt der Sache nicht interessiert, dann halte dir zumindest Folgendes mal vor Augen: Das Letzte, das wir momentan brauchen können, ist eine Auseinandersetzung zwischen den Schattengeschlechtern New
Yorks, weil du deinen Blutdurst nicht beherrschen kannst.«
Ich seufzte noch einmal. Es gab nichts, was ich mehr hasste, als dieses Lavieren und Taktieren. Aber gleichzeitig wollte ich weder Maisie noch dem Rat unnötige Probleme bereiten. »Okay, ich halte mich mit meiner Bisslust zurück. Aber dafür musst du mir sagen, wie ich hier sonst an Blut komme.«
Sie lächelte erleichtert. »Das ist kein Problem. Bereits in meiner Kindheit war Ameritat klar, dass ich irgendwann einmal Blut brauchen würde. Also ließ sie eine Blutbank in der Stadt eröffnen.«
Meine Augen weiteten sich. »Du hast deine eigene Blutbank?«
»Na ja, offiziell gehen die Spenden zurück an Bedürftige. Aber inoffiziell kann ich auf diese Weise jederzeit meinen Blutdurst stillen, ohne dass jemand dabei zu Schaden kommt.«
»Ich will mich ja nicht streiten, aber ist das nicht irgendwie
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