Roter Fluch - Wells, J: Roter Fluch - Mage in Black - Red-Headed Stepchild Trilogie 2
Dämon zu rufen, um mich zu testen. Und mit Test meine ich, dass Giguhl mir einen Pfahl ins Herz
rammte. Ich überlebte, aber einige Minuten lang hing mein Leben am seidenen Faden.
»Was ist, wenn der Dämon, den ich beschwöre, versucht, mich umzubringen?« Ich wusste, eine Pfählung würde ich überleben, aber Dämonen hatten auch andere Möglichkeiten, jemanden zu töten, gegen die ich mich nicht wehren konnte.
Rhea blickte von dem Buch auf, das sie noch immer durchblätterte. »Dafür gibt es den Kreis. Der hält den Dämon fest.« Sie blickte Giguhl fragend an. »Was bist du eigentlich? Ein Unheilstifter siebten Ranges?«
Giguhl schnaubte empört und blies sich zu seiner vollen Größe auf. »Fünften Ranges.«
Die Magierin schürzte die Lippen. »Hm.« Endlich blieb ihr Blick an einem Namen hängen, und sie nickte. »Okay, dann schauen wir mal, wie stark du bist. Der Dämon, den wir jetzt beschwören, heißt Furfur.«
Ich lachte und war auf einmal erleichtert. »Furfur?« Ein Dämon mit einem so dämlich klingenden Namen konnte nicht so schlimm sein, wie ich befürchtete. Das glaubte ich jedenfalls, bis ich Giguhls Miene sah.
»Äh … Ist das wirklich eine gute Idee?«, fragte er Rhea und klang zur Abwechslung überraschend ernst.
Rhea nickte und lächelte. »Es wird gutgehen. Glaube ich jedenfalls. Und falls nicht, sind wir schließlich auch noch da, um einzuspringen.«
Das klang in meinen Ohren nicht sehr vielversprechend. »Moment mal. Warum macht sich Giguhl Sorgen?«
Rhea öffnete den Mund, um mir zu antworten, aber der Dämon war schneller. »Furfur ist ein Fürst von Irkalla, der sechsundzwanzig Legionen unter sich hat.«
Rhea winkte ab. Das schien sie nicht im Geringsten zu beunruhigen. »Wir müssen nur ein paar Zusatzvorkehrungen treffen, aber das stellt kein Problem dar. Du bist in der Lage, auch einen solchen Dämon zu kontrollieren. Vertrau mir.«
Seltsamerweise fiel es mir in letzter Zeit nicht gerade leicht, jemandem zu vertrauen. Verrückt, ich weiß. »Ich habe da so meine Zweifel, Rhea.«
»Hör zu – du musst nur ein Dreieck innerhalb des Kreises streuen. Dann bist du doppelt geschützt.«
Es war ja nicht so, dass ich Angst hatte. Rhea würde mich bestimmt keinen Dämon rufen lassen, mit dem ich nicht fertigwurde, oder zumindest keinen, mit dem sie nicht fertigwurde, wenn es hart auf hart kam. Ich sah sie an, und die Herausforderung in ihrem Blick und das Grinsen auf ihren Lippen sagten mir, ich hatte keine andere Wahl, als ins kalte Wasser zu springen. Zum Teufel mit den Zweifeln.
»Okay. Ich mach’s.«
Ihr Grinsen wurde breiter. »So gefällst du mir schon viel besser.«
Während der nächsten Minuten gab sie mir Anweisungen, wie ich einen Salzkreis auf den Boden streuen sollte, in dessen Mitte sich ein kleineres Dreieck befand. Dann zeigte sie mir Furfurs Sigille, die ich so lange zeichnen sollte, bis ich sie mir eingeprägt hatte. Im Gegensatz zu Giguhls war Furfurs Sigel ein unregelmäßiges Zeichen aus verschiedenen Formen und asymmetrischen Mustern. Als ich das Gefühl hatte, mehr oder weniger zu wissen, wie es aussah, klappte Rhea das Buch zu und trat einen Schritt zurück.
»Jetzt stell dir die Sigille vor deinem inneren Auge vor,
während du den Dämon rufst. Was immer du tust – überschreite nie diese Linie. Vergiss das nicht.« Sie zeigte auf den Kreis aus Salz. »Viel Glück.«
Daraufhin trat sie zu Giguhl und Damara, die mehrere Meter von mir entfernt standen. Giguhl streckte halbherzig beide Daumen in die Höhe, während Damara gähnte und auf ihre Armbanduhr blickte.
Ich schluckte und trat an den Kreis. Schweißperlen liefen mir über den Rücken, und wieder rieb ich die Handflächen an meiner Jeans trocken. »Wird schon schiefgehen«, murmelte ich. Ich holte tief Luft und atmete dann langsam wieder aus. Mit geschlossenen Augen begann ich, jeden unnötigen Gedanken aus meinem Kopf zu verbannen. Vor meinem inneren Auge stand Furfurs Sigille grell leuchtend vor schwarzem Hintergrund. Ich hob die rechte Hand und hielt sie einige Sekunden lang still, ehe ich erneut ausatmete und das komplizierte Zeichen in die Luft zeichnete.
»Idimmu Alka!«
Mir drehte sich der Magen um. Den Bruchteil einer Sekunde später hallte ein gewaltiger Donner durch den Raum. Ich zuckte zusammen und riss die Augen auf. In der Mitte des Dreiecks bildete sich eine bedrohlich wabernde schwarze Wolke. Statt des Schwefelgeruchs, der Giguhls Erscheinen begleitete, füllte sich der
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