Roter Fluch - Wells, J: Roter Fluch - Mage in Black - Red-Headed Stepchild Trilogie 2
nickte. »Das geht aber nicht in einer Nacht. Das ist dir schon klar – oder? Ich weiß nämlich auch nicht alles, und ich bin seit fünfhundert Jahren einer.«
Ich klopfte ihm aufmunternd auf den Rücken. »Dann sollten wir besser anfangen«, erklärte ich und grinste.
14
Auf dem Weg zurück in unsere Zimmer begegneten wir Maisie. Giguhl war gerade dabei, mir den komplizierten Aufbau der Dämonenregierung zu erklären. Maisie kam aus der Ratskammer. Sie machte ein besorgtes Gesicht und bemerkte uns zuerst gar nicht.
»Hallo, Maisie!«, rief ich ihr zu. Sie schreckte auf, doch als sie uns sah, verschwanden die Falten auf ihrer Stirn.
»Wie lief das Training?« Sie lächelte, wirkte aber noch immer nicht ganz bei der Sache.
Ich seufzte. »Rhea hat auf jeden Fall eine interessante Art, einem etwas beizubringen.«
Maisie fiel mein sarkastischer Unterton auf, und sie sah mich fragend an. »Aber es hat dir doch etwas gebracht, oder nicht?«
Ihr besorgter Tonfall zeigte mir, wie sehr sie das hoffte. Ich versuchte zu verstehen, was in ihr vorging. Offensichtlich glaubte sie, dass eine direkte Verbindung zwischen meiner Ausbildung zur Magierin und ihrer Prophezeiung bestand. Deshalb war es ihr natürlich wichtig, dass ich rasch lernte – vor allem wenn der Rat kurz davor stand, eine Entscheidung für oder gegen einen Krieg zu fällen.
»Ja, ich denke schon«, erwiderte ich zurückhaltend. Ich wollte zwar optimistisch klingen, aber auch nicht
übertreiben. Mir gefiel die Vorstellung nicht, dass Maisie oder sonst jemand Hoffnung in mich setzte.
Meine Schwester schien sich ein wenig zu entspannen. »Du musst mir später alles genau erzählen, aber jetzt ist es ungünstig. Ich bin gerade auf dem Weg zu einem Diplomaten vom Hof der Königin Maeve.«
Ich horchte auf. Die Erwähnung des Namens der Feenkönigin ließ mich an Adam denken.
Am liebsten hätte ich Maisie auf der Stelle gefragt, ob sie etwas von ihm gehört hatte. Selbstverständlich, so redete ich mir ein, bezog sich meine Neugier nur auf seinen Auftrag. Insgeheim wusste ich natürlich, dass das nicht stimmte. Er fehlte mir. Als Freund, versteht sich. Wir hatten in den vergangenen Wochen so viel Zeit miteinander verbracht, dass ich mich an seine ständige Gegenwart mehr als gewöhnt hatte. Das war alles. Doch nachdem mich Maisie erst vor kurzem so neugierig nach meinem Verhältnis zu Adam befragt hatte, wollte ich sie nicht weiter ermutigen.
»Ist alles in Ordnung?«, fragte ich also stattdessen.
Maisie zuckte mit den Achseln. »Soweit man das bei einem Rat sagen kann, dessen Mitglieder sich gegenseitig an die Gurgel gehen. Ich muss jetzt mit dem Abgesandten der Feen sprechen und erklären, warum wir uns noch immer nicht einigen konnten. Der Königin wird das ganz und gar nicht behagen.« Sie warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. »Ich muss leider wirklich weiter. Lass uns später über dein Training reden. Einverstanden?«
Ich nickte und sah ihr dann nachdenklich hinterher, als sie den Gang entlang davoneilte. So wenig ich mit Politik am Hut hatte, sosehr machte ich mir doch darüber
Sorgen, wie sich der Rat entscheiden würde. Trotz Maisies Vorhersage glaubte ich noch immer, es müsse auch eine andere Lösung geben.
Meine Schwester hingegen hatte nicht mehr die Freiheit, abzuwarten und zu sehen, wie sich die Dinge entwickelten. Ich mochte noch so sehr über die Tatsache jammern, dass ich diese dämliche Magie lernen und mich mit Maisies und Rheas Theorien über die Prophezeiung auseinandersetzen sollte – aber in Wahrheit verspürte ich nicht einmal den Bruchteil des Druckes, unter dem Maisie stehen musste. Der Rat verließ sich bei Entscheidungen auf ihre Visionen. Ebenso wie er auf ihr diplomatisches Geschick baute, wenn es darum ging, ihre Verbündeten bei Laune zu halten. Der Anspannung nach, die ihr ins Gesicht geschrieben stand, lastete ein schweres Gewicht auf ihr.
»He, Maisie!«, rief ich ihr hinterher.
Sie blieb stehen und drehte sich mit gequälter Miene zu mir um. »Ja?«
»Viel Glück!«
Ihr Gesicht hellte sich überrascht auf. »Danke.« Sie winkte mir zu und lief dann weiter.
Ich wandte mich zu Giguhl und merkte, dass er mich forschend anblickte.
»Was?«
»Nichts«, erwiderte er. Aber ganz offensichtlich überlegte er, was dieser Austausch mit meiner Schwester für eine Bedeutung hatte.
Mir war es ganz recht, wenn er den Mund hielt und mir zur Abwechslung einmal nicht seine Gedanken darlegte. Dieser kurze Ausruf »Viel
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