Roter Fluch - Wells, J: Roter Fluch - Mage in Black - Red-Headed Stepchild Trilogie 2
ich nicht schon wieder in Schwierigkeiten geraten.
In einer Ecke der Bar saß eine Nymphe auf dem Schoß eines männlichen Vampirs. Ihr Make-up war offenbar mit einer Maurerkelle aufgetragen worden, und die blonden Haare hatte sie zu einer Art Rattennest hochgesteckt. Ihre Beine steckten in zerrissenen Netzstrümpfen, und ich konnte das Strumpfband unter ihrem pinken Kunstlederrock hervorblitzen sehen. Sie kicherte über
das, was der Vamp sagte, aber ihre Augen erreichte das Lachen nicht.
Während ich den beiden wie eine Voyeurin zusah, legte der Kerl eine bleiche Hand auf ihren Oberschenkel und drückte zu. Er trug einen großen Goldring mit einem roten Stein in der Mitte. Die Fee schnitt eine Grimasse, als er sie derart begrapschte, aber setzte gerade noch rechtzeitig ein Lächeln auf, als er sie ansah.
Die Erinnerung an eine andere Nymphe lastete schwer auf meiner Seele. Wir hatten Vinca vor weniger als zwei Wochen beerdigt. Ehe ich in ihr Leben getreten und sie auf dem Weingut ums Leben gekommen war, hatte Vinca eine Zeit lang für einen Feen-Pornoring gearbeitet. Als ich nun die Nymphe auf dem Schoß des Vampirs beobachtete, fragte ich mich, ob auch Vincas Gesicht so viel Hoffnungslosigkeit ausgestrahlt hatte. Allein die Vorstellung brachte mich dazu, die Fäuste zu ballen. Ich wäre am liebsten zu den beiden hingegangen und hätte die Fee vom Schoß des Kerls gerissen. Ich wollte sie schütteln und ihr erklären, dass es andere Wege gab, sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Ich wollte sie warnen und anflehen, diese Stadt zu verlassen, ehe sie von ihr verschlungen wurde.
Doch gerade als ich mich dazu durchgerungen hatte, aufzustehen, sah ich, wie der Vampir den oberen Teil seines auffälligen Rings aufklappte. Er holte eine kleine grüne Pille heraus. Die rosafarben schimmernden Lippen der Fee verwandelten sich in ein echtes Lächeln, und ich konnte den ersten Anflug von Zufriedenheit auf ihrem Gesicht erkennen. Der Typ hielt ihr die Pille vor den Mund. Ihre Zunge schoss heraus, und sie schluckte sie gierig hinunter.
Als die beiden damit fortfuhren, sich gegenseitig die Zunge in den Hals zu stecken, wandte ich mich ab. Wem wollte ich etwas vormachen? Ich brauchte mir nicht einzubilden, als große Retterin auftreten zu können. Außerdem hatte ich ganz sicher nicht das Recht, anderen zu sagen, wie sie ihr Leben leben sollten.
Ich trank mein Glas leer und gab Earl ein Zeichen, mir ein neues zu bringen. Dann sah ich, wie Giguhl die Bar betrat und auf mich zukam. Während er durch den Raum ging, kamen mehrere der Gäste auf ihn zu und schüttelten ihm die Hand. Zwei Nymphen, ähnlich gekleidet wie die Blonde, die ich gerade beobachtet hatte, hängten sich wie greller Christbaumschmuck an seine Oberarme. Ein helles Lachen zog meine Aufmerksamkeit auf sich. Es stammte von der ersten Nymphe. Sie bemerkte nicht, dass ich sie beobachtete, denn sie war viel zu sehr damit beschäftigt, den Vampir am Schwanz in ein Hinterzimmer zu ziehen.
»Wie geht’s, Boss?«, fragte Giguhl und blieb vor mir stehen. Die beiden Feen würdigten mich keines Blickes. Giguhl schien ihre Bewunderung allerdings in vollen Zügen zu genießen.
»Hi, G. Bereit zum Gehen?«, fragte ich.
Er zog die schwarzen, buschigen Augenbrauen zusammen. »Eigentlich noch nicht. Tansy und Cinnamon haben mich gerade auf eine kleine Party eingeladen.«
Ich scheuchte die Nymphen fort, ohne auf ihre Proteste zu achten, und zog Giguhl dann an einen kleinen Seitentisch. »G, du weißt, dass diese Nymphen Prostituierte sind, oder?«
Er überlegte eine Sekunde. Ich befürchtete einen Moment lang, ich hätte seinen Traum von einem flotten
Dreier mit den zwei Feen unnötig brutal zerstört. Meine Besorgnis war allerdings völlig unnötig, denn eine Augenblick später warf er seinen gehörnten Kopf zurück und lachte dröhnend. »Natürlich weiß ich das! Weshalb glaubst du wohl, bin ich so begeistert?«
»Dir macht es also nichts aus, für Sex zu zahlen?«
Er sah mich überrascht an. »Sabina, ich bin ein Dämon. Und als ich mich das letzte Mal umgesehen hatte, gab es auf dieser verdammten Erde nirgendwo eine scharfe Dämonin für mich. Also muss ich mich mit den Gelegenheiten zufriedengeben, die sich mir bieten. Außerdem hat mich der Erotiksender in meinem Zimmer bei Maisie auf ein paar Ideen gebracht, die ich echt gerne ausprobieren würde.«
Ich runzelte die Stirn. »Der Erotiksender?«
Er nickte. »Ich kann überhaupt nicht glauben, dass ich so
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