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Roter Hibiskus: Roman (German Edition)

Roter Hibiskus: Roman (German Edition)

Titel: Roter Hibiskus: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Scholes
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Mara.
    »Ja«, erwiderte sie. »Kurz bevor ich aus Australien weggegangen bin. Ich fand ihn wundervoll.«
    Nach dem Film war sie in den kalten Nieselregen eines Wintertags in Melbourne getreten und hatte überrascht wahrgenommen, wie grau die Gebäude um das Kino herum waren. Die Hitze und der Staub der Wüste, die mystische Ausstrahlung der arabischen Reiter, die Angst und das Chaos des Krieges – und auch Lawrence selbst – waren für sie so real geworden, dass sie auf einmal das Gefühl hatte, nicht mehr in ihre Welt zu gehören.
    »Nun, Sie erinnern sich sicher, wie er die Wüste dargestellt hat«, sagte Leonard. »Sie war ebenso wie Lawrence eine Gestalt des Films. Danach strebe ich auch. Ich möchte, dass die Savanne in den Szenen, die wir hier drehen, präsent ist. Und nicht nur, weil wir in der afrikanischen Wildnis sind – es ist viel mehr als das.« Leonard unterstrich seine Worte mit Gesten. »Die weiten Ebenen spiegeln die moralische Landschaft der Geschichte wider. Das Setting verlangt Aufrichtigkeit zwischen den Figuren – im Gegensatz zu der subtilen Geheimnistuerei von Sansibar mit seinen engen Gassen und den Läden vor den Fenstern. Können Sie mir folgen?«
    Er sprach eindringlich, als ob es äußerst wichtig für ihn wäre, dass Mara ihn verstand. Sie fühlte sich geschmeichelt. Es überraschte sie nicht, dass die Schauspieler und die Crew – und auch Carlton – diesem Mann ermöglichen wollten, seine Vision in die Realität umzusetzen.
    Seine Frage nach ihrem Umgang mit dem Gewehr fiel ihr ein. »Sie brauchen mich nicht für Ihren Schutz«, sagte sie. »Das Jagdministerium hat versprochen, uns aus Arusha einen Ranger zu schicken.«
    »Ja, aber wir werden Tiere zusammen mit Ihnen aufnehmen, wenn Sie Lillian doubeln.« Er lachte. »Das Risiko, sie da draußen zusammen mit Löwen und Elefanten zu filmen, werden wir wohl kaum eingehen! Aber mit Ihnen ist das kein Problem. Maggie – das ist der Name der Figur – wird sowieso ein Gewehr dabeihaben.« Er lächelte, offensichtlich erfreut über seinen Plan. »Natürlich«, fügte er nach einem Moment hinzu, »werden wir noch weitere Vorsichtsmaßnahmen treffen. Auch Ihr Ehemann wird dabei sein – zwar nur hinter den Kulissen, aber nahe genug, um im Notfall einzugreifen.«
    Mara runzelte die Stirn. »Er ist leider nicht hier«, antwortete sie. »Ich kann ihn nicht erreichen. Aber wie gesagt, das Jagdministerium schickt einen Ranger.« Sie hörte, dass sie viel zu schnell redete, weil sie Leonard keine Gelegenheit geben wollte, sein Entsetzen zu formulieren. »Sie haben jemanden ausgesucht, der ursprünglich hier aus der Gegend kommt – er kennt das Land wie seine Westentasche. Es wird also kein Problem sein«, schloss sie. Dann kam ihr ein Gedanke. »Es sei denn … es sei denn, Sie möchten, dass John auch als Double agiert?«
    »Das ist nicht nötig«, sagte Leonard. »Peter Heath macht am liebsten alles selbst, manchmal sogar Stunts. Er ist gerne draußen. Ich glaube, es erinnert ihn an seine Kindheit. Wenn man ihn sprechen hört, würde man nie vermuten, dass er Australier ist.« Er lächelte Mara an. »Wie Sie.«

    Menelik stand breitbeinig am großen Tisch in der Küche. Vor ihm lag sein kostbares Messer – das mit der Damaszener Klinge. Mara hatte gehört, wie er dem Küchen-Boy erklärt hatte, das Metall sei während des Schmiedens über tausendmal gefaltet worden. Das hatte den fast magischen Effekt, dass eine Klinge entstand, die sich selbst schärfte – so als wäre sie lebendig. Der Koch hatte das Messer als junger Mann von einem arabischen Händler gekauft, und wie es da auf der gescheuerten Holztischplatte lag, sah es scharf und gefährlich aus.
    »Als Vorspeise gibt es Avocadosuppe«, sagte Menelik. »Nach dem Rezept der Baronin. Sie muss kalt serviert werden. Danach gibt es Wildragout.«
    Mara nickte zerstreut. Sie war nicht in die Küche gekommen, um die Speisenfolge zu besprechen – sie traute Menelik absolut zu, dass er selbständig die beste Wahl traf. Mehr beschäftigte sie die Frage, wie sie vermeiden konnte, dass jemand nicht abgekochtes Wasser trank und krank wurde. Sie hatte zwar den Bediensteten beigebracht, wie empfindlich Europäer waren, aber es gab genug Raum für Fehler. Und Carlton hatte deutlich darauf hingewiesen, dass die Filmcrew einen engen Zeitrahmen einhalten musste. Sie machte sich auch Sorgen über Leonards Verhalten – sie hatte ihm das Versprechen abgenommen, die Umgebung der Lodge nicht zu

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