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Roter Hibiskus: Roman (German Edition)

Roter Hibiskus: Roman (German Edition)

Titel: Roter Hibiskus: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Scholes
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verlassen, bis der Ranger da war und ihn begleiten konnte, aber sie war sich keineswegs sicher, ob er sein Wort halten würde.
    »Ich weiß, was Sie denken«, sagte Menelik. »Sie möchten gerne wissen, was für ein Tier ich zu dem Ragout verarbeite?« Er sprach Swahili, mit dem leicht unbeholfenen Satzbau von jemandem, der eine fremde Sprache spricht. Mara wusste im Voraus nie, welche Sprache er sprechen würde – Englisch oder Swahili oder eine Mischung aus beiden. Sie vermutete, dass er sie damit verunsichern wollte.
    »Es ist Impala«, fuhr Menelik fort. »Wir haben es aus dem Dorf. Das Tier war von dem Pfeil nur leicht beschädigt. Das Fleisch ist wirklich gut. Ich habe es selbst zerlegt. Aber jetzt müssen Sie den Weinsafe aufschließen und mir ein wenig Rotwein geben. Burgunder würde am besten dazu passen.«
    »Ja, natürlich«, willigte Mara ein. Sie blickte auf, weil sie plötzlich Motorengeräusch hörte. »Fährt Leonard etwa weg?«
    In diesem Moment kam der Küchen-Boy angerannt. »Noch mehr Amerikaner kommen!« Er rezitierte die Worte beinahe, wobei er jedes einzelne betonte. Soweit Mara wusste, war er nie zur Schule gegangen, aber er hörte sich beinahe so an wie ein Schüler, der eine Hausaufgabe vortrug. Oft musste sie sich ein Lächeln verkneifen, wenn er sprach. Außerdem hieß er auch noch Dudu – das Swahili-Wort für »Insekt« –, und mit seinen dürren Armen und dem runden Bauch sah er genauso aus.
    »Weiß Kefa Bescheid?«, fragte Mara.
    »Ja, Bwana Memsahib. Kefa spricht mit ihnen.«
    »Gut.« Mara beschloss, nicht hinauszugehen, um die Neuankömmlinge zu begrüßen. Sie hatte noch viel zu tun, um sich zu vergewissern, dass alles in Ordnung war, wenn Carlton mit den beiden Hauptdarstellern eintraf. In ein paar Stunden sollte das Flugzeug landen.
    Als sie sah, dass Dudu gleich wieder davonrennen wollte, legte sie ihm die Hand auf die Schulter. »Du musst hierbleiben«, sagte sie. »Sperr die Ohren auf und hör mir genau zu. Menelik hat sehr viel zu tun. Du musst dich wie ein Erwachsener benehmen und deine Pflichten sehr sorgfältig ausführen.«
    Dudu blickte sie feierlich an. Sie erinnerte ihn daran, dass das Fettgefäß jeden Tag gereinigt werden musste, wenn so viele Leute in der Lodge wohnten. Dass es wichtig war, die Eier auf Frische zu überprüfen, indem er sich vergewisserte, dass sie in einer Schüssel mit Wasser auf den Boden sanken und nicht schwammen. Dass Milch durchgesiebt werden musste, um Haare und Gras zu entfernen, und dass sie natürlich gekocht werden musste. Und dass Reis vor dem Kochen gewaschen und sehr sorgfältig auf Steine durchsucht werden musste. Das Gleiche galt für Linsen und getrocknete Bohnen.
    Menelik tat so, als beachtete er sie gar nicht, während sie dem Jungen ihren Vortrag hielt, aber Mara wusste, dass er ganz genau zuhörte, um festzustellen, ob sie etwas vergessen würde. Als sie fertig war, nickte er zustimmend, was sie freute. Und als sie die Küche verließ, wandte er sich an Dudu.
    »Hast du alles gehört, was die Bwana Memsahib zu dir gesagt hat? Dann pass gut auf! Wenn du einen Fehler machst, wird sie dich verprügeln!«

    Mara ging an den Blechhütten vorbei, wobei sie mit der letzten, in die Daudi bereits eingezogen war, anfing. Durch die offene Tür konnte sie sein braunes Jackett sehen, das auf einem der Einzelbetten lag. Er würde sein Zimmer mit dem Ranger teilen, wenn dieser eintraf. Unbehaglich fragte Mara sich, was John wohl davon halten würde, dass in seinen Gästehütten Afrikaner übernachteten. Das war noch nie vorgekommen. Wenn sie draußen auf Safari waren, entwickelte sich oft eine Kameradschaft zwischen dem weißen Jäger und seinen Kunden und den einheimischen Gewehrträgern und Spurensuchern, die an echte Intimität grenzte. Sie entstand bei den gemeinsam erlebten Gefahren und bei der Erregung der Jagd, zumal die Afrikaner den Weißen überlegen waren, was das Wissen um Land und Tiere anging. Aber in der Lodge hatte immer ein anderes Protokoll geherrscht. Mara war sich unsicher gewesen, wie sie die Afrikaner, die zur Crew gehörten, unterbringen sollte – diese Aufgabe hatte sie Kefa überlassen. Er hatte beschlossen, dass Daudi und der Ranger in einer dieser Hütten unterkommen und ihre Mahlzeiten mit den Europäern im Esszimmer einnehmen sollten. Den Kulissenbauern hatte er Zimmer im Häuschen der ehemaligen Farmarbeiter hinten an der Lodge zugewiesen, wo sie sowohl schlafen als auch essen konnten. Mara hoffte, dass er

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