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Roter Hibiskus: Roman (German Edition)

Roter Hibiskus: Roman (German Edition)

Titel: Roter Hibiskus: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Scholes
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mitkommen?«
    »Nun, natürlich«, antwortete Mara. »Aber ich habe hier viel zu tun.«
    Sie hoffte, dass Matilda nicht weiter in sie dringen würde. Sie konnte sich nicht vorstellen, jemandem wie Matilda – die John erzählt hatte, was es für eine Lust war, auf dem Familienbesitz auf Pirsch zu gehen –, zu erklären, dass sie nicht bereit war, hinter Leuten zu stehen, die Gewehre in der Hand hielten, zuzusehen, wie sie auf einen grasenden Elefanten zielten oder auf einen Löwen, der gähnend in der Sonne lag. Dass sie sich nicht sicher sein konnte, keinen Warnschrei auszustoßen. Oder dass sie möglicherweise die Hupe betätigen würde, wenn sie im Landrover wartete, während die Jäger die letzten Schritte, die für den Todesschuss erforderlich waren, zu Fuß gingen.
    Und sie konnte nicht erklären, dass sie immer noch die Schreie eines kleinen Elefantenbabys hörte, das panisch mit dem Rüssel wedelte, während es versuchte, seine Mutter aufzuwecken, die leblos am Boden lag. Und dann die Stille, die das Land eingehüllt und der Luft den Sauerstoff entzogen hatte, nachdem John seinen Gewehrlauf an den kleinen Kopf gepresst und abgedrückt hatte …
    Schließlich erschien John, in frischer Kleidung, damit er zu seinem frisch gewaschenen Fahrzeug passte. Mara sah zu, wie er die geschwärzten Reifen überprüfte und sich bückte, um unter das Chassis zu schauen. Dann war er zur Abfahrt bereit.
    Während Matilda und ihr Vater in den Landrover stiegen, trat er auf Mara zu.
    Sie verabschiedeten sich voneinander, mit angespanntem Lächeln, und eine unausgesprochene Frage hing in der Luft. Wünschte seine Frau ihm Glück – oder eine vergebliche Safari?
    Sie küssten sich zum Abschied.
    Als ihre Lippen seine Wange streiften, stellte sie sich vor, sie könnte die frische Luft der Savanne riechen, den Duft nach wildem Salbei, der unter den Füßen zertreten wurde. Das Gewehröl und das Blut …
    In seinen Augen hatte leichter Trotz gestanden. Hatte er es schon gewusst?, fragte sie sich jetzt. Hatte Matilda es gewusst? Vielleicht war es ja so unausweichlich gewesen, dass sogar Menelik als Zuschauer verstanden hatte, was passieren würde.
    Mara steckte den Brief und die beiden Fotos wieder in den Umschlag und schob ihn sorgfältig in die Tasche der Weste. Sie rollte die Weste zusammen – genau so, wie sie sie beim ersten Mal vorgefunden hatte – und legte sie zurück in ihr Versteck. John sollte nicht merken, dass sie sie jemals in der Hand gehabt hatte.
    Sein Geheimnis war zu ihrem geworden.
    Wenn John weg gewesen wäre, als sie ihre Entdeckung gemacht hatte, hätte Mara vielleicht ihren Koffer gepackt und wäre gegangen. Aber wohin hätte sie gehen sollen? Selbst wenn sie das Geld gehabt hätte, um nach Australien zurückzukehren, hätte sie es nicht getan. Sie konnte nicht zurückgehen und ihrem Vater eingestehen, dass er von Anfang an recht gehabt hatte. Und sie brachte es auch nicht übers Herz, Lorna zu erzählen, dass ihr Glaube an die Macht der Träume sich als haltlos erwiesen hatte. Und was für ein Leben würde sie als geschiedene Frau führen? Sie kannte überhaupt niemanden, dessen Ehe so zu Ende gegangen war. Auf den Farmen in Tasmanien war der Bund der Ehe so solide und zuverlässig wie die Grenzzäune, die eine Farm von der anderen trennten.
    Aber an dem Tag, als Mara den Umschlag gefunden hatte, war John in der Lodge gewesen und hatte draußen gearbeitet. Zuerst hatte sie bewegungslos im Schlafzimmer gestanden, und Wut war in ihr aufgestiegen, als ihr die Bedeutung der Entdeckung klar wurde. Und dann hatte Mara sich auf die Suche nach John gemacht.
    Es hatte etwas Unwirkliches, dass ihre Füße sich bewegten wie immer, dass sie wie von selbst ihren Weg durch die Zimmer und über die Treppe fanden, als ob sich nichts verändert hätte.
    Er war gerade dabei, das Loch für den Swimmingpool auszuheben und grub mit gleichmäßigen Bewegungen. Als sie ihn sah, erstarrte sie, und ein Schauer lief ihr über den Rücken. Ein Teil von ihr wollte zu ihm laufen, sich von ihm trösten lassen – als ob der Schmerz, den sie empfand, ihr von einem Feind zugefügt worden wäre. John würde sie verteidigen, ihr helfen, sie trösten.
    Aber es war viel komplizierter.
    Mara versteckte sich hinter einem Frangipani-Strauch. Das Herz schlug ihr bis zum Hals; das schwere Parfüm der rosa Blüten bereitete ihr Übelkeit. Durch den Vorhang aus Blättern und Zweigen beobachtete sie ihn.
    John war bis zur Taille nackt und

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