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Roter Hibiskus: Roman (German Edition)

Roter Hibiskus: Roman (German Edition)

Titel: Roter Hibiskus: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Scholes
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verkündet, sie würden heute Morgen nicht drehen – damit wollte er allen Gelegenheit geben, Kraft zu schöpfen für die zweite Hälfte der Dreharbeiten. Einige Mitglieder der Crew hatten sich Lillian angeschlossen und entspannten sich ebenfalls im Garten. Brendan hatte seine Lampen und Kabel zurückgelassen, saß auf der vorderen Veranda und las Zeitung. Rudi hockte auf einem Teppich unter dem Mangobaum und redete mit den Hütten-Boys, die immer wieder in Lachen ausbrachen, während sie ihm antworteten. Ihre hohen, kindlichen Stimmen klangen hell durch die Luft. Obwohl Mara vermutete, dass sie bestimmt etwas zu tun hatten, unterbrach sie die Unterhaltung nicht.
    Schade, dass John nicht mitbekam, dass die Lodge voller zufriedener Gäste war, dachte sie. Er hatte sich so danach gesehnt. Aber dann ging ihr durch den Kopf, dass hier alles anders wäre, wenn John da wäre. Er trüge dann die Verantwortung. Angespannte Stimmung würde herrschen, weil die Angestellten sich bemühen würden, all seinen Anweisungen zu folgen, ob sie nun mit den Entscheidungen des Bwana einverstanden waren oder nicht. Und Mara hätte sicher auch nicht am Film mitgearbeitet. Sie hätte einfach nicht den Mut dazu gehabt, wenn John zugeschaut hätte.
    Sie schob den Gedanken beiseite und ging quer über den Rasen zu Jamie, der in einem Liegestuhl saß und müßig die Reihen winziger Blätter von einem abgebrochenen Jakaranda-Zweig abstreifte. Tomba stand dicht bei ihm, große Kopfhörer auf dem Kopf, und hielt ein auf einem Handgriff befestigtes Mikrophon, das aussah wie eine Pistole. Es war mit zwei langen, schwarzen Kabeln mit dem Verstärker verbunden, der auf einem Klapptisch aufgebaut war. Tomba richtete das Mikrophon auf die beiden Hütten-Boys und schwang es dann zur Seite. Immer wieder wiederholte er die Aktion, einen Ausdruck verzückter Konzentration auf dem Gesicht.
    Jamie schüttelte den Kopf, als Mara näher kam. »Ich glaube, er ist hinter meinem Job her.« Sein Tonfall klang spöttisch, aber man hörte auch leise Bewunderung heraus. »Er ist schnell, wissen Sie. Sehr intelligent.«
    Das Mikrophon schwenkte auf ihn zu. »Was hast du gesagt?«, fragte Tomba.
    »Es spielt keine Rolle«, sagte Jamie. »Du hast es auf jeden Fall nicht mitgekriegt, weil du nicht an mir dran warst. So ist das eben mit dem 416. Es ist ein Richtungsmikro.«
    Tomba kniff konzentriert die Augen zusammen. Mara sah, dass er seine Lippen bewegte, während er sich die Worte einprägte.
    »Wissen Sie, wo Carlton ist?«, fragte Jamie.
    »Im Esszimmer«, antwortete Mara. Sie hatte ihn gerade dort gesehen. Überall um ihn herum lagen Papiere, und er addierte Zahlen mit Hilfe einer Rechenmaschine. Die Filmcrew mochte ja einen halben Tag Pause haben, aber der Produzent konnte sich keineswegs entspannen. Wahrscheinlich machte er sich Sorgen um das Geld, dachte Mara. Zum Glück hatte sie bereits einen zweiten Teilbetrag erhalten. »Er wirkt sehr beschäftigt.«
    Jamie lachte kurz auf. »Ich wette, Leonard arbeitet auch wie ein Besessener, schreibt das Drehbuch um und tut sein Bestes, um uns alle in den Wahnsinn zu treiben.« Er streckte sich. »Nun, Sie kennen ja den Spruch – ganz oben ist die Luft dünn. Hey, Tomba, ich gebe dir einen Rat. Was auch immer du machst, sei nie der Boss.«
    Tomba starrte ihn eine Sekunde lang an und warf dann Mara einen unsicheren Blick zu. »Ich soll nicht Bwana Mkuu sein?«
    Mara nickte. »Das hat er gesagt: Du sollst nicht versuchen, der große Mann zu sein.«
    Als sie sich zum Gehen wandte, sah sie, dass Tomba Jamie mit einer Mischung aus Skepsis und Verwirrung anschaute.
    Statt es direkt in die Küche zu bringen, stellte Mara das Tablett neben der Vordertür ab. Sie wollte rasch nachsehen, ob die Hütten-Boys ihre Pflichten in den Rondavels erledigt hatten. Wenn sie Peter dort antraf, konnte sie die Gelegenheit auch gleich nutzen, um sich zu vergewissern, ob er seinen Morgentee bekommen hatte.
    Sie konnte mit ihm sprechen. Sie konnte beobachten, wie die Sonne durch das Fenster auf sein Gesicht fiel …
    Als sie um die Ecke bog, kam sie am Esszimmerfenster vorbei. Carlton saß immer noch am Tisch. Vor ihm standen mindestens drei Kaffeetassen. Sie konnte niemand anderen im Raum erkennen, aber hinten auf der Veranda erregte etwas ihre Aufmerksamkeit. Durch die offenen Verandatüren erkannte sie das Blau von Peters Leinenhemd. Er hatte sich hingehockt und betrachtete etwas, das auf dem Boden lag.
    Sie eilte hin. Hoffentlich war es keine

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