Roter Hibiskus: Roman (German Edition)
sich daran, wie Peter sie angesehen hatte. Sie hörte seine Worte, die durch die warme Abendluft zu ihr drangen. Du siehst wunderschön aus …
Mara lächelte Bina an. »Danke.«
Bina wedelte abwehrend mit der Hand. »Die Farben sind sehr langweilig, aber wenn du glücklich bist, bin ich es auch.« Sie beugte sich vor und blickte Mara forschend an. »Aber du hast die Sachen noch nicht deinem Ehemann zeigen können. Er ist immer noch auf Safari, oder?«
Mara lehnte sich in ihrem Sessel zurück. Sie hatte das Gefühl, dass Bina alles wusste, was in Raynor Lodge passiert war, und das machte sie nervös – auch wenn sie nichts Unrechtes getan hatte. Aber dann wurde ihr klar, dass Bina nur die letzte Unterhaltung fortführen wollte. Es war noch gar nicht so lange her, dass sie über Maras Ehe und darüber, warum sie noch nicht schwanger war, gesprochen hatten, aber Mara kam es so vor, als wäre das Thema weit von ihr entfernt. Sie konnte sich zwar noch daran erinnern, wie weh es getan hatte, aber es kam ihr so vor, als habe eine andere Person dies alles erlebt. Sie starrte in ihre Teetasse, um nicht erneut darüber nachdenken zu müssen.
Matilda. Die blonden Locken, die himmelblauen Augen. Das silberhelle Lachen.
Mara wartete auf den vertrauten Schmerz. Aber als er kam, war er überraschend schwach. In der letzten Zeit war so vieles passiert, dachte sie. Es hatte sich so vieles geändert.
Sie merkte, dass Bina sie mit einem seltsamen Gesichtsausdruck anschaute. Offensichtlich wartete sie auf ihre Antwort. Mara hob die Teetasse. Ihre Hand zitterte leicht. »Er ist noch zwei Wochen in den Selous.«
Bina pfiff leise durch die Zähne. »Eine sehr lange Safari«, sagte sie. »Du wirst froh sein, wenn er wieder da ist.«
»Ja, natürlich«, antwortete Mara. Sie versuchte, sich vorzustellen, wie John in die Lodge zurückkam und seinen Platz als Bwana wieder einnahm. Bis dahin würde die Filmcrew schon abgereist sein. Und alles wäre vorbei …
Plötzlich wusste Mara, dass sie dieses Gespräch nicht fortsetzen konnte. Sie blickte sich zerstreut um, um anzudeuten, dass sie zu tun hatte. »Leider bist du zu einer ungünstigen Zeit gekommen, Bina.«
»Ich verstehe«, erwiderte Bina. »Für uns Geschäftsfrauen ist das Leben immer hektisch.«
Mühsam erhob sie sich. Mara lächelte entschuldigend. Trotz ihres emotionalen Aufruhrs war sie sich der Herzlichkeit bewusst, die Bina ausstrahlte. Sie berührte die Freundin am Arm. »Danke für die Gewürze. Besuch mich doch bei Gelegenheit noch einmal.«
Binas Augen funkelten. »Beim nächsten Mal bringe ich samosas mit. Und ein wenig von meinem speziellen chevda – gewürzte Maisflocken. Du kannst sie zu deinem – wie nennt man noch einmal das Getränk am Ende des Tages? – knabbern.«
»Sundowner«, erwiderte Mara. Sie folgte Bina auf die Veranda. Als sie in die Sonne traten, tauchten die Hütten-Boys hinter einem Gitter auf, als ob sie dort gewartet hätten. Einer von ihnen hatte Eimer und Schwamm in der Hand.
»Ihr Auto ist fertig«, sagte er zu Bina. »Es ist sehr sauber.« Bina neigte den Kopf. »Ich werde es mir anschauen.« Sie blickte Mara an. »Ein Mercedes-Benz muss schwarz sein, aber man sieht jedes Staubkorn darauf. Die Amerikaner sollten nicht denken, dass der Wagen jemandem aus dem Busch gehört.«
»Nein«, stimmte Mara zu. Sie wies nicht darauf hin, dass das Auto sofort wieder staubig werden würde, wenn Bina losfuhr. Lächelnd wandte sie sich an die Hütten-Boys. »Würdet ihr bitte Mrs. Chakraburti zu ihrem Wagen bringen?«
»Ja, Bwana Memsahib«, erwiderten sie.
Bina riss bewundernd die Augen auf. »Das ist dein Titel?«, sagte sie zu Mara.
»Nur bis John nach Hause kommt«, erklärte Mara. Bis John nach Hause kommt.
Die Worte klangen fremd und hohl – sie hätten zufällig aus irgendeinem anderen Gespräch stammen können.
Bina warf ihr einen scharfen Blick zu. »Es ist ein guter Titel. Du solltest ihn behalten. Hör auf meinen Rat.«
Mara lächelte schief. »Komisch daran ist, dass wir eigentlich gar keinen Bwana haben. Es hat einfach jeder nur seine Arbeit gemacht.«
Bina schüttelte den Kopf. Ihr Gesicht zeigte eine Mischung aus Ungeduld und Zärtlichkeit – als ob Mara ein schwieriges, aber hinreißendes Kind wäre.
Die beiden Frauen verabschiedeten sich voneinander. Als die Jungen mit Bina weggingen, brachen sie in ihr übliches kindliches Geschnatter aus. Mara erwartete, dass Bina sie ungeduldig zum Schweigen brachte, aber sie
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