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Roter Regen

Titel: Roter Regen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moritz
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deswegen hatte Christa
die zweite Woche unterrichtet, danach wollte sie ebenfalls nach Bukarest.«
    »Für wie lange?«
    »Drei Wochen.«
    »Und weshalb hat sie dir die Schlüssel für das Haus gegeben? Von
Breisach hierher ist es eine gute Strecke zum Blumengießen. Gab es keinen aus
Bötzingen, der das übernehmen konnte?«
    »Thomas hatte Angst, dass jemand aus dem Dorf nur neugierig
schnüffeln würde.«
    »Hatte er denn Grund, etwas zu verheimlichen?«
    »Was soll das?«, fuhr Bärbel auf.
    »Ich suche nach Motiven für zwei Morde«, versuchte Belledin sie zu
beruhigen.
    Sie zuckte mit den Schultern. »Es gab irgendein Projekt, das auch
mit Bukarest zu tun hatte, mehr weiß ich nicht«, log Bärbel. Sie hatte keine
Lust, Belledin von den Wasserprojekten zu erzählen. Sie war für heute deswegen
schon zur Genüge ausgelacht worden. Killian durfte sich das gerade noch
erlauben, Belledin dagegen auf keinen Fall.
    Belledin zückte seinen speckigen Block und notierte sich ein paar
Stichworte. »Soll dich jemand nach Hause fahren? Oder bist du klar? Eine Leiche
sieht man nicht alle Tage.«
    Bärbel hatte die Wärme in seiner Stimme wohl nicht erwartet. Sie
lächelte sogar zurück. »Danke, aber ich schaffe das schon …«
    »Stell dich darauf ein, dass wir noch mal ein paar Fragen an dich
richten werden.«
    »Gehöre ich zu den Verdächtigen?«
    »Für den Tod von Hartmann hast du ein Alibi. Hier wissen wir mehr,
wenn die Ärzte den Zeitpunkt des Todes festgestellt haben.«
    Bärbel schürzte die Lippen und nickte. Dann verließ sie die Wohnung,
während sich Belledin seinen Leuten von der Spurensicherung zuwandte.
    * * *
    Bärbels Schwärmerei für den toten Quacksalber hatte Killian
neugierig gemacht. Er wollte mehr über Hartmann erfahren. Außerdem tat ihm
Bärbel leid. Wenn Hartmann ein Scharlatan gewesen war, würde sie ihre
fünfzigtausend nie wieder sehen. Kein Pappenstiel. Vielleicht fand er in dem
Ausdruck, den Belledin in der Krone hatte liegen lassen, etwas Interessantes
über dessen Ideen und Pläne.
    Er blätterte durch die Papiere und wunderte sich. Killian war kein
Physiker, aber er hatte schon viele Baupläne fotografiert, die für Moshe
wichtig gewesen waren, Pläne für einen Kernwaffenreaktor oder für eine Bombe.
Hartmanns Pläne hatten allerdings eher etwas mit Geologie oder Meteorologie zu
tun. Killian erkannte Zeichen und Formeln der Thermik, aber sie sagten ihm
nichts. Was hatte ein Heilpraktiker mit solchen Plänen vorgehabt? Wollte er
damit das Dreckwasser in Bukarest säubern? Merkwürdig. Nach einer Kläranlage
sah es allerdings nicht aus.
    Er warf seinen Mac an und scannte die einzelnen Blätter in seinen
Rechner ein. Moshe würde sicherlich Spezialisten haben, die den Code des Planes
knacken konnten. Um die Pläne vor fremdem Zugriff zu schützen, verschlüsselte
er das Dokument, ehe er es an Moshe sendete.
    Es dauerte keine Minute, da blinkte eine Mail in seinem Briefkasten.
Killian öffnete sie und las: Schalom, mein Freund, schön, von dir zu hören.
Das Material, das du uns gerade geschickt hast, kann ich leider erst morgen in
Expertise geben. Wir sind mal wieder überlastet. Dafür kann ich dir sagen, dass
es deiner Tochter gut geht. Jedenfalls was man von außen sehen kann. Sie hat
ein Zimmer am Prenzlauer Berg, direkt am Wasserturm gefunden, Knaackstraße 44 –
samt arbeitslosem Schauspieler, in den sie sich wohl verliebt hat. Außerdem war
sie bereits bei Ramelow. Dort arbeitet sie zweimal die Woche. Der alte
Schnüffler bescheinigt ihr Talent. Glaubst du, sie wäre auch irgendwann jemand
für uns?«
    Killian hatte nicht darum gebeten, Swintha überwachen zu lassen,
aber er hatte sich denken können, dass Moshe sich der Sache annahm. Immerhin
war Swintha das Kind eines seiner Leute, das konnte auch die Gegenseite längst
wissen. Und deswegen war es nur klug, Swintha eine Weile überwachen zu lassen.
Allerdings sollte sie davon nichts mitbekommen. Zwar ahnte Swintha, dass ihr
Vater mit Israel in Verbindung stand, aber sie wusste nicht, dass er mit dem
Geheimdienst verflochten war.
    Moshe hatte ihm die Flucht an den Kaiserstuhl nur gestattet, weil es
wirklich schlecht um Killians Verfassung gestanden hatte. Nach Rohinas Tod, für
den Killian sich verantwortlich fühlte, musste Moshe ihn aus dem Spiel nehmen.
Aber auch jetzt fühlte sich Killian ständig hinter den Schusslinien. Selbst
wenn er mit Bärbel einen normalen Dialog führen wollte, blieben ihm immer nur
wenige

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