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Roter Staub

Roter Staub

Titel: Roter Staub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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Schwanzfächer des Gleiters. Im Bug
redete die Mannschaft um eine kleine Messingpfanne miteinander. Es
war nahe Mitternacht, scharfer Frost lag in der Luft, und niemand auf
dem Gleiter konnte schlafen. Jeden Augenblick konnten die
Friedenstauben seines Urgroßvaters oder die der
Sprachrohr-des-Volkes-Armee wie Eulen auf sie herabtauchen.
    Das Kielwasser des Gleiters strömte hinaus über das
dunkle Wasser. Sterne und der Diamantenschleier des
Asteroiden-Gürtels brannten strahlend am Himmel. Venus und der
Doppelstern von Erde und Mond gingen unter: Jupiter würde erst
in einer Stunde aufgehen. Die roten und grünen Doppelsterne der
Lichter anderer Gleiter bewegten sich in der Ferne gegen das weite
schwarze Schweigen des Landes.
    Nach einer Weile sagte Redd: »Weißt du, warum ich noch
immer hier bin?«
    »Du wartest auf deine Bezahlung.«
    »Ich schätze, die verdiene ich. Aber ich hab’ dich
hergebracht, nicht wahr? Und für weniger Geld, als ich von den
Conchies bekommen hätte, und auch nicht für Bares direkt
auf die Hand.«
    »Das stimmt. Bitte, ich würd’ gern hören,
warum du hier bist.«
    »Es reicht in die Zeit zurück, als ich noch ein kleines
Kind war. Hatte noch kaum Haare auf dem Sack, als ich dieser
Operation unterzogen wurde, die sie so anpreisen. Vielleicht
weißt du davon nichts. Gegen Tibeter und Yankees gerichtet, um
unsere Bevölkerungen niedrig zu halten. Hab’ das Geld wie
ein Idiot genommen, es in einer Woche ausgegeben. Also werd’ ich
niemals Kinder haben, aber ich stelle mir vor, daß ich
vielleicht etwas möchte, in dem ich weiterlebe, und das hier ist
mein Los. Wenn wir gewinnen, werden sie von uns allen Statuen
anfertigen.«
    »Oder Songs über uns schreiben«, sagte Lee. Er
stellte sich den ›King of the Cats‹ vor, wie dieser eine
seiner Heldentaten mit seiner langsamen Bluesstimme besang, und
verspürte einen unerlaubten Nervenkitzel. Ein Teil des Kings war
in ihm, er spürte ihn stets, nach jenem Traum. Auf eine andere
Weise war jener Teil von Miriam Makepeace Mbele dort anwesend.
    In seinem Kopf wurde die Stimme des ›King of the Cats‹
eingeblendet. Lee hatte herausgefunden, daß er die Sendungen
und die wirkliche Welt voneinander trennen und gleichzeitig auf sie
achten konnte. Der King war wütend, wie er es gewesen war, als
er die Revolution des Kleinen Vogels ausgelöst hatte. Lee
bemerkte so etwas jetzt. Er wußte, daß die Launen des
Kings nicht zufällig waren. Er sprach direkt zu seinen
Zuhörern hier in der Welt.
    »Awww-right! Rock aaaaand rooooll. Jawohl, meine
Herrschaften, wir sind gerade auf Sendung gegangen, o Mannomann, das
sind wir. Licht kommt rauf und Licht geht runter, aber ich kann mit
meinen wirklich großen Augen ausspionieren, was mit euch Leuten
passiert. Laßt mich euch sagen, ich werd’ die Nachrichten
nur wenige Minuten versetzt bringen. Die aktuelle Nachricht ist,
daß eine Armeekolonne sich Xin Beijing nähert. Sie kommt
von Nord-Nordosten auf euch zu, und mit der gegenwärtigen
Geschwindigkeit sollte sie den Eisenbahnpaß etwa
morgenfrüh gegen… öh… 9 Uhr passieren. Sieht wie
eine Division aus; für diejenigen von euch, die’s
interessiert. Für alle zuhörenden Soldaten, ich sag’
euch, ich kann eure Köpfe zählen, Baaay-beees! Ihr wedelt
mit den Händen in der Luft, wenn es euch nichts ausmacht. Ich
kann euch alle von hier oben aus zählen, nun, ich kann sogar
sagen, ob ihr euch die Nägel geschnitten habt oder nicht. Ich
habe Augen, glaubt mir, ich habe Augen, überall! In einer
Minute, in nur einer Minute, werden wir wieder was Musik bringen,
gleich nach dieser öffentlichen Meldung. Hier ist eine
Sondermeldung für all die Leute weit, weit oben auf dem
Verteidigungssystem des Tigerbergs: beobachtet weiter den Himmel. Ihr
wißt, was herabkommt. Also gebt euch der Musik hin und seid
bereit. Wir sind schnell, laut und stolz, ihr solltet nicht auf das
hören, was diese grünen Ökofreaks euch sagen. Wir hier
oben wissen alles über Ökosysteme, so bleiben wir am Leben.
Denkt drüber nach, während ich euch dies mitgebe:
›Wenn die Welt morgen nicht untergeht, werde ich über euch
kommen.‹ Von den Fairlanes. Ihr kennt es.«
    Redd sagte, sehr ernst: »Dieses ganze Gewedel mit
der Hand, das Geschrei, dieses Chop-Suckey-Zeugs, das sie dir
beigebracht haben, das wird dir gegen jemand mit einem Gewehr
überhaupt nichts nutzen. Dieser Revolver da mag grob sein und
altmodisch, aber sein Vorteil ist, er ist mechanisch. Reine brutale
Kraft,

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