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Roter Staub

Roter Staub

Titel: Roter Staub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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er nicht genügend Atem, um auch nur die
Hälfte dessen zu erzählen, was ihm zugestoßen war.
Der Yak ließ ihn sogar auf ebenem Grund, von dem es nicht sehr
viel gab, auf- und abhüpfen, und seine Hoden hämmerten
rhythmisch zwischen dem wulstigen Rücken und seinem eigenen
Becken.
    Redd hörte Lee bis zu Ende an und sagte dann: »Ich
würde den Mund halten, wenn ich du wäre. Insbesondere
über diese Sache mit den Mönchen. Selbst wenn sie
stimmt…«
    »Ich brauche nicht zu lügen!«
    »Also hast du eine Lamaserie gefunden, die seit der
Veränderung des Mars verborgen war, mit den ursprünglichen
Mönchen…«
    »Sie waren alle wirklich alt, aber ich glaube kaum, daß
einer von ihnen von Anfang an dabei war.«
    »Diese Burschen sind Jahrhunderte alt. Sie töten deine
Freundin, speisen ihr Bewußtsein in ihre Computer, zerhacken
ihren Körper. Du tötest zwei Mönche und den
Halblebenden und entkommst mit Hilfe eines Affenmanns. Der andere
Mönche löst sich vor deinen Augen auf, sobald du den Ort
verlassen hast.«
    »Ganz genauso war’s nicht«, sagte Lee.
    Redd hob die Schultern.
    »Ich werde den Mund halten.«
    »Gut. Einige von den Burschen sind so was wie
religiös.«
    Den restlichen Weg ritten sie in Schweigen. Selbst wenn er ein
Yankee war, war Redd wie die Cowboys, die Lee auf den
Marktplätzen kleiner Danweis gesehen hatte: gedrungene,
muskulöse, wortkarge Männer, die nicht über die Preise
der Kinkerlitzchen handelten, die sie verkauften. Man hörte,
daß sie Duelle bis zum Tod ausfochten, daß sie aus Sport
Entlaufene aus den Danweis jagten, daß sie der Abschaum
des Mars waren.
    Die Nacht fiel ein, hart und jäh, aber es gab genügend
Sternenlicht für Lees verstärktes Sehvermögen, um ihm
eine fleckige Infrarot-Landschaft mit grünem Licht und tiefen
Schatten zu zeigen.
    Virenabkömmlinge, die durch sein Blut wirbelten, seine Nerven
emporkletterten. Ihn zu etwas anderem machten. Zu dem, was Miriam
gewesen war, vielleicht; und vielleicht machten sie ihn ebenso
langlebig wie seinen Urgroßvater und die anderen Zehntausend
Jahre, obgleich das nur eine kleine Beruhigung war, wenn er nicht
wußte, woher seine nächste Mahlzeit käme.
    Schließlich erblickte Lee den Schimmer vom Feuer der
Cowboys, klein und glühend, wie ein Stern, der auf die weite,
weite Oberfläche der Welt gefallen war. Yaks, die langen
Gesichter wie brennende Schädel in Lees verstärktem
Sehvermögen, waren mit ihren Nasenringen an Ketten gebunden, die
zwischen Heidekraut und niedergetrampeltem Gras festgepflockt waren.
Sie schnaubten und regten sich unruhig, als Lee und Redd auf das
Feuer in der Mitte ihres konzentrischen Kreises zuritten.
    »Das ist es«, sagte Redd.
    Schachteln und Körbe aus gewebtem Gras waren über dem
Boden verstreut. Es gab einige wenige rohe Schutzhütten aus
Planen oder Decken, die über Gestelle aus Weidenruten gelegt
worden waren. Ein schwarzer Hund bellte Lees Reittier an; er war an
einen Pfosten gebunden und trug eine Halskrause aus roter Wolle.
    Es waren rund ein Dutzend Cowboys, alles Männer, die meisten
trugen Chubas über Köperhemden und -hosen. Alle waren sie
kleiner als Lee, aber er bezweifelte nicht, daß ihm ein jeder
in einem einzigen Augenblick Glied von Glied reißen konnte.
Feuerschein zeigte Gesichter, die gerunzelt und gebräunt und
hart wie Sattelleder waren, grobes schwarzes schmieriges Haar,
zurückgekämmt zu Zöpfen, die mit Anhängern und
farbigen Gummibändern festgebunden waren – die
Anhänger waren Siliziumchips.
    Ihr Anführer war ein alter Tibeter, der sich selbst Falke
nannte. Während ihm Redd erzählte, wie er Lee gefunden
hatte, nahm Falke Lees Gesicht in die schwieligen, zerrissenen
Hände und hielt Lees Blick stand mit Augen wie schwarze
leuchtende Korinthen, die eingesunken waren in den faltigen,
gebackenen Teig seines Gesichts. Er hatte einen großen Bauch
und langes weißes Haar, das ihm zottelig bis halb auf den
Rücken fiel. Nach einer langen Minute zog er eine Brille aus
einer Brusttasche und legte sie über Ohren und Nase. Die Linsen
waren kleine runde Spiegel, und sie reflektierten verzerrt Lees
Gesicht, als Falke ihn genau betrachtete.
    Die Hälfte der Cowboys hatte sich hinter Falke versammelt;
der Rest hatte sich nicht die Mühe gemacht, den Platz rund um
das Feuer zu verlassen. Einer der Anstarrenden sagte: »Du
meinst, wir brauchen diesen gelbgesichtigen Pfadfinder?«
    »Du bist ruhig, Weißauge«, sagte Falke. »Ich
denke darüber nach.«
    »Sie

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