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Roter Staub

Roter Staub

Titel: Roter Staub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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die
Kommandozentrale getroffen. Nur die Offiziere waren übrig. Wie
fühlt es sich an, eine Revolution in Gang gebracht zu
haben?«
    »Vielleicht habe ich eine beendet.«
    »Vielleicht… aber der Kleine Vogel ist weder ein
Himmelsstraßler noch ein Konservativer. Nein, er ist ein
Isolierer: Mars für die Marsianer. Er hat unter den Zehntausend
Jahren keine Machtbasis, nur allgemeine Unterstützung, und bald
genug wird er von den Conchies vernichtet werden, ebenso wie sie die
Himmelsstraßler vernichtet haben. Wie du weißt, bin ich
dem Kleinen Vogel vor vielen Jahren begegnet. Seinem Phantombild,
natürlich, nicht ihm persönlich, aber das Phantombild war
wirklich genug, nicht diese Projektionen, die der Rest der
Zehntausend Jahre bevorzugt. Ein großes watschelndes Ding,
Stahl, Chrom und schwarzes Gummi von grob der Gestalt eines
menschlichen Skeletts, mit dem Gesicht des Kleinen Vogels, das dort
in einem Fernsehgerät auf- und niederwippte, wo sein Kopf sein
sollte. Man sagt, das Phantombild hätte hundert oder mehr Leute
entzweigerissen, Feinde des Kleinen Vogels und jene Diener, die ihn
enttäuscht haben. Er ist ein Marsianer der ersten Generation,
der letzte. Man sagt, sein Körper sei ein einziger Garten von
Krebsgeschwülsten, zusammengeschrumpft wie ein schlechter Apfel,
das Ergebnis dessen, bei der Langen Überfahrt der Strahlung
ausgesetzt gewesen zu sein. Aber ihr steht ja noch immer. Bitte,
setzt euch. Ihr seid schließlich meine Gäste. Man wird
mich für einen schlechten Gastgeber halten.«
    Lee setzte sich, doch Chen Yao stellte sich hinter ihn. Ihr Kopf
war genau auf gleicher Höhe mit dem seinen.
    Falke sah sie an. »Ich kenne deine junge Freundin nicht. Aus
einer Fischerfamilie, diesen Kleidern nach zu
schließen.«
    Lee wollte anfangen zu erklären, doch Falke hob die Hand.
»Ich weiß alles über diese armen Teufel, welche die
Fischer Avatar der Gottheit nennen, wo es nichts weiter als ein
Ausschlag von Viren ist, die sie sich von ihren fischigen Gehilfen
eingefangen habe. Viren, die hirnlos in ihnen dahinplappern. Es ist
keine wahre Einsicht.«
    Chen Yao sagte geringschätzig: »Du glaubst es nur zu
wissen.«
    »Kind, ich habe mehr vergessen, als du jemals lernen wirst.
Wei Lee, diese Stadt ist für die Achtlosen voller Fallen. Aber
du scheinst wenigstens Redd verloren zu haben. Ein guter Viehtreiber,
jedoch kein vertrauenswürdiger Mann.«
    Lee sagte bescheiden: »Ich schulde ihm mein Leben.«
    Es schien, als schuldete er vielen Menschen sein Leben.
Urgroßvater Wei und Guoquiang, Miriam, dem Flossler und der
kleinen Chen Yao. Wann war es jemals das seine gewesen?
    Falke lachte. »Die Yankees verstehen Gesichtsschuld nicht,
Wei Lee. Kennst du die Musik, die ich bei deinem Hereinkommen
gehört habe?«
    Lee gestand, daß er sie nicht kannte.
    »Sie wurde von einem Italiener geschrieben, einer Art
Proto-Yankee. Eine Sucht meinerseits, kapitalistische Western-Opern.
Sie ist sogar noch älter als dein ›King of the Cats‹
und sein Rock ’n’ Roll. Einer meiner Herdenbosse hat mich
mit ihr bekannt gemacht, als ich noch immer grün hinter den
Ohren war, wie du – in den alten Tagen haben die Cowboys den
Yaks Arien gesungen, nicht Hank Williams. Diese spezielle Oper wurde
von dem perfekten Meister der Form geschrieben, Giacomo Puccini. Sie
erzählt von der Grausamkeit einer alten Prinzessin der
Reichshauptstadt Alt-Beijing, die jeden Mann königlichen Bluts
heiraten will, der drei von ihr gestellte Rätsel lösen
kann. Obgleich sie jedoch viele Freier hat, sind alle gescheitert und
enthauptet worden, denn die Prinzessin glaubt, daß das Nehmen
des Lebens eines jeden Mannes, der sie begehrt, dazu dient, die
Entehrung zu rächen, die eine von den barbarischen Tartaren vor
Jahrhunderten vergewaltigte und getötete Vorfahrin erlitten hat.
Aber es ist ein Prinz der Tartaren, der die Rätsel löst und
der sie davon überzeugt, durch Liebe, ihre Rache zu beenden. Ein
dumme kleine Geschichte, was, Wei Lee, obgleich natürlich
wunderschön erzählt. Sie spricht fast nichts über den
menschlichen Zustand, jedoch Bände darüber, wie Yankees die
Han mißverstanden haben.«
    »Erzählt sie dir irgend etwas darüber, wie wir die
Yankees mißverstehen?«
    »Es sind gewalttätige, romantische Menschen. Sie haben
kein historisches Konzept, suchen dennoch persönliche Ewigkeit
in all ihren Taten. Deswegen ist ihnen die Eroberung unserer Welt so
grandios mißraten, denn sie können sich niemals
vereinigen, niemals

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