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Rotes Gold: Ein kulinarischer Krimi. Xavier Kieffers zweiter Fall

Rotes Gold: Ein kulinarischer Krimi. Xavier Kieffers zweiter Fall

Titel: Rotes Gold: Ein kulinarischer Krimi. Xavier Kieffers zweiter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Hillenbrand
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Füller.«
    Kieffer beobachtete, wie der Japaner Aalfilets aus der Styroporbox holte. Sie waren auf ein gitterartiges Gerüst aus Holzstäbchen aufgefädelt. Hashimoto legte das Aal-Gitter auf den glühend heißen Grill. Fast augenblicklich begann heißes Fett aus dem öligen Fisch in die Glut zu tropfen.
    »Die Luder bepinseln wir jetzt gleich noch ordentlich mit schön karamelliger Kabayaki-Sauce. Dazu gibt es frische Avocado.«
    Der drahtige Koch entnahm einer Plastiktüte mehrere geschälte und halbierte Avocados und legte sie auf einen Teller. In die Vertiefungen, wo der golfballgroße Kern gewesen war, kippte er reichlich Sojasoße.
    »Es gibt drei Dinge, die man zu gegrilltem Aal zwingend braucht. Avocados, eiskaltes Pils aus Sapporo und das hier.« Aus einer kleinen Holzkiste neben dem Grill fischte er eine konisch geformte Zigarette. »Mach den mal an. Weißt du noch, wie’s geht?«
    »Ich habe seit Jahren kein Gras mehr geraucht, Toro.«

    »Dachte ich mir, du Langweiler! Wird Zeit, dass dich mal wieder jemand aufmischt.«
    Der Luxemburger entzündete die Haschischzigarette, pustete in die glühende Spitze und reichte den Joint, ohne zu inhalieren, an seinen alten Freund weiter. »Könnte ich jetzt meine Mifune-Fragen loswerden?«
    »Bevor sich dein Gehirn wegen einer Überdosis Aalfett und Cannabis komplett abschaltet? Geile Idee.«
    Kieffer setzte sich auf einen der Klappstühle. »Mifunes Maître hat mir erzählt, dass der Sushimeister definitiv keine Tako-Spitzen verwendet hat.«
    »Sage ich doch.«
    »Er hat außerdem gesagt, dass die Lieferung fürs Musée d’Orsay zwar Takostücke enthielt, aber keine der Tentakelspitzen. Und Mifune hat kurz vor seinem Tod den Fischhändler gewechselt. Ist das ungewöhnlich?«
    »Schon. Als du Souschef im ›La Houle‹ warst, wie oft bist du da auf den Rungis?«
    »Drei-, manchmal viermal die Woche«, antwortete Kieffer. »Wieso?«
    »Sushichefs kaufen dort allenfalls Gemüse. Fisch lassen sie liefern.«
    »So etwas in der Art sagte Mifunes Maître auch. Aber warum ist euch der Rungis nicht gut genug?«
    »Jemand wie Mifune hat eben sehr genaue Vorstellungen davon, wie sein Maguro beschaffen sein muss, welche Seeigel er haben will und so weiter. Deshalb benötigt er einen Fischdealer, der ihn und seine Küche perfekt kennt. Der mitdenkt. Einen, dem du sagen kannst ›Ich will dreißig Anago‹ und der dann weiß, dass du südjapanische Salzwasseraale willst, die mindestens 50 Zentimeter haben und nicht älter sind als drei Jahre.« Er wendete das Gitter. Die Hautseite der Aalfilets warf bereits große Blasen. »Wie hieß sein Dealer?«
    »Prezzemolo. Ein Italiener, würde ich vermuten.«
    Toro grinste.
    »Du kennst ihn?«, fragte Kieffer.
    Der Japaner nickte. »Ja, aber er ist kein Italiener. Angeblich waren es die sizilianischen Thunfischer, die ihm seinen Spitznamen verpasst haben. Seinen richtigen Namen kenne ich gar nicht. Hast du das Wort noch nie gehört? Ist italienisch. Prezzemolo nennen die Spaghettis die glatte Petersilie.«
    »Jetzt, wo du es sagst. Ich habe das Wort bestimmt schon mal gehört. Aber warum nennt man jemanden so?«
    »Na, weil er überall ist! Wie Petersilie in italienischem Essen. Der Typ ist ein Tausendsassa, einer der bekanntesten Fischhändler in der Gegend. Er beliefert verdammt viele Restaurants, kann einfach alles auftreiben. Vor allem aber Bluefin, zu sehr bezahlbaren Preisen. Jeder in Paris, der Blauflossen-Thunfisch will, geht zu Prezzemolo.«
    »Wo kann ich den Mann denn finden?«
    Hashimoto blies eine dichte Rauchwolke aus und holte aus der Styroporbox eine Plastikschüssel hervor, in der eine zähe, dunkelbraune Sauce schwappte. »Du kannst es im ›Il Sangue‹ versuchen, in Saint-Denis, die Bar ist quasi sein Büro. Ich persönlich arbeite nicht mit ihm.«
    »Warum nicht? Ist er dir zu teuer? Ich dachte, dieser Prezzemolo hätte so gute Preise.«
    »Dai-ni, mein Souschef, ist für die Logistik zuständig. Und der arbeitet mit jemand anderem. Außerdem habe ich ein Problem mit Bluefin, speziell mit dem von Prezzemolo.«

    »Wieso?«
    »Er ist zu billig. Und jetzt zieh mal. Glaubst du, ich merke nicht, dass du dich zu drücken versuchst?«
    Kieffer atmete hörbar aus und ließ als Zeichen der Kapitulation den Kopf sinken. Dann nahm er den Joint, den Hashimoto ihm hinhielt, und zog. Er spürte ein Kratzen im Hals. »Meine Ducal schmecken besser.«
    »Können aber nix.« Der Japaner nahm das Aalgitter vom Grill und tauchte es

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