Rotes Haar - Herz in Gefahr!
ihr die sündigen Gedanken an der Nasenspitze angesehen.
Sie versuchte, sich zu konzentrieren. „Vielleicht waren es ja jugendliche Vandalen. Gelangweilte Teenager, die nichts Besseres zu tun haben.“
„Möglich“, lenkte er ein, wirkte aber wenig überzeugt. „Trotzdem sollten wir die Sache genauer prüfen, bevor wir das Thema abhaken.“
„Und was schlägst du vor, wie wir das anfangen wollen?“
Sein Blick wurde hart. „ Wir tun gar nichts. Du wirst dich da schön raushalten.“
Ihre Augenbrauen schossen hoch. „Das wird ja wohl hoffentlich nicht der nächste Akt in Sachen großer starker Mann beschützt kleine schwache Frau?“
„Sosehr ich mich geschmeichelt fühle, dass du mich für groß und stark hältst, Joey …“, begann er und registrierte, wie sie vom Hals aufwärts rot wurde, „… deine Rolle als schwache Frau bleibt äußerst fraglich.“
„Ein Glück“, murmelte sie gepresst und setzte noch etwas Unverständliches hinzu, das fast wie ein leiser Fluch klang. Es war absolut verrückt. Vor wenigen Minuten hatte sie sich Gideon noch hilflos ausgeliefert gefühlt, und inzwischen genoss sie jede einzelne Sekunde in seiner Gegenwart.
Dabei gab er sich wieder so kalt und distanziert wie eh und je. Fast so, als hätte sie die vergangene Viertelstunde nur geträumt.
„Wie sollen wir denn nun verfahren?“, wollte sie wissen.
„Ich will dich da nicht mit hineinziehen, Joey.“
„Dafür ist ein bisschen zu spät, oder?“
Gideon seufzte. „Es wäre am Vernünftigsten, wenn du einfach nach Hause fährst und die Angelegenheit mir überlässt.“ Er wusste nicht, womit sie es hier zu tun hatten. Und solange er im Unklaren war, wollte er wenigstens Joey in Sicherheit wissen.
Sie legte den Kopf schief. „Keine Verabredung heute Abend?“
Schon seit Ewigkeiten nicht mehr! Wäre ihm fast herausgerutscht, doch das ging Joey nichts an. „Nein. Und du?“
„Auch nicht.“
„Hoffentlich hat deine vorübergehende Beschäftigung keine … ähm … negativen Auswirkungen auf deine Freundschaft zu Jason Pickard?“
Fast hätte Joey laut losgelacht. Ausgerechnet in dieser Woche hatte Jason seinen Eltern endlich reinen Wein eingeschenkt. Die Pickards waren naturgemäß nicht begeistert gewesen, als sie von der Neigung ihres Sohnes erfuhren, weil damit feststand, dass sie auf Enkel verzichten mussten. Doch laut Jason würden sie sich ganz bestimmt bald an den Gedanken gewöhnen, einen schwulen Sohn zu haben.
Für Joey selbst gab es deshalb logischerweise keinen Grund mehr, die Alibifreundin zu spielen.
„Wäre es nicht noch vernünftiger und für dich auch viel bequemer, wenn ich mich an der Suche nach der Wahrheit beteilige?“, schlug sie daher mit strahlendem Lächeln vor. „Dann könnte ich dich anschließend gleich nach Hause fahren.“
„Nicht nötig“, erwiderte er knapp. „Ich habe meine Werkstatt bereits angerufen, und sie stellen mir einen Leihwagen zu Verfügung.“
Es muss schön sein, wenn man so wohlhabend ist, dachte Joey mürrisch. Ihre Werkstatt hatte ihr lediglich eine saftige Rechnung geschickt. Für Lord Gideon St. Claire tickten die Uhren eben etwas anders. „Ich könnte trotzdem bleiben und helfen.“
„Joey, mir ist ja bewusst, dass du bestens selbst auf dich aufpassen kannst. Dennoch habe ich das Gefühl, dich schützen zu müssen. Wenn nötig, vor dir selbst.“
„Du bist ein richtiger Chauvinist, weißt du das?“, warf sie ihm vor.
Gideon musste grinsen. „Existiert unter echten Emanzen nicht sogar noch ein schlimmeres Schimpfwort?“
„Eigentlich schon!“
Das Grinsen wurde breiter. Gideon wunderte sich darüber, wie mühelos sie seine Stimmung beeinflussen konnte. Im ersten Moment war er wütend, gleich darauf konnte er schon wieder über ihre trotzigen und bissigen Kommentare lachen. An die anderen Emotionen, die sie in ihm wachrief, mochte er gar nicht erst denken! Genauso wenig wie an die Eifersucht, die der Name Jason Pickard in ihm auslöste.
„Fahr einfach nach Hause, ja?“, forderte er sie auf.
Herausfordernd hob sie ihr Kinn. „Was genau willst du denn herausfinden, sobald ich weg bin?“
Er zuckte die Achseln. „Nur ein paar Dinge hinterfragen.“
„Als da wären?“
„Warum reden wir nicht morgen früh darüber?“
Joey glaubte zwar nicht, dass er sie ehrlich ins Vertrauen ziehen würde, aber was hatte sie für eine Wahl? Wenigstens wusste sie jetzt, dass sich Gideons dunkle Augen in flüssiges Gold verwandelten, sobald er
Weitere Kostenlose Bücher