Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rotes Meer

Rotes Meer

Titel: Rotes Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
Vom Netzwerk:
stellte den Ton wieder lauter und ging zum Fenster. Er schaute über den sogenannten Park, die Ullevigatan, den Fluss und die Stampgatan auf der anderen Seite. Eine Straßenbahn fuhr in östlicher Richtung vorbei, ein blauer, sehr langsamer Blitz gegen all das Gelb. Fast alles da draußen war halb blau, halb gelb. Das Gras war eher gelb denn grün. Und morgen würde der Himmel auch blau werden, mittsommerblau.

    Sie fuhren nach Järkholmen, um ein Abendbad zu nehmen. Wie ein Kamel trug Winter beide Mädchen vom Parkplatz zu dem kleinen Strand zwischen den Häuschen und ging voll bekleidet geradewegs ins Wasser. Elsa und Lilly schrien vor Schrecken und Entzücken. Und viel Kleidung trugen sie alle nicht. Er schmeckte das Salz auf den Lippen, als ihm Wasser ins Gesicht schlug. Ein Segelboot glitt vorbei auf dem Weg ins offene Meer, zum Fest. Zwei Mädchen an Bord winkten seinen Mädchen zu, vielleicht auch ihm.

    Bror Malmer rief an, als sie nach Hause fuhren.
    »Spurlos verschwunden.«
    Winter warf Angela einen Blick zu.
    »Wir müssen eine Suchmeldung rausgeben«, sagte er.
    »Ich möchte, dass du noch eine Nacht abwartest.«
    »Warum?«
    »Im Augenblick würde das mehr schaden als nützen.«
    »Warum?«
    »Du hast es schon selber gesagt. Wir wollen nicht, dass alle verschwinden, oder?«
    »Kannst du weiter daran arbeiten?«
    »Ja. Ich hab Leute. Kortedala hilft auch und die Leute hier oben.«
    »Wirbelt ihr damit nicht auch eine Menge Staub auf?«
    »Ich hab einige Spuren. Wenn wir die Suchmeldung jetzt raus lassen, geht alles zum Teufel. Dann gebe ich die Quelle preis und alles ist im Eimer.«
    »Eine Suchmeldung rettet ihn vielleicht«, sagte Winter.
    »Nein.«
    »Wie heißt er?«
    »Warum nicht Marko? Aber das musst du für dich behalten.«
    »Natürlich.«
    »Ich ruf später wieder an.« Bror beendete die Verbindung.
    »Was war das denn?«, fragte Angela.
    »Eine Quelle, die vom Erdboden verschwunden ist.«
    »Ist das was Ungewöhnliches?«
    »Allerdings.«
    »Was wirst du tun?«
    »Heute Abend mit dem Whisky vorsichtig sein.«
    »Daran werd ich dich Mittsommerabend erinnern.«

    Winter war vorsichtig mit dem Whisky. Er rührte die Flasche nicht an. Sie leuchtete sehr einladend, wie von einer Glückshaube eingeschlossen, als die Sonne darauf und auf die danebenstehenden Flaschen fiel. Es war wie der Trick eines Künstlers, der Speisen und Getränke fotografiert.
    Die Kinder waren auf dem Rücksitz eingeschlafen, ehe sie den Vasaplatsen erreicht hatten. Er hatte vorm Haus geparkt und sie wieder wie ein Kamel hineingetragen und mit dem Fahrstuhl in die Wohnung hinaufgebracht. Er trank eine Flasche Mineralwasser am Küchentisch. Seit einigen Tagen hatte er kein Schwindelgefühl mehr empfunden. Angela hatte er nichts davon erzählt, und das war gut so. Unten an einer Ecke, die er nicht sehen konnte, sang jemand Seemannslieder. Die Wärme stand noch zwischen den Häusern. Es war windstill, es war immer windstill. Die Sonne hatte ihn von Marbella hierher begleitet. Sie würde nicht verschwinden, solange er blieb. Er wusste nicht, wie lange er bleiben würde. Angela war eine feste Anstellung in der Sonne angeboten worden, als Chefärztin. Die Entscheidung war ihnen schwergefallen. Sein Leben war hier, hier waren seine Unterwelt, seine Verbrecher, seine eigenen Informanten. Sein eigener Abgrund. Seine Stadtteile.
    Das Telefonklingeln im Flur zerriss die Stille.
    Angela hob nach dem ersten Signal ab. Sie war gerade auf dem Weg aus dem Zimmer der Mädchen am Telefontisch vorbeigekommen. Elsa wollte das Zimmer immer noch mit Lilly teilen, und Lilly hatte nichts dagegen. Manchmal konnte Winter ihre Gespräche mit anhören. Wie Elsa etwas erklärte. Lillys Wortschatz war noch nicht besonders groß, aber er reichte.
    Angela kam in die Küche und gab ihm das Telefon.
    »Es ist Bertil.«
    Winter nahm den Hörer.
    »Wir glauben, wir haben das Auto gefunden, Erik.«
    »Das Auto?«
    Vielleicht lag es an der Sonne, dem Sand und dem Meer. Im ersten Moment verstand er nicht, wovon Bertil redete.
    »Das Fluchtauto.«

18
    D ie Wachen oder Soldaten oder was sie nun waren begannen zu schießen, als wir uns der Grenze näherten. Sie kamen in Autos, die so voller Sand waren, dass sie aussahen wie Sandhaufen, die sich durch all den anderen Sand bewegten. Als würde sich die Wüste in Wolken speienden Hügeln aus Sand bewegen.
    Wir schrien. Ich hörte es rund um mich herum schreien, und dann warfen sich alle auf den Boden.
    Ich lag fast auf

Weitere Kostenlose Bücher