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Rotes Pferd mit schwarzer Mähne

Rotes Pferd mit schwarzer Mähne

Titel: Rotes Pferd mit schwarzer Mähne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
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wenige Meter vor ihm warf es sich herum und schlug mit rücksichtsloser Unbekümmertheit nach hinten aus, bevor es stehenblieb.
    Tom war wieder zu Atem gekommen und rannte nun den kleinen Hügel hinunter, übersprang den Bach und lief über die Wiese. Er hörte die rhythmischen Hufschläge hinter sich und wurde gleich darauf überholt. Erst hundert Meter weiter vorn hielt das Fohlen an und wandte sich nach Tom um. Es galoppierte zurück und kam vertrauensvoll heran, als es ihn im Gras liegend entdeckte.
    Onkel Wilmer hatte den Kapriolen zugesehen, kopfschüttelnd entfernte er sich. Er mußte immerhin zugestehen, daß die Fachleute mit ihren derart geduldig aufgezogenen Trabern gutes Geld verdienten.
    Kaum eine Stunde war vergangen, als er sich wieder als interessierter Beobachter einfand. Diesmal stand sein Neffe gar nicht weit ab und hielt den Stoffhalfter in der Hand, den er vor einigen Tagen in der Stadt besorgt hatte. «Willst du ihn ihm jetzt anlegen? Soll ich dir behilflich sein?» rief er ihm zu.
    Tom drehte sich um, weniger erstaunt über das Angebot als über den Eifer, den Onkels Tonfall verraten hatte. Doch dann wandte er sich sofort wieder seiner Aufgabe zu. Er hob den Halfter nie höher als bis zum Kopf des Fohlens, spielerisch streichelte er damit den Körper. Nachdem er das eine Weile getan hatte, ohne daß das Tier zurückgeschreckt wäre, hielt er ihm den Halfter vors Maul. Eine halbe Stunde spielten sie so herum.
    Onkel Wilmer sah vom Hühnerstall her zu und wurde immer ungeduldiger. Es dunkelte zusehends, Wilmers Hühner gackerten und wollten in den Stall. Drüben sah er jetzt den Halfter wie ein Spielzeug um ein Ohr des Fohlens baumeln, ohne daß es sich erschrocken zeigte und ihn abschüttelte. Warum verschwendete der Junge so viel Zeit?
    Doch gleich darauf traute er seinen Augen nicht... Tom hielt den Halfter jetzt mit beiden Händen bereit zum Überstreifen. Das Fohlen würde zurückweichen, sobald Tom Ernst machte! Wilmer war sprungbereit, ihm zu Hilfe zu eilen. Unterdessen schob Tom den Halfter über den Fohlenkopf. Wilmer konnte sich nicht mehr halten, er lief auf den Koppelzaun zu und seine Augen weiteten sich.
    Noch waren die Schnallen hinter den Ohren nicht geschlossen, doch das Fohlen stand und leckte unbeeindruckt den Zucker aus Toms Hand. Nach einer Weile nahm Tom die Hand nach oben und schnallte in aller Ruhe zu. Das Fohlen schnaubte, aber gleich fand es neuen Zucker in Toms linker Hand und leckte vergnügt, während der Junge das weiche Fell an seinem Hals streichelte.
    Jetzt war der Halfter an seinem Platz, ohne daß sich das junge Pferd dagegen gesträubt hatte! Tom überzeugte sich, daß der Nasenriemen lose genug und die Schnalle am Kopf fest genug saß, damit der Halfter weder über den Kopf gestreift werden konnte noch in die Haut schnitt.
    Der Junge lächelte, als er seinen sprachlosen Onkel am Zaun erblickte. «Weißt du, Onkel, es hat inzwischen begriffen, daß ich ihm niemals wehtun würde. Es hat völliges Vertrauen zu mir.» Mit diesen Worten nahm er die am Zaun bereithängende Führleine.
    «Willst du es jetzt gleich umherführen?» erkundigte sich der Onkel neugierig.
    «Nein», sagte der Junge, «es wird mich führen!»
    Tom befestigte die Leine am Ring des Fohlenhalfters und folgte jeder Bewegung des Pferdchens. Lief es im Schritt, lief er mit der Leine hinterher, begann es zu traben, trabte er mit. Zum Glück hatte es sich vorher ausgetobt! Schließlich trollte es sich zu seiner Mutter und trank ausgiebig, während Tom mit locker durchhängender Leine danebenstand.

5 Fest in Reading

    Tom las an diesem Abend noch lange in einem umfangreichen Buch mit dem Titel «Der amerikanische Traber». Alle berühmten Sieger der letzten Jahre waren dort verzeichnet, und er dachte, ob eines Tages der Name seines kleinen Hengstes ebenfalls in einem solchen Band aufgeführt werden würde.
    Endlich legte er das Buch zur Seite, um die letzten Nummern des Fachblattes «Hufschläge» durchzugehen. Jimmy hatte sie ihm geschickt. Zu seinem Erstaunen fand er zwar die Juni- und Julinummer, das Augustheft jedoch fehlte. Da entsann er sich, am Abend zuvor in der Küche darin geblättert zu haben. Er kletterte aus dem Bett, um das Heft zu holen.
    Auf der Treppe sah er Licht in der Küche, doch hörte er keine Stimmen. Er fand seinen Onkel allein in dem großen alten Lehnstuhl sitzen, vertieft in die Augustausgabe der «Hufschläge».
    «Du kannst es haben! Es interessiert mich überhaupt

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