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Rotglut - Kriminalroman

Rotglut - Kriminalroman

Titel: Rotglut - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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genau wie Hölzle aufmerksam zugehört hatte, hing einem Gedanken nach, der ihm durch die Erzählung Elviras gekommen war. Dann sagte er in die Stille hinein: »Von Susanne Albrecht hätte Ponto das auch nie geglaubt. Bis er die RAF im Haus hatte und mehrere Kugeln ihn tödlich trafen.«
    Hölzle und Elvira schauten ihn entsetzt an, dann jedoch dämmerte beiden die Erkenntnis, dass es bei Irene womöglich auch so gewesen sein könnte.

    *

    Währenddessen saß Peter Dahnken bei seinem Großvater. Peters Vater Otto hatte seinen Sohn gebeten, mal wieder bei seinem Opa vorbeizuschauen. Peter liebte den alten Kauz. Als er noch ein kleiner Junge war und sein Vater ihn mit dem Taschengeld mehr als knappgehalten hatte, war sein Opa öfter mit einem Fünfer eingesprungen. Er hatte ihn auch das Schachspiel gelehrt, nur dass Peter heute kaum noch dazu kam. Die seltenen Stunden, in denen er sich auf das Brett konzentrierte, waren immer mit seinem Großvater als Gegenüber verbunden. Jakob Dahnken war zwar mittlerweile sehr klapprig geworden, aber immer noch klar im Kopf, geistig rege und am Tagesgeschehen interessiert.
    Jakob Dahnken wohnte in einer Seniorenresidenz der gehobenen Klasse in der Stadt nahe den Wallanlagen. Die Bewohner konnten diverse Wellness- und Fitnessprogramme oder Kunst- und Kulturangebote in Anspruch nehmen, und der alte Mann fühlte sich in seiner Zweizimmerwohnung wohl. Seit seinem Umzug vor vier Jahren hatte er nette Bekanntschaften gemacht und einsam fühlte er sich selten.
    Heute jedoch freute er sich sehr darüber, dass sein Enkel Peter vorbeischaute und sogar seinen Lieblingskuchen, Buchweizentorte, mitgebracht hatte.
    Nun saßen sie gemeinsam auf dem Balkon, schlemmten, tranken Kaffee und spielten nebenbei eine Partie Schach.
    »Sag mal, Opa, erinnerst du dich noch an die Entführungsgeschichte dieses Bankiers? Rosenberg?«, fragte Peter unvermittelt den alten Herrn, während er darüber nachdachte, wie sein Großvater ihn schon wieder an den Rand einer Niederlage gebracht hatte. Immer, wenn Jakob mit der selten gespielten Portugiesischen Eröffnung begann, verlor Peter.
    »Rosenberg? Na klar, wir waren doch zusammen bei den Rotariern. Der Rüdiger, Gott hab ihn selig«, seufzte er, »das war schon schlimm damals. Und keiner weiß bis heute, wer ihn umgebracht hat. Wieso fragst du?«
    Peter spielte gedankenverloren mit seinem schwarzen Läufer, den er gerade durch Unaufmerksamkeit verloren hatte. »Ach, wir arbeiten zur Zeit an diesem Bürgerpark-Fall, du hast das ja sicher mitbekommen, und irgendwie gibt es Verbindungen zu dieser alten Geschichte. Erzähl doch einfach mal, an was du dich erinnerst. Was weißt du noch aus dieser Zeit?«
    Jakob Dahnken lehnte sich in seinem Stuhl zurück und gähnte herzhaft.
    »Gute Frage. Am besten, ich erzähle dir einfach von Rüdiger.« Er zog sein Jackett aus, knöpfte den Hemdkragen auf und lockerte die Krawatte, es war doch sehr warm geworden. Peter schmunzelte, sein Großvater war ein Herr der alten Schule und trug bei jedem Wetter Jackett, Hemd, Krawatte, was ihm selbst – Peter – unbegreiflich war, und er hatte kaum je erlebt, dass Jakob es sich gemütlicher machte. Heute war wohl eine Ausnahme.
    »Rüdiger war geradlinig, streng, ehrlich, aber auch sehr konservativ. Politisch eher rechts der Mitte, sag ich mal. War ja im Krieg Offizier bei der Luftwaffe, das hat ihn geprägt. Auch wenn er sehr hart war, war er trotz allem ein feiner Kerl. Innerhalb der Rotarierrunde fand sich ein kleiner intimer Kreis von Männern zusammen. Rüdiger, Willi Klotz, Edwin Kiesler, Alfons Haberecht und ich. Wir trafen uns regelmäßig in der Sauna, spielten mal Karten oder unternahmen gemeinsam mit unseren Familien etwas. Dazu gesellte sich dann noch der eine oder andere aus der Nachbarschaft. Claus und seine Frau Gertrud, Richard und Irmgard. Wir hatten ja alle Kinder im selben Alter, kannten uns durch die Schule. Es passte ganz gut.« Jakob beugte sich nach vorn und genehmigte sich noch ein halbes Stück Torte, das er genussvoll Gabel für Gabel in den Mund schob.
    »Als du von der Entführung erfahren hast, was hast du da als Erstes gedacht?«, hakte Peter nach.
    Sein Großvater zuckte mit den Achseln. »Junge, was soll ich da gedacht haben? Ich war, wie alle anderen auch, entsetzt und geschockt. Er muss ja wohl verschwunden sein, kurz, nachdem er das Restaurant, in dem wir uns nach der Sauna immer trafen, verlassen hat. Wir haben zusammengehockt und auf die

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