Rotkäppchen auf Koks (Bronco Baxter - Gay Story 2) (German Edition)
Schluck Martini. »Und
wir finden es gut, dass in diesem Club sowohl schwarze als auch weiße Besucher
zugelassen sind. Das war auch der Grund, warum Vanessa sich bereit erklärte
hier aufzutreten.« Jack deutete auf ihr Foto, das an der Wand zwischen zwei
Palmen hing. »Stell dir vor, Bronco, vor einigen Wochen musste sie vor einem
Auftritt im Lincoln Hotel den Lastenaufzug benutzen, um in ihre Garderobe zu
kommen. Sie sollte im Lift den weißen Hotelgästen nicht begegnen.«
»Wie gemein«, sagte ich.
George wies auf die
Bühne, auf der ein weißer Musiker an einem Kontrabass zupfte. »Und Vanessa
legte großen Wert darauf, hier gemeinsam mit schwarzen und weißen Musikern
aufzutreten«, erzählte er. »Das hat es so noch nie gegeben. Entweder waren die
Musiker der Jazz-Orchester weiß oder sie waren schwarz.«
»Dann wünsche ich euch
viel Vergnügen«, sagte ich und ging zurück an meinen Tisch.
Eine dunkelhäutige
Kellnerin in einem engen, dunkelroten Glitzerkleid fragte nach unseren
Wünschen. Ich wollte eine Runde Sekt spendieren. Danny lehnte ab. »Ich vertrage
keinen Alkohol.« Phil war einverstanden. »Ausnahmsweise«, sagte er, »weil ich
Vanessa Day heute zum ersten Mal live hören werde.« Die Kellnerin nahm die
Bestellung auf.
»Wo wohnst du?«, fragte
ich Danny, nachdem die Bedienung gegangen war. »Ach, ich...«, stotterte er, »wie’s
gerade kommt. Ein eigenes Zimmer habe ich nicht. Mal schlafe ich in der
Garderobe, mal in Vanessas Wohnung oder ich krieche bei einem der Musiker
unter.«
»Und das funktioniert
auf Dauer?«
»Besser als auf der
Straße zu leben«, seufzte Danny. »Das war eine schlimme Zeit.« Er erzählte uns,
dass er mit sechzehn Jahren aus einem Waisenhaus fortgelaufen war. »Danach
jobbte ich in verschiedenen Jazzclubs als Bühnenarbeiter. Dadurch lernte ich
Vanessa kennen und sie machte mich zu ihrem Laufburschen. Ja! Zu ihrem
Laufburschen.« Er strahlte übers ganze Gesicht. »Und ich mache das gerne.«
Phil sah Danny an. »Und
was sind das für Besorgungen?«, wollte er wissen. Ich warf Danny einen
warnenden Blick zu. Er druckste herum. »Na ja, ich besorge Blumen oder gehe für
sie einkaufen. Was sie halt so braucht.« Er wechselte das Thema. »Wisst ihr,
warum sie immer eine frische Blume im Haar trägt?«
Wir schüttelten den
Kopf.
»Das kam so«, erzählte
Danny. »Eines Tages versengte sich Vanessa beim Frisieren einige Haare mit der
Brennschere. Sie kam auf die Idee, diese Stelle mit einer Orchidee zu
verdecken, die ich ihr geschenkt hatte. Es gefiel ihr so gut, dass sie es
seitdem immer so machte.«
Die Kellnerin brachte
die Getränke. Ich prostete Phil zu. Danny lächelte mich an und ging davon, um
nach Vanessa zu sehen. Weitere Gäste trafen ein, bestellten sich Drinks und
plauderten miteinander.
Ich schenkte Sekt nach,
wir stießen mit den Gläsern an. Phil begann aus Vanessas Leben zu erzählen: »Sie
kam aus bescheidenen Verhältnissen. Bevor sie eine berühmte Jazzsängerin wurde,
musste sie bereits im Alter von zwölf Jahren Geld für ihre Familie verdienen.
Sie arbeitete als Putzfrau in einem Bordell.«
»Die Ärmste«, sagte ich.
Phil nippte an seinem
Sektglas. »Wann geht es los?«, fragte er und sah auf seine Armbanduhr. »Das
kann nicht mehr lange dauern«, sagte ich und wies auf die Bühne, auf der die Musiker
inzwischen ihre Plätze eingenommen hatten.
Das Licht im Saal wurde
eingezogen. Die Band spielte zwei Stücke, einen Boogie-Woogie und einen Blues.
Dafür gab es schütteren Beifall.
Das Licht verlöschte
danach fast vollständig – und dann stand Vanessa in einem blauen Kleid hoch
aufgerichtet auf der Bühne im Licht eines Scheinwerferkegels. Sie trug eine
rote Orchidee im Haar. Die Musiker spielten die ersten Takte ihres
Eröffnungssongs. Mit ihrer unverwechselbaren Stimme begann sie zu singen: » When
you’re smilin’...keep on smilin’…the whole world smiles with you .«
Phil war von ihrem
einzigartigen Gesang fasziniert, doch seine Begeisterung wurde nicht von allen
Gästen geteilt. Einige schwatzten und lachten laut. Vanessa wirkte irritiert
und sang dennoch weiter.
»Das sind bestimmt die
mit den Freikarten«, flüsterte Phil.
»Die bekommen gleich
einen Freifahrtschein nach draußen«, flüsterte ich zurück.
Vanessa
begann Fine and mellow zu singen. Auch dieser bekannte Song brachte einige im
Publikum nicht zum Schweigen. Die schwarze Jazzsängerin sah sie von der Bühne
aus mit bösen Blicken an. Dennoch
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