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Rotkäppchen auf Koks (Bronco Baxter - Gay Story 2) (German Edition)

Rotkäppchen auf Koks (Bronco Baxter - Gay Story 2) (German Edition)

Titel: Rotkäppchen auf Koks (Bronco Baxter - Gay Story 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Dillinger
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den
Rosenkavalier?«, fragte ich Luigi. Er nickte. »Den habe ich im vergangenen Jahr
in der Met mit Lotte Lehmann gesehen.«
    »Worum geht es?«
    »Eine verheiratete Frau
hat eine Affäre mit einem jungen Mann. Aber der verlässt sie wegen einer
Jüngeren!«
    »Und was macht sie?«
    »Sie verzichtet auf ihn
und gibt ihn frei, obwohl es ihr das Herz bricht«, sagte Luigi.
    »In der Welt der Oper
scheinen nur Leid und Unglück zu herrschen«, sagte ich.
    »So ist es«, bestätigte
Luigi, beugte sich zu Boden und hob ein Spitzentaschentuch auf, das jemand aus
Versehen vom ersten Rang hatte fallen lassen. »Das kommt mir sehr gelegen«,
sagte er und steckte es in die linke Innentasche seines Jackets. »Du wirst
sehen, Bronco, die Handlung von Madame Butterfly ist wirklich traurig.«
Die neben mir sitzende Dame im rosafarbenen Abendkleid nickte ihm bestätigend
zu. Jack in der Reihe vor mir drehte sich um und sagte: »Oh ja!«
     
    Das Licht erlosch, der
Vorhang öffnete sich, das Orchester begann zu spielen. Zuerst sang der Tenor,
der in seiner amerikanischen Marineuniform blendend aussah, ein Lied. Dann
feierte er Hochzeit mit einer kleinen trippelnden Japanerin. Sie sang in den
süßesten Tönen, die ich je gehört hatte. Plötzlich betrat ein kriegerisch
gekleideter dicker Mann die Bühne. Er schien Butterfly gemeine Dinge zu sagen,
die ich nicht verstand. Auch spielte die Oper in Japan, doch alle sangen auf
Italienisch. Am Schluss des ersten Akts gab es ein schönes Liebesduett.
    Ich schaute ab und zu
nach Luigi, der in der Welt der italienischen Oper völlig versunken war.
     
    Während der Pause trafen
wir Miss Otis im Foyer. »Ich habe mein Taschentuch vor Beginn der Aufführung leider
vom Rang fallen lassen. Zu schade, ich brauche es im zweiten Akt.«
    Luigi zog es aus der
Innentasche seines Jackets, reichte es ihr und machte einen Diener. Miss Otis
zeigte sich erfreut. »Vielen Dank!«, sagte sie. »Ich wäre untröstlich gewesen,
falls ich es nicht wiedergefunden hätte. Es ist ein Abschiedsgeschenk meiner
kleinen Nachbarstochter. Sie ist vor einem Jahr mit ihrer Mutter und ihrer
Schwester zurück nach Griechenland gegangen, da sie sich in Athen zur Sängerin
ausbilden lassen möchte. Ihre Mutter ist überzeugt, dass ihre Tochter eine
große Begabung ist. Und sie macht gute Fortschritte, schrieb sie in ihrem
letzten Brief.« Luigi erkundigte sich höflich, wer ihre Gesangslehrerin sei.
Miss Otis dachte nach. »Mir fällt der Name nicht ein«, sagte sie. »Ich weiß
nur, dass ihre Lehrerin an der Met 1925 die Lucia di Lammermoor gesungen hat.«
Sie sah mich hilfesuchend an.
    »Fragen sie nicht mich,
Miss Otis«, sagte ich. »Fragen Sie das wandelnde Opernlexikon, das neben Ihnen
steht.«
    »Ich weiß es«, rief
Luigi. »Elvira de Hidalgo! Eine bedeutende Sängerin.«
    »Dann wird sie der
jungen Dame viel beibringen können«, meinte ich.
    »Das denke ich auch. Sie
hat einen sehr schönen Sopran«, erzählte Miss Otis. »Sie hat mir oft
Volkslieder vorgesungen. Nur eine Kleinigkeit sollte sie ändern, wenn sie eine
berühmte Sängerin werden will. Sie braucht einen Künstlernamen. Das habe ich
ihr immer wieder gesagt. Ihren griechischen Nachnamen kann sich niemand merken.«
    »Und wie heißt sie, Miss
Otis?«, erkundigte ich mich.
    »Kalogeropoulos«, sagte
Miss Otis. »Aber Maria Kalogeropoulos – den Namen kann niemand aussprechen.«
    »Sie sollte ihn kürzen
oder abändern«, schlug Luigi vor.
    Miss Otis murmelte vor
sich hin. »Ich habe eine Idee«, rief sie. »Sie soll sich Callas nennen, ja, Maria
Callas.«
    »Das klingt gut«, sagte
ich. »Wie eine Operngöttin.«
    Miss Otis nickte
zufrieden. »Ich werde ihr das in meinem nächsten Brief schreiben. Vielleicht
gefällt ihr der Künstlername, den wir uns für sie ausgedacht haben. Und ich bin
mir sicher, sie wird eines Tages hier auf der Bühne der Met stehen.«
    »Das würde mich freuen«,
sagte ich. Es klingelte, die Pause war zu Ende.
     
    Nachdem wir unsere
Plätze wieder eingenommen hatten, erzählte mir Luigi, dass der zweite Akt drei
Jahre später als der erste spielt, und der Marineleutnant sich nie wieder bei
Butterfly gemeldet hätte.
    » Povera Butterfly «,
sagte er.
    »Was heißt das?«
    »Arme Butterfly.«
    Das Licht erlosch, der
Vorhang wurde aufgezogen. Die bedauernswerte Geisha saß nun in einem
japanischen Teehaus. Ihre Dienerin zeigte ihr ein leeres Holzkästchen. Geld
hatte sie auch nicht mehr. Butterfly rang die Hände und sang eine

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