Rotkäppchen auf Koks (Bronco Baxter - Gay Story 2) (German Edition)
schöne Arie.
Luigi streichelte im dunklen Zuschauerraum heimlich meine Hand.
Ein würdiger älterer
Herr betrat die Bühne, der bereits im ersten Akt mit dem Tenor gesungen hatte.
Er zeigte Butterfly einen Brief, woraufhin sie von der Bühne lief, wiederkam
und ein kleines Kind hinter sich herzog, das aussah wie ein japanisches
Püppchen. Dann ging der ältere Mann weg, worauf Butterfly noch trauriger wurde.
Wieder sang sie eine schöne Arie und drückte das Kind an sich.
Luigi verfolgte gebannt
das Geschehen. Ab und zu schaute er durch sein Opernglas und wischte sich eine
Träne aus dem Auge.
Da erklang ein lauter
Kanonenschuss wie von einem Kriegsschiff, ich zuckte zusammen. Die Dienerin kam
auf die Bühne gelaufen. Butterfly schaute durch ein Fernrohr, dann ließ sie es
fallen. Sie umarmte ihre Dienerin, lief zur Rampe und schleuderte einige hohe
Töne in den Zuschauerraum. Die Musik brandete ekstatisch auf. Das Publikum
brach in Jubel und Beifall aus.
Ich schaute mich
verwundert um und bemerkte, dass Luigi wie ein Schlosshund heulte. Ich reichte
ihm mein Taschentuch, weil er seines nicht fand. Die Dame auf dem Sitzplatz
neben mir hatte einen Weinkrampf, George und Jack in der Reihe vor mir lagen
sich weinend in den Armen.
Nachdem sich das
Publikum wieder beruhigt hatte, streuten Butterfly und ihre Dienerin Blumen auf
die Bühne und sangen ein schönes Duett. Dann wurde es fast dunkel. Das Orchester
spielte einige Minuten alleine weiter. Schließlich erklang ein gesummter Chor,
der mir gut gefiel.
Das Licht wurde wieder
heller. Der Leutnant aus dem ersten Akt erschien und hatte seine Ehefrau dabei.
Er sang eine kurze Arie und lief dann auf der rechten Bühnenseite davon.
Butterfly trat von der linken Seite auf und suchte ihn. Ihre Dienerin redete
auf sie ein. Die Frau des Leutnants sprach mit Butterfly, dann ging auch sie
fort. Butterfly rang die Hände, sprach einige Wörter auf Italienisch, und küsste
ihr Kind, bevor sie ihm die Augen verband.
Luigi bot mir sein
Opernglas an, was ich ablehnte. Er schaute wieder hindurch, beobachtete
Butterfly und seufzte mitleidsvoll. Ihn schien jedes Detail zu interessieren.
Butterfly sang eine
kurze Arie, zog dann einen Dolch aus ihrem Kimono hervor und erstach sich. Die
Musik tönte noch einmal laut auf. Der Vorhang fiel.
Der Applaus zeigte mir,
dass die Zuschauer von der Aufführung begeistert waren. Auch Luigi klatschte
eifrig Beifall. »War es nicht wunderbar?«, fragte er. Was blieb mir anderes
übrig, als Begeisterung zu heucheln. Ich hatte kein einziges Wort vom Gesang
verstanden, getanzt wurde auch nicht und die Handlung war tieftraurig.
Während ich die Mäntel
abholte, hielt Luigi im Foyer der Met nach Miss Otis Ausschau. Wir trafen sie
vor der Oper. Der Italiener lud sie zu einer Taxifahrt ein, die sie kokett
ablehnte. »Ich bitte Sie, Miss Otis«, sagte Luigi. »Das ist nach einem
derartigen Kunstgenuss doch selbstverständlich.«
Ein Taxi hielt am
Straßenrand. Luigi und Miss Otis stiegen hinten ein, ich nahm vorne Platz. »Hat
es Ihnen gefallen, Mister?«, fragte der schnauzbärtige Taxifahrer, der uns
bereits zur Met kutschiert hatte. »Eine schöne Aufführung«, erwiderte ich,
während er losfuhr. »Aber ich fand es traurig, dass Butterfly sich umgebracht
hat.«
Luigi meldete sich vom
Rücksitz aus zu Wort. »In der Oper geht es immer dramatisch zu«, sagte er. »Tosca
stürzt sich von der Engelsburg zu Tode. Und Gilda wird von ihrem eigenen Vater
abgemurkst.« Miss Otis ergänzte seine Aufzählung schicksalsschwangerer
Operntode. »Nedda wird von ihrem Ehemann aus Eifersucht erstochen, und
Desdemona wird von Othello erwürgt.« Auch der Taxifahrer war gut informiert: »Adriana
Lecouvreur stirbt am Duft vergifteter Blumen, während Carmen von einem
eifersüchtigen Liebhaber erdolcht wird.«
»Gibt es in der Oper
auch ein Liebespaar, das für immer zusammenbleibt?«, erkundigte ich mich.
»Das gibt es«, sagte der
Taxifahrer. »Aida und Radames. Sie werden in einer ägyptischen Pyramide gemeinsam
lebendig eingemauert.«
Das Taxi hielt vor dem
Wohnhaus von Miss Otis. Wir stiegen mit ihr aus. »Hoffentlich sehen wir uns
bald wieder, Mr. Baxter«, sagte sie und reichte mir zum Abschied die Hand. Wir
warteten, bis sie die Haustür hinter sich abgeschlossen hatte.
Auf der anderen
Straßenseite war eine Bar. »Komm, Luigi, wir genehmigen uns noch einen
Schlaftrunk«, schlug ich vor. Er trottete hinter mir her.
In der Bar war
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