Rotkäppchen auf Koks (Bronco Baxter - Gay Story 2) (German Edition)
sehen.« Luigi kam aus einem Nebenraum und wandte sich
seiner Frau zu. »Und du schaffst das alleine?«
»Aber ja«, sagte Elvira.
»Geh nur mit Bronco zum Kaffeetrinken. Ich komme gut zurecht. In einer Stunde
schließe ich den Laden und packe die Geschenke für deine Eltern ein. Die freuen
sich, dass wir sie am Vorabend von Weihnachten besuchen.«
Luigi schnappte sich
Jacket und Mantel. Wir gingen los.
Juan wieselte im Macy’s hinter dem Tresen herum und winkte mir zu. »Zwei Tassen Kaffee«, rief ich. Wir
setzten uns an einen Tisch am Fenster. Juan brachte die Getränke und stellte
zwei Teller mit Zitronenkuchen vor uns hin. »Geht alles auf mich«, sagte er und
lächelte mich an.
Ich hatte auf einmal ein
schlechtes Gewissen, weil ich für Luigi kein Weihnachtsgeschenk hatte. Er ging
jeden Sonntag in die Kirche und das Fest war für ihn sehr wichtig. »Was wünscht
du dir zu Weihnachten von mir«, fragte ich ihn und aß ein Stück vom Kuchen. Der
Italiener trank einen Schluck Kaffee und warf mir einen freundschaftlichen
Blick zu. »Ich würde gerne mit dir für einige Tage nach Miami fahren«, sagte
er. »Zu Jahresversammlung der italienischen Wäschereibesitzer. Die ist zwar in
Chicago, aber das brauchen wir Elvira nicht zu erzählen.«
»Florida ist ein schönes
Reiseziel«, stimmte ich zu. »Am Musclebeach spielen junge Männer den ganzen Tag
in knappen Badehosen Basketball. Wir können sie beobachten und vielleicht
ergibt sich mehr.«
»So sehe ich das auch«,
sagte Luigi und griff nach einer Zeitung, die er mitgebracht hatte. »Ich habe
deshalb vor zwei Wochen an einem Preisausschreiben teilgenommen. Der
Hauptgewinn ist eine einwöchige Reise nach Florida. Das Hotel hat auch einen
Swimmingpool, dort können wir gemeinsam plantschen.« Der Italiener blätterte in
der Zeitung. »Heute sollen die Gewinner veröffentlicht werden. Ich kann die
Liste aber nirgends finden.«
»Lass mich mal schauen«,
sagte ich und nahm ihm die Zeitung aus den Händen. Auf der ersten Seite war ein
Foto abgedruckt, auf dem unser Präsident Franklin D. Roosevelt und seine Gattin
Eleanor vor dem üppig geschmückten Weihnachtsbaum im Weißen Haus eine Gruppe
von Waisenkindern beschenkten. Ich blätterte weiter und sah auf der dritten
Seite das Foto eines jungen Manns, den ich kannte. Ich las die Überschrift zum
dazugehörigen Artikel und haute mit der flachen Hand auf den Tisch. »Das darf
nicht wahr sein!«, rief ich aufgebracht. Luigi sah zu mir herüber. »Habe ich
gewonnen?«, fragte er. Ich deutete aufgeregt auf die Zeitungsseite. »Er ist
tot, er wurde ermordet?«
»Lies vor, Bronco«,
sagte Luigi. »Wer wurde ermordet?«
Ich räusperte mich und
las ihm den Artikel vor: »Mord ohne Zeugen! Gestern Abend wurde der
Krankenpfleger Bob K. erstochen in seiner Wohnung aufgefunden. Nach Angaben der
Polizei fand ein kurzer Kampf statt. Der Mörder konnte unerkannt entkommen. Die
Polizei hat alle Spuren gesichert, konnte bislang aber keinen Verdächtigen
festnehmen.« Luigi griff nach der Zeitung und sah sich das Foto von Bob an. »Den
kenne ich nicht«, sagte er und sah mich an. »Kennst du ihn?«
Ich nickte.
»Woher?«, erkundigte er
sich.
»Das tut nichts zur
Sache.«
Luigi sah mich
misstrauisch an, ich setzte die Lektüre fort: »Die Mordwaffe wurde
sichergestellt. Es handelt sich um einen Dolch unbekannter Herkunft. Für
Hinweise auf den Täter wurde eine Belohnung in Höhe von 300 Dollar ausgesetzt.«
Ich deutete auf die Zeitungsseite, auf der ein Bild von der Mordwaffe
abgedruckt war. Luigi nahm mir die Zeitung aus der Hand und betrachtete das
Foto des Dolches. Dann stieß er einen Pfiff aus. »Den kenne ich, Bronco!«,
sagte er.
»Du kennst die
Mordwaffe?«, fragte ich verblüfft.
Mein italienischer
Kumpel nickte. »Und du kennst sie auch!«, flüsterte er. »Wir haben sie zusammen
gesehen.«
»Das verstehe ich nicht.
Wo haben wir sie gesehen?«
Luigi atmete tief ein. »In
der Oper. Es ist der Dolch, mit dem sich Madame Butterfly umbringt.«
Ich starrte ihn
verwundert an. »Bist du sicher?«
»Ganz sicher!«, sagte
er. »Das ist genau der Dolch, mit dem Butterfly sich umbringt! Ich konnte mit
dem Opernglas jedes Detail erkennen.« Er deutete auf das Foto. »Sieh mal, die
reichen Verzierungen aus Gold am Griff und die japanischen Ornamente. Ich bin
mir absolut sicher. Die Metropolitan Oper legt immer großen Wert darauf, dass
solche Requisiten echt aussehen.«
»Und wie soll der Mörder
den Dolch bekommen
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