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Rotkäppchen und der böse Wolf

Rotkäppchen und der böse Wolf

Titel: Rotkäppchen und der böse Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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kompliziertes Angriffssystem dar? Für eine Landung war es geeignet, außerordentlich geeignet sogar. Diese Bucht, nur von oben her durch den Treppenpfad erreichbar, bildete einen geradezu idealen Anlegeplatz.
    Tommys Lebensgeister erwachten wieder. Die durch die albern-harmlose Atmosphäre in der Pension erzeugte Niedergeschlagenheit wich. Alles schien dort so unschuldig, so nüchtern; aber das war nur die Oberfläche. Hinter der harmlosen Fassade wurde ein böses Spiel gespielt.
    Und nach Tommys Vermutung hielt Mrs Perenna die Fäden in der Hand. Die Hauptsache war nun also, mehr über Mrs Perenna zu erfahren. Er musste herausbekommen, was hinter der Maske der einfachen Pensionsbesitzerin steckte. Er musste ihren Briefwechsel überwachen, ihre gesellschaftlichen Beziehungen auskundschaften, musste herausfinden, als was sie früher gearbeitet hat – irgendwie musste er ihr auf die Spur kommen. Ob Mrs Perenna die berüchtigte Agentin M. war? Ob sie wirklich die ganze Fünfte Kolonne im Land leitete? Ihre Identität würde wohl nur wenigen Eingeweihten bekannt sein. Aber sicherlich hatte sie Verbindungen zu Unteragenten – das war’s, was er und Tuppence jetzt herauskriegen mussten.
    Englands Flotte war allmächtig; also musste der Schlag aus der Luft erfolgen und – durch Verrat im Innern.
    Und wenn Mrs Perenna alle Fäden dazu in der Hand hielt, dann war keine Zeit zu verlieren.
    In seine Gedanken hinein leierten Bletchleys Worte:
    »… und da sah ich, dass keine Zeit zu verlieren war. Ich nahm mir Abdul vor…« und endlos weiter ging die Erzählung.
    Aber warum gerade Leahampton?, fragte sich Tommy. Es liegt ganz abseits – sozusagen totes Gleis. Ein Verschlafenes Städtchen – altmodisch, konservativ. Das ist gerade das Richtige. Sonst noch etwas?
    Hinter Leahampton begann flaches Weideland, das sich weit landeinwärts erstreckte. Viele Wiesen und Äcker. Also gut geeignet für Truppenlandungen mittels Flugzeugen oder Fallschirmen. Aber das traf wohl auch auf andere Orte zu. Außerdem gab es hier eine sehr große chemische Fabrik. Dort war Carl von Deinim beschäftigt, nicht zu vergessen.
    Carl von Deinim. Hatte er etwas damit zu tun? Es schien nur allzu wahrscheinlich. Grant hatte allerdings die Vermutung geäußert, er könne nicht an der Spitze stehen, weil er in jedem Augenblick der Überwachung, sogar der Internierung ausgesetzt war. Also nur ein Rädchen in der großen Maschine. Trotzdem konnte er inzwischen die ihm gestellten Aufgaben gut ausgeführt haben. Tuppence gegenüber hatte er von Arbeiten über Seuchenbekämpfung und Unschädlichmachen gewisser Gase gesprochen. Da gab es viele Möglichkeiten – keine erfreulichen!
    Also, schloss Tommy ein wenig widerstrebend, Carl hing mit in der Sache drin. Schade, er konnte den Jungen gut leiden. Immerhin, er arbeitete für sein Vaterland – setzte sein Leben aufs Spiel. Für einen solchen Gegner konnte Tommy Achtung empfinden, auch wenn er ihn mit allen Mitteln bekämpfte. Zum Schluss hieß es dann: er oder ich – aber das hatte er ja gewusst, als er den Auftrag annahm.
    Nur die Verräter im eigenen Lande erregten Tommys Zorn. Bei Gott, die wollte er zur Strecke bringen!
    »… Und so habe ich sie dann zur Strecke gebracht!«, schloss der Major triumphierend seine Erzählung. »War ein ganz ordentliches Stück Arbeit von mir, was?«
    Tommy erwiderte, ohne zu erröten: »Großartig! Das Verwegenste, was ich je gehört habe, Herr Major.«
     
    Mrs Blenkensop las einen Brief, der auf Überseepapier geschrieben und dessen Umschlag mit den Stempeln des Zensors versehen war.
    Diese Briefe waren das sichtbare Ergebnis ihrer Unterhaltung mit »Mr Faraday« –
    »Ach, mein lieber Raymond«, murmelte sie, »ich war so froh, ihn draußen in Ägypten zu wissen, und nun scheint alles wieder umdisponiert zu werden. Selbstverständlich alles ganz geheim, er darf um Gottes willen nichts darüber sagen. Natürlich. Der ganze Plan ist wunderbar, sagt er, bald werde ich mächtig überrascht sein. Gottlob weiß ich wenigstens, wohin er kommt, aber ich möchte nur wissen, weshalb gerade dorthin…«
    »Er darf Ihnen doch wohl nicht erzählen, wohin er geschickt wird?«, knurrte Bletchley.
    Tuppence lachte ein bisschen schuldbewusst, faltete den kostbaren Brief zusammen und blickte die Gäste am Frühstückstisch mit bittender Miene an.
    »Wir haben da unsere eigenen Methoden«, sagte sie halb verschämt. »Der liebe Raymond. Er weiß ganz genau, dass ich ruhiger bin,

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